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Ärzte in Nordisrael rekonstruieren in einer spektakulären Operation das Ohr eines Kindes

NAHARIYA, 25.04.2022 (NH) – In einer außergewöhnlichen Operation gelingt es dem israelischen Ärzteteam des Galilee Medical Center im Norden des Landes, die fehlgebildete Ohrmuschel eines 6-jährigen mit einem gedruckten Transplantat zu rekonstruieren. Bei dem Eingriff handelt es sich um eine ästhetische, chirurgische Rekonstruktion des äußeren Ohres. Eine solche Behandlung gilt als äußerst anspruchsvoll.

Mikrotie tritt bei ein bis zwei von 10.000 Geburten auf

Der kleine Patient des Galilee Medical Center in Nahariya leidet an einer angeborenen Fehlbildung seines Außenohres. Die Ohrmuscheldeformität ist auf eine Mikrotie bzw. Aretrie zurückzuführen. In den frühen Stadien der Entwicklung eines Babys besitzt der kleine Embryo Kiemenanlagen. Diese entwickeln sich später zu Teilen des äußeren und inneren Ohres. Bei einer Aretrie kommt es während dieser Umwandlungsphase zu Fehlbildungen. Letzteres Symptom führt des Weiteren zu einem verschlechterten Hörvermögen des Patienten, was in den meisten Fällen jedoch nicht operativ behoben werden kann. Was zu einer solchen Mikrotie bei einem Embryo führt, ist weitgehend unbekannt.

Während der dreistündigen chirurgischen Rekonstruktion des Ohres transplantierten die Ärzte eine synthetische knorpelartige Ohr-Protese, die aus einem Material namens Medpor hergestellt wurde. Die Prothese diente als eine Art Skelett der Ohrmuschel und wurde dann mit einer Hauthülle, die aus Hautteilen hergestellt wurde, bedeckt.

Das Ohr-Skelett wurde von einem externen Unternehmen mit einem dreidimensionalen Drucker angefertigt und konnte so optimal an den kleinen Patienten angepasst werden.

Die Chirurgen des Galilee Medical Center rekonstruieren die Ohrmuschel ihres kleinen Patienten. Die Hauthülle wurde im Bereich des Ohres entnommen. Foto: Eli Cohen / Mit freundlicher Erlaubnis von Galilee Medical Center

Einzigartige Operation mit maximaler Genauigkeit

Dr. Amin Abu Jabal leitete das Team der Abteilung für plastische Chirurgie und Verbrennungen, das die anspruchsvolle Operation erfolgreich durchführte. Dr. Abu Jabal erklärt, die Transplantation einer synthetischen Prothese biete viele Vorteile. So könne mit einer gedruckten Ohrmuschel maximale Genauigkeit und ein höheres Mass an Ästhetik erreicht werden. Normalerweise wird bei einer solchen chirurgischen Rekonstruktion der Rippenknorpel des Patienten Schritt für Schritt umgeformt. Zudem minimiere die neuartige Methode Schmerzen und Komplikationen im Transplantationsbereich.

Dr. Leonid Kogan, Direktor der Abteilung für plastische Chirurgie und Verbrennungen, erklärt, er empfehle, eine solche Operation in den jungen Jahren eines Patienten durchzuführen. So sollen psychologische Folgen vermieden werden. Dennoch ist von einem solchen Eingriff vor dem sechsten Lebensjahr abzuraten. In diesem Alter habe das kindliche Ohr in etwa 85 % eines erwachsenen Ohres erreicht. Nachdem der tapfere kleine Patient noch einige Tage nach der Operation zur Beobachtung im Krankenhaus blieb, konnte er mittlerweile nach Hause entlassen werden.

Titelbild: Das Ärzteteam des Galilee Medical Center im Norden Israels. Sie schenkten dem 6-Jährigen eine erfolgreiche Ohr-Transplantation. Foto: Eli Cohen / Mit freundlicher Erlaubnis des Galilee Medical Center


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