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Helden ohne Umhang (37) – Sara Zoabi: Muslima, Zionistin und israelische Patriotin

von Nadine Haim Gani

JERUSALEM, 25.03.2022 – „Im Laufe der Geschichte haben Juden gelitten, wenn sie nicht vereint waren. Wahrt den Staat Israel und Gott wird alle Juden der Welt bewahren.“ – Sara Zoabi, 2020

Sara Zoabi wurde am 19. November 1971 in Israel geboren. Sie ist glücklich verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Heute lebt das Ehepaar in der größten arabischen Stadt Israels, in Nazareth. Sara arbeitet als Lehrerin in präventiven Fahrkursen. Bei einer bestimmten Anzahl gesammelter Punkte bei Verkehrsdelikten, Verstößen, Autounfällen und einem Entzug des Führerscheins beordert das israelische Verkehrsministerium die Straßenraudis zu einer Teilnahme an einer solchen Fahr-Auffrischung. Autofahrer, die nicht teilnehmen, bekommen ihren Führerschein nicht zurück.

Sara ist Teil des arabisch-israelisch-muslimischen „Zoabi-Clans“. Die Großfamilie stammt ursprünglich aus dem östlichen Teil Jordaniens und wohnt heute in Nazareth und mehreren Dörfern im unteren Galiläa im Norden Israels. Viele Clanmitglieder hatten hohe Schlüsselpositionen im jordanischen Königreich inne und wurden später auch zu einflussreiche Personen in Israel.

Der Zoabi-Clan

Die Ältesten des Zoabi-Clans verweisen stolz auf einen Stammbaum bis zum Propheten Mohammed. Sie pflegten nur innerhalb der eigenen Großfamilie Ehen zu schließen. Der Ursprung der beeindruckenden Familie liegt im Irak. Wann genau der Stamm Richtung Jordanien aufbrach, ist unbekannt. Innerhalb des Clans gibt es über ihre Ankunft verschiedene Spekulationen.

Zu Beginn der Mandatszeit widersetzte sich der Clan der britischen Herrschaft und arbeitete eng mit der Husseini-Familie und dem jordanischen König Abdullah I zusammen. Die Zoabis hatten viele Jahre enge Beziehungen zu den jüdischen Dörfern im Umkreis. Nach dem arabischen Aufstand in den 30er-Jahren trennte sich der Zoabi-Clan von den Husseinis, die in ihren Augen als Verräter galten. Aus Angst vor Razzien der Husseinis, bildete die Zoabi Familie eine eigene uniformierte und bewaffnete Verteidigungsarmee. In diesen Jahren verkauften die Clanoberhäupter Teile ihrer Dörfer an den jüdischen Nationalfond. Dieser Schritt sorgte für Missgunst bei ihren palästinensischen Nachbarn.

Nachdem im Jahr 1947 der UN-Teilungsplan für Palästina umgesetzt wurde und der erste Krieg um die israelische Unabhängigkeit begann, beteiligten sich die Clanmitglieder nicht an dem sogenannten Bürgerkrieg arabischer Milizen gegen ihre jüdischen Nachbarn. Nach der israelischen Unabhängigkeitserklärung am 14. Mai 1948 vertrieb die paramilitärische „Arabische Befreiungsarmee“ die Zoabi-Clanmitglieder aus ihren Dörfern. Die Befreiungsarmee befürchtete, die Zoabis würden die jüdischen Streitkräfte unterstützen. Am Ende des „Palästinakrieges“ kehrten die meisten Bewohner in ihre Dörfer zurück und erkannten die israelische Existenz und Herrschaft im Land an. Mehrere Clanmitglieder halfen sogleich bei Geheimdienst-Operationen in Nazareth.

Patriotische Muslima 

Sara Zoabi ist Teil dieser herausragenden arabisch-muslimischen Familie. Die heute 51-Jährige definiert sich selbst als Araberin, Muslima, Israelin und stolze Zionistin. Die mutige Frau verpasst keine Gelegenheit, um ihren israelisch-patriotischen Standpunkt offen zu bekunden.

Sara und ihr Sohn Mohammad rückten 2014 zum ersten Mal in das Rampenlicht der Weltöffentlichkeit. Am 12. Juni 2014 entführten radikale Hamasanhänger drei Teenager an der Kreuzung von Alon Schwut in der Nähe von Jerusalem. Mit der Militäroperation „Hüter der Brüder“ begann die Suche nach den drei Jungs. Mehr als zwei Wochen lang fahndeten israelische Sicherheitskräfte nach den Jugendlichen und ihren Entführern. Erst später wurde bekannt, dass noch in der Entführungsnacht der 16-jährige Gilad, der gleichaltrige Yaakov Naftali und der 19-jährige Eyal von den palästinensischen Terroristen hingerichtet wurden. Getötet wurden die drei Teenager vom militärischen Arm der Hamas unter der Führung des Terroristen Muhammad K., der einige Jahre zuvor bei dem umstrittenen Schalit-Deal freigelassen worden war.

Mohammad muss flüchten 

Zu diesem Zeitpunkt meldete sich erstmals der damals 16-jährige Mohammad Zoabi, Saras Sohn, zu Wort. Mutig veröffentlichte der junge Muslim und Gymnasiast auf Englisch, Hebräisch und Arabisch die Forderung an die Entführer, die jüdischen Jugendlichen sofort freizulassen. Mohammad wandte sich an die Regierung Israels und pochte darauf, die Kooperation mit Terroristen zu stoppen. Des Weiteren betitelte er die palästinensische Autonomiebehörde als Ursprung des Terrors.

Dem Mord an den Jugendlichen, unaufhaltsamer Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen und Attentaten im ganzen Land, folgte die Militäroperation „Protective Edge“. Ein fast zweimonatiger Krieg mit den Terrorgruppen brach über Israel herein.

Mohammed Zoabi wurde für seine jüdischen Brüder zum Nationalhelden, doch sah er sich mit unbändigem Hass aus den arabischen Reihen konfrontiert. Aufgrund palästinensischer Hetze, den jungen Mann zu vergewaltigen und zu töten, sah er sich gezwungen, Israel aus Sicherheitsgründen zu verlassen und in die USA zu fliehen. Nach fast einem Jahr kehrte Mohammad zurück und meldete sich 2017 bei der israelischen Armee zum Militärdienst.

„Ich bin Araberin, Muslima, Israelin, stolze Zionistin“

Sara blieb damals in Israel zurück. Für sie war dies die schlimmste Zeit ihres Lebens. Nachdem sie ihren Sohn in Sicherheit wusste, kämpfte sie weiter für ihren zionistischen Traum. Für ihren Einsatz und ihre Aktivitäten erhielt Sara Morddrohungen und wurde brutal körperlich angegriffen. Selbst der Ausstoß aus der arabischen Gemeinschaft brachte die Kämpferin nicht zum Schweigen. Sie steht felsenfest für ihre Wahrheit. Sie teilt die Realität des jüdischen Staates in arabischer Sprache per Videobotschaften mit der ganzen Welt.

Im gleichen Jahr meldete sich Sara bei der beliebten israelischen Kochsendung „Master Chef“. Nicht nur die Juroren und Chefköche der Reality-Show, sondern auch die israelischen Zuschauer waren von der mutigen Köchin fasziniert. Ihre köstlichen arabischen Gerichte setzten dem ganzen das i-Tüpfelchen auf. Als einer der Juroren versuchte, Saras Definition von „Zionist“ zu verstehen, antwortet sie: „Ich glaube an das Recht des jüdischen Volkes, seinen eigenen Staat zu besitzen.“ Und sie fügte hinzu: „Ich möchte allen Arabern Israels wirklich sagen: Wacht auf! Wir leben im Himmel. Vergleicht unser Land, mit allen anderen arabischen Ländern – wir sind im Himmel. Ich persönlich habe kein anderes Land und ich besitze keine andere Flagge. Bei allem Respekt vor meiner Nationalität, mein Standpunkt bedeutet nicht Verrat! „

Sara fühlt sich tief mit ihrem Land verbunden. Für sie gibt es keine andere Fahne als die blau-weiße Flagge des jüdischen Staates. Sie sagt über sich selbst, dass sie Leben und Seelen durch ihre wichtige Aufklärungsarbeit rettet.
Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von Sara Zoabi


Sara Zoabi ist sich bewusst, dass ihre Weltanschauung, auf der Seite Israels zu stehen, Folgen für sie und ihre Familie hat. Doch das lässt die tapfere Zionistin kalt. Sie ist sich sicher, dass kein einziger israelischer Araber seine Staatsbürgerschaft aufgeben und in sogenannten besetzten Gebieten leben wolle.

Wiederholte Kündigungsdrohung

Sara und Mohammed zahlen für ihre Liebe zum jüdischen Staat und dem Auserwählten Volk einen hohen Preis: Sie werden immer wieder angegriffen, viele Freunde haben sich von ihnen losgesagt, selbst die eigene Familie wandte ihnen den Rücken zu. Immer wieder muss Sara mit drohenden Kündigungen bei ihrer Arbeit kämpfen. Sara ist stolz auf sich und ihren Sohn. „Ich habe meinen Sohn dazu erzogen, den Menschen als Person zu lieben und nicht zwischen einem Juden und einem Araber zu unterscheiden. Wir sind alle Menschen.“

Sara als Gast bei der Fokus Jerusalem-Preisverleihung der „Frau des Jahres“. Sie belegte den vierten Platz. Foto: Fokus Jerusalem


Kürzliche Ausschreitungen im Ostjerusalemer Viertel Sheikh Jarrah kommentierte Sara auf öffentlichen sozialen Plattformen. Während der jüdische Knesset-Abgeordnete Ben Gvir in den eigenen Regierungsreihen aufgrund angeblich provokativer Handlungen in Sheikh Jarrah auf Unmut stößt, ist es Sara wichtig, den Abgeordneten politisch zu unterstützen. Ihre Aussage, Israel habe nichts erobert, sondern kehre in das Land seiner Vorfahren zurück, stößt auf viele Reaktionen in den sozialen Medien. Auf rechtlicher Ebene wird Saras Standpunkt jedoch untermauert: Die Grundstücke in Sheikh Jarrah wurden 1875 von jüdischen Gemeinden aufgekauft, aber dann von den Jordaniern besetzt. Nach dem Unabhängigkeitskrieg wurde der Boden an die Bewohner Ostjerusalems aufgeteilt. Die Araber in Sheikh Jarrah behaupten, das Land sei Privatbesitz, aber diese Behauptung wurde vor Gericht zurückgewiesen. Die jüdischen Besitzer legten Originaldokumente vor, die ihren Besitz bewiesen. Doch dieser Befund stößt bei Sheikh Jarrah-Gegnern auf taube Ohren. Nicht zuletzt auch bei Saras jetzigem Arbeitgeber. Dieser wurde auf den Post der 51-Jährigen aufmerksam und drohte mit ihrer sofortigen Kündigung, sollte sie ihr Statement nicht umgehend korrigieren.

Im Gespräch mit Fokus Jerusalem konnte Sara ihre Tränen nicht zurückhalten. Die Last des Existenzkampfes Israel trägt sie auf ihren eigenen Schultern mit. Auch wenn der Kampf aussichtslos und zermürbend erscheint, versucht sie tapfer ihre Moral hochzuhalten. Doch manchmal ist auch eine Kämpferin nervlich am Ende.

Polizei ist machtlos

Sara Zoabi hat sich an die Flüche und die Morddrohungen für ihre unerschütterliche Unterstützung des Staates Israel gewöhnt. Aber in einem kürzlich veröffentlichten Video, das in Windeseile auf Facebook verbreitet wurde, wird sie von einem Fremden angegriffen. Nicht nur arabischen Beschimpfungen, sonder auch Dutzenden von Drohnachrichten auf ihr persönliches Handy war sie ausgesetzt. 

Doch trotz aller Kämpfe gibt es auch Lichtblicke im Leben der Pionierin. Im Jahr 2017 hat die jüdische US-Zeitung „The Algemeiner Journal“ Sara Zoabi in die Top-100-Liste der Persönlichkeiten aufgenommen, die das jüdische Leben im vergangenen Jahr positiv beeinflussten. Im gleichen Jahr sprach Sara unter großem Polizeischutz beim Israeltag in Stuttgart. Dutzende Radikale versammelten sich und schwenkten palästinensische Flaggen und beschimpften die Sprecherin auf Arabisch. Sara erhob als mutige Antwort ihre Israelfahne und rief zu den Demonstranten „Israel und sein Volk leben!“.

Sara Zoabi schreckt vor Provokationen nicht zurück. Voll verschleiert geht sie in jüdischen Städten spazieren, um zu zeigen, dass sie dort nicht diskriminiert wird. Foto: Fokus Jerusalem


Sara verteidigt ihr Land und ihr Volk, auch wenn sie sich dafür in Lebensgefahr begibt. Sie hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, den wahren Standpunkt Israels mit intensiver Aufklärungsarbeit in der Welt zu vertreten und gegen den steigenden Antisemitismus zu kämpfen. Sie ist die Hoffnung auf Akzeptanz und Koexistenz im Heiligen Land. Sarah ist unsere Heldin! Statt Umhang trägt sie die Israelfahne.

Titelbild: Sara Zoabi glaubt und liebt Israel und das jüdische Volk wie kaum eine andere Aktivistin der arabischen Gemeinschaft. Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von Sara Zoabi

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