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Das Tote Meer trocknet aus – Wissenschaftler warnen vor Katastrophe

JERUSALEM, 16.05.2022 (MS) – Das Tote Meer ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Israels, aber es verliert sehr schnell Wasser. Nach Angaben israelischer Wissenschaftler geht der Wasserstand jedes Jahr um einen Meter zurück und hinterlässt gefährliche Erdfälle an der Küste. Diese oft unsichtbaren Löcher im Boden können für Besucher lebensgefährlich sein.

Wenig neues Wasser

Seit 1960 hat das Tote Meer etwa ein Drittel seiner Fläche verloren und das Tempo des Rückgangs hat in den letzten Jahren sogar noch zugenommen. Der wichtigste Grund für diesen starken Wasserverlust ist die landwirtschaftliche Nutzung des Wassers des Jordan-Flusses, der das Tote Meer speist. Es kommt also zu wenig Wasser aus dem Jordan an, während gleichzeitig Fabriken am Toten Meer Wasser für ihre Produktion abpumpen. Weiterhin sei die Temperatur in dieser Gegend in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen, so dass mehr Wasser verdampft.

Der israelische Wetterdienst hat vor kurzem einen Bericht über extreme Wetterereignisse veröffentlicht, aus dem hervorgeht, dass in allen Regionen des Landes eine deutliche Erwärmung zu verzeichnen ist. Weiterhin sollen zum Ende des 21. Jahrhunderts die Niederschläge um 10 % abnehmen, was den Zufluss ins Tote Meer noch weiter reduzieren würde.

Kann das Meer gerettet werden?

Am südlichen Teil des See Genezareth, der den Jordan-Fluss speist, befindet sich der Degania-Damm, der den Abfluss aus dem See in den Fluss reguliert. Seitdem der Wasserstand des Genezareth in den letzten Jahren gestiegen ist, wird darüber diskutiert, den Degania-Damm weiter zu öffnen, so dass der Jordan und auch das Tote Meer zusätzliches Wasser erhalten. Bisher ist dies noch nicht geschehen.

Ein anderes vielversprechendes Projekt würde Wasser aus dem Süden, nämlich dem Roten Meer, ins Tote Meer führen. Diese Idee wurde anfangs von Jordanien und der palästinensischen Autonomiebehörde unterstützt, da Wasser aus dem Roten Meer auf dem Weg in den Norden entsalzt und für die Landwirtschaft genutzt werden könnte. Leider hat Jordanien dieses Projekt vor einem Jahr verworfen.

Wenn kein Wasser aus dem Norden und dem Süden zur Rettung des Tote Meeres genutzt werden kann, bleibt nur noch das Mittelmeer im Westen. Es ist zwar ein langer Weg, aber da das Tote Meer etwa 400 Meter unter dem Mittelmeer liegt, könnte das Wasser bequem herunterfließen und auf dem Weg noch Strom durch Turbinen erzeugen. 1975 wurde bereits ein detaillierter Plan für solch einen Kanal erstellt, aber aufgrund der hohen Kosten wurde er bisher nicht umgesetzt. Vielleicht wird der aktuelle Bericht über die schlechte Situation des Toten Meeres diesen Plan wieder auf die Tagesordnung setzen.

Titelbild: Wie lange werden diese Hotels noch an der Küste des Toten Meeres stehen? Foto: Moshe Shai/FLASH90

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