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Weltweite Empörung: Israelischer Journalist schleicht sind nach Mekka

JERUSALEM, 24.07.2022 (NH) – Mekka ist als heiligste Stadt des Islam weltweit bekannt. Das bedeutende Wallfahrtszentrum in Saudi Arabien und ihr inneres Heiligtum, die würfelförmige Kaaba, die als Geburtsort des Propheten Mohammed gilt, darf jedoch nur von Muslimen betreten werden. Dieses Verbot soll in einer der Suren des Koran fundamentiert sein. So dürfen sich „unreine Götzendiener“ dem heiligen Ort nicht nähern. Folglich kontrolliert die saudi-arabische Regierung den Zugang zu den muslimischen Heiligtümern. So soll nicht nur die Heiligkeit der Pilgerstätte, sondern auch der Frieden der Beter bewahrt werden. Ein israelischer Journalist, der sich vergangene Woche in das islamische Allerheiligste eingeschlichen hatte, sorgte für einen weltweiten Aufschrei in der muslimischen Gesellschaft. Jetzt wurde sein Helfer von den saudi-arabischen Behörden verhaftet.

Journalist filmt in Mekka

Hunderte Muslime in Israel trauten ihren Augen kaum, als auf dem israelischen Nachrichtenkanal N13 der jüdische Journalist Gil Tamary seine Reise nach Mekka dokumentierte. In dem 10-minütigen Bericht zeigt Tamary, wie er den „Berg der Barmherzigkeit“ besteigt und an der großen Moschee vorbeifährt. Tamary gilt als erster jüdisch-israelischer Journalist, der es schaffte, das muslimische Heiligtum zu besuchen. Der Nachrichten-Knaller stieß auf wütende Kritik. Esawi Freij, Israels muslimischer Minister für regionale Zusammenarbeit, betitelte den Bericht als „dumm und unverantwortlich“. Tamarys journalistisches Unterfangen schade den Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und Israel immens.

Tamary befand sich zum Zeitpunkt der jährlichen Hajj-Pilgerreise in Saudi-Arabien, nachdem er mit zwei anderen israelischen Reportern eine Sondergenehmigung erhalten hatte, um vor Ort über den Besuch des amerikanischen Präsidenten Joe Biden zu berichten.

Gil Tamary mit seinem saudischen Begleiter. Trotz verschwommener Aufnahme wurde der Komplize von den saudi-arabischen Behörden identifiziert und verhaftet. Foto: Bildschirmfoto N13

Hashtag „Jude in Mekka“

Nach heftigen Reaktionen auf verschiedenen Onlineplattformen und sozialen Netzwerken entschuldigte sich Gil Tamary und versuchte deutlich zu machen, dass er „nicht beabsichtigt habe, Muslime zu beleidigen“. Zweck der Reportage sei gewesen, „die Schönheit der Religion zu demonstrieren und religiöse Toleranz zu fördern.“ 

Begleitet wurde der Israeli von einem lokalen Führer. Trotz einer Stimmveränderung des Begleiters und einer Vertuschung seines Gesichtes wurde der „Kollaborateur“ nun von saudi-arabischen Behörden identifiziert und festgenommen. Die regionale Polizei von Mekka leitete rechtliche Schritte wegen angeblicher Mittäterschaft gegen den saudischen Staatsbürger ein. Außerdem arbeitet die saudische Staatsanwaltschaft auch an einem Verfahren gegen den israelischen Reporter. Die Behörden betonten, dass alle Besucher die Gesetze des Königreiches zu respektieren haben, insbesondere in Bezug auf die heiligen Stätten: „Jede derartige Verletzung wird als Verbrechen angesehen und geahndet.“

Der jüdische Reporter am Fuße des „Berges der Barmherzigkeit“. Der Zutritt ist nicht muslimischen Besuchern strengstens verboten. Tamary war sich über die gesetzlichen Auflagen bewusst. Foto: Bildschirmfoto N13

Rückschlag für Normalisierungsbemühungen

Trotz wachsender Geschäftsbeziehungen pflegen beiden Staaten derzeit noch keine diplomatischen Beziehungen. Saudi-Arabien erkennt den jüdischen Staat nicht an und verweigert einen Beitritt in das Normalisierungsabkommen, das der ehemalige US-Präsident Donald Trump initiiert hatte. Das bekannte „Abraham-Abkommen“ baute israelische Beziehungen zu den Golfstaaten Bahrain, Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten sowie dem Sudan auf.

Zwar hat die israelische Regierung den News-Clip offiziell nicht kommentiert, doch es hieß in Jerusalem, die Reportage habe den Politikern Kopfschmerzen bereitet. Nach wiederholten Versuchen, die Beziehungen zu Saudi-Arabien zu festigen, könne Tamarys Bericht diese Bemühungen deutlich erschwert haben.

Titelbild: Das muslimische Heiligtum Mekka. Nichtmuslimen ist der Zutritt zu den heiligen Stätten verboten. Foto: Pixabay

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