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Eltern im Schatten des Terrors – kein ausreichender Schutz in israelischen Kindergärten und Schulen

JERUSALEM, 16.05.2022 (NH) – Familienleben wird in Israel großgeschrieben. Die Geburtenrate im jüdischen Staat ist so hoch wie in kaum einem anderen Land. Der Grund: Israelis lieben einfach ihre Sprösslinge! Darum ist es nicht verwunderlich, dass die jüngste Terrorwelle israelische Eltern in Angst und Schrecken versetzt.

Angst vor terroristischen Attacken auf die Kleinsten

In den vergangenen Wochen folgt ein Terroranschlag dem nächsten. Dazu steigt das Hass- und Gewaltlevel der Täter. Die Angst ist vielerorts zu spüren. Der tödliche Anschlag in Elad, bei dem drei Familienväter ermordet wurden, löste im ganzen Land eine Welle der Besorgnis aus.

Israelische Familien geben offen zu, sich weniger in Parks und der Natur aufzuhalten. Outdoor-Treffen, Einkaufsbummel und Besuche in öffentlichen Einrichtungen werden gemieden. Doch die Angst erreicht bei vielen schon in den frühen Morgenstunden den Höhepunkt. Eltern berichten dem israelischen Nachrichtensender Reshet13, ihre Kinder besorgt und unsicher in Bildungseinrichtungen zurückzulassen. Der Grund für die Panik der Eltern sind fehlende bewaffnete Wachmänner an den Eingängen der staatlichen Institutionen. Ein Täter habe so die Möglichkeit, ungehindert jüdische Kindergärten und Schulen zu betreten. Eine Horrorvorstellung für die besorgten Eltern.

Unzureichende Sicherheitszäune werden in Kauf genommen

In den Augen der Erziehungsberechtigten wird die Gefahr weiterer Terrorattacken von der israelischen Regierung nicht ernst genug eingestuft. Sicherheitszäune, die Palästinenser davon abhalten sollen, illegal nach Israel zu gelangen, sind oft zerstört und erlauben so ein problemloses Eindringen in jüdische Städte und Siedlungen. Ein solches Szenario kann sich, wie in der jüdischen Stadt Elad, schnell zu einem Blutbad entwickeln.

Die Regierungsentscheidung, nur Schulen mit mehr als 100 Schülern zu bewachen, verstärkt die Angst der Bevölkerung. Alle anderen Einrichtungen müssen sich mit einer sogenannten “Mobilen Security” zufriedengeben. Dabei handelt es sich um eine örtliche Streife, die im Laufe des Tages zwischen mehreren Kindergärten und Vorschulen patrouilliert.

Selbst Schulen mit mehr als 100 Schülern können kaum für ausreichende Sicherheit sorgen. Israel klagt seit längerer Zeit über einen anhaltenden Mangel an professionellen Arbeitskräften in der Sicherheitsbranche. Im Schatten der blutigen Übergriffe hat sich die Krise in der Sicherheitsindustrie weiter zugespitzt.

“Wir haben das Recht auf Schutz”

Öffentliche Demonstrationen und offizielle Schreiben des israelischen Kindergartenausschusses an Polizeiminister Omer Bar Lev erzielten innerhalb der Regierung nicht die erwartete Veränderung der Sicherheitslage. In der Zwischenzeit versucht die Polizei, mit unbewaffneten Wachmännern die Sicherheit an israelischen Bildungseinrichtungen zu garantieren. Ein unverständlicher Schritt, der das mangelnde Sicherheitsgefühl vieler Eltern weiter verschärft.

Titelbild: Israelische Kinder auf ihrem Weg zur Cramim-Schule in Jerusalem. Viele staatliche Schulen sind nur unzureichend geschützt. Foto: Olivier Fitoussi / Flash90

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