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Drama in judäischer Wüste: 42 Schüler verloren und terroristische „Fake News“ in Jerusalem

NAHAL OG, 30.03.2022 (NH) – Ein Schulausflug in der sonnenverwöhnten Judäawüste ist für 10-jährige Grundschüler zu einem Horrortrip geworden. Gleich mehrere Schulklassen waren im ausgetrockneten Flussbett des Nahal Og in der Nähe des Toten Meer aus Wandertour. Die Fünf- bis Achtklässler waren am Montagnachmittag mit ihren Lehrern und Aufsichtspersonen gegen 16:30 Uhr Ortszeit aufgebrochen. Aus bisher ungeklärten Gründen trennten sich verschiedene kleine Schüler-Grüppchen vom Rest der Truppe und liefen in verschiedene Richtungen.

Zunächst 15 Kinder als vermisst gemeldet

Die Lehrer informierten gegen 19 Uhr die Polizei und melden einen Teil der Schüler als vermisst. Zu Beginn wurde nach 15 Kindern gefahndet. Später stellte sich heraus, dass sich mehr als 40 Kinder verirrt hatten. Mit großem Polizeiaufgebot, dem Megilot Such- und Rettungsteam und Soldaten des Lavie-Battalions begann die Fahndung nach den vermissten Schulkindern. Unterstützt wurde die Suchaktion von Drohnen, einem Polizeihelikopter und Dutzenden freiwilligen Helfern. Matan Mord, Einsatzleiter der Rettungstruppe, erklärte, dass die Exkursion im Gebiet des Og-Wadi am Nachmittag viel zu spät gestartet wurde. Die Route sei mit Leitern und Abstiegen bei Dunkelheit für Kinder sehr anspruchsvoll.

Die Drohnen konnten zunächst 21 Schüler orten, die wenig später von Rettungskräften zu Fuß erreicht und in Sicherheit gebracht wurden. Drei Weitere wurden über den Helikopter lokalisiert. Alle Kinder wurden nach ein paar Stunden und dank des schnellen und professionellen Handelns der Rettungsteams sicher und unverletzt in Sicherheit gebracht.

Rettungskräfte des „Megilot Search and Rescue“-Teams orten die Kinder über Drohnen. Dank dem schnellen Einsatz der Helfer konnten alle vermissten Schüler gefunden und in Sicherheit gebracht werden. Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von „Megilot Search and Rescue“

Fake News über Whatsapp versetzen Eltern in Panik

In diesem Fall kamen alle Beteiligten mit dem Schrecken davon. Anders als im April 2018, als zehn Jugendliche bei einem Ausflug in der Umgebung vom Toten Meer ihr Leben verloren. Nach heftigen Stürmen und Regenfällen wurden die Schüler einer vormilitärischen Akademie von einer plötzlichen Flutwelle erfasst und ertranken in den Wassermassen.

Angst um ihre Kinder hatten gestern auch Hunderte Eltern in Jerusalem. Über Whatsapp-Gruppen wurden die Eltern informiert, muslimisch aussehende Mitbürger versuchten, sich Zugang zu den Bildungseinrichtungen ihrer Schützlinge zu verschaffen. So soll sich eine Araberin als Leiterin des Putzteams ausgegeben haben, um einen Kindergarten Im Ortsteil Har-Homa zu inspizieren. Die vorsichtigen Kindergärtnerinnen alarmierten das örtliche Sicherheitsteam und die verdächtige Person flüchtete. Wenig später nahm das Jerusalemer Bildungsministerium zu dem Vorfall Stellung und räumte ein, die Kindergärtnerinnen nicht rechtzeitig von der bevorstehenden Visite in Kenntnis gesetzt zu haben. Auch die Nachricht, eine arabisch sprechende Person habe versucht, in die Jerusalemer Kunstschule einzudringen, entpuppte sich wenig später als falsch.

Eltern kämpfen mit großer Unsicherheit

Israelische Eltern versuchen, Ruhe zu bewahren, doch die jüngsten tödlichen Terroranschläge sorgen für große Unsicherheit und Angst. Schulen versprechen, die Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken, doch im zentralisraelischen Givataim stellen gleich mehrere Bildungszentren ihren Dienst bis nächste Woche ein. Ron Konik, Bürgermeister der Stadt, räumt ein, aufgrund eines extremen Mangels an qualifiziertem Sicherheitspersonal nicht jeden Kindergarten sichern zu können. Trotz eines Aufrufs des israelischen Bildungsministeriums, „die Routine der Schul- und Kindergartenkinder aufrechtzuerhalten“, werden viele Eltern aus Angst vor weiteren Attentaten ihre Kinder in den kommenden Tagen daheim lassen.

Titelbild: Gegen 21 Uhr verkündet die israelische Polizei, alle Schulkinder wohl aufgefunden zu haben. Foto: Mit freundlicher Erlaubnis von „Megilot Search and Rescue

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