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Die Folgen des Anschlags in Beer Sheva

JERUSALEM, 23.03.2022 (MS) – Nachdem gestern ein arabischer Terrorist vier Menschen getötet und mehrere schwer verletzt hat, liegen die Nerven in Beer Sheva blank. Die Behörden fürchten weitere Anschläge dieser Art und haben die Sicherheitsvorkehrungen in der Stadt erhöht, während der Inlandsgeheimdienst, Shin Bet, seine Aktivitäten unter den Beduinen der Gegend verstärkt. Die aktuelle Regierung hat, wie andere vorher, versprochen, die Kriminalität im Süden des Landes zu bekämpfen, aber sie hat bisher nichts erwirkt. Im Gegenteil, die arabische Raam-Partei in der Regierungskoalition hat jegliche Versuche in diese Richtung abgewürgt.

Die arabische Bürgermeisterin von Rahat, wo der Terrorist wohnte, veröffentlichte hingegen sofort eine Pressemitteilung, in der sie den Anschlag verurteilt.

„Die Gemeinde Rahat und ihre Einwohner verurteilen in jeglicher Weise den mörderischen Angriff, der heute Nachmittag in der Stadt Be’er Sheva stattfand und bei dem vier unschuldige Zivilisten ums Leben kamen und weitere verletzt wurden … Wir, sowohl Araber als auch Juden, müssen die nachbarschaftlichen Beziehungen aufrechterhalten, die bisher zwischen beiden Seiten vorherrschten. Dieses schwierige Ereignis betrifft ein einzelnes Individuum und repräsentiert nicht die gesamte arabische Gesellschaft im Negev,“ heißt es in der Veröffentlichung.

Eine schreckliche Tragödie

Die Namen der Opfer des gestrigen Terroranschlags wurden bekanntgegeben. Doris Yakhbas, 49 Jahre alt und wohnhaft in Moshav Gilat, war das erste Opfer, das nach dem Anschlag benannt wurde. Ihr Ehemann, der bei der israelischen Strafvollzugsbehörde arbeitet, traf nach dem Anruf eines Passanten am Tatort ein und stellte fest, dass seine Frau unter den Ermordeten war. Auch einer der Sanitäter, der zum Tatort eilte, war ihr Neffe, der sie bereits tot vorfand. „Ich war einer der ersten, die am Unfallort eintrafen und behandelte eine verletzte Frau, die bewusstlos war“, sagte der Sanitäter zu Reportern. „Während ich sie behandelte, erkannte ich sie als meine Tante, die Schwester meiner Mutter. Sie zeigte keine Lebenszeichen mehr, und wir waren gezwungen, sie für tot zu erklären. Ich war entsetzt, aber ich musste weiterarbeiten und meinen Onkel behandeln, der ebenfalls vor Ort war.“

Das zweite Opfer war Laura Yitzhak, 43, die einen Ehemann und drei Kinder hinterlässt. Laura Yitzhak war die Schwester eines Polizeibeamten, der auf der örtlichen Polizeiwache in Beer Sheva Dienst tat und zum Tatort der Messerstecherei gerufen wurde. Die zwei getöteten Männer waren Menachem Yehezkel, 67 und Rabbi Moshe Kravitzky, der Chabad-Abgesandte für Beer Sheva. Rabbiner Kravitzky leitete die Synagoge im Stadtteil Nahal Beka von Be’er Sheva und war außerdem für die Suppenküche Colel Chabad zuständig, die täglich viele ältere und arme Menschen mit Essen versorgt.

War der Anschlag vermeidbar?

Die Identität des Attentäters konnte schnell festgestellt werden, da er den Behörden bekannt war und vor etwa zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Mohammad Ghaleb Abu al-Qi’an, 34, aus der Beduinenstadt Hura wurde 2015 verurteilt, weil er versuchte, sich dem IS anzuschließen und andere Beduinen für die Terrororganisation zu rekrutieren. Er hatte eine geheime Zelle gegründet, deren Ziel es war, unter dem Islamischen Staat in Syrien zu kämpfen.

Unterlagen des Prozesses gegen Abu al-Qi’an zeigten, dass die Anklage ihn damals als „tickende Zeitbombe“ bezeichnet, man könne nie wissen „wann der Countdown beginnt“ hieß es. Der Richter hielt die Taten des Angeklagten jedoch für nicht schwerwiegend und verurteilte ihn zu einer relativ milden Strafe von vier Jahren Haft.

Die Bürger Beer Shevas trauern jetzt um ihre getöteten Freunde und Verwandten, aber die Trauer könnte in Wut umschlagen. Die israelischen Behörden haben die gefährliche Lage im Süden zu lange ignoriert und das hat sich gestern auf tödliche Weise gerächt.

Titelbild: Polizisten und Sanitäter konnten den Toten in Beer Sheva nicht mehr helfen. Zwei schwer Verletzte kämpfen im Krankenhaus noch um ihr Leben. Foto: Flash90

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