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Biblisch-archäologischer Fund: Haben Forscher das Petrus-Haus gefunden?

SEE GENEZARETH, 19.08.2022 (NH) – Ein mehr als 1.500 Jahre altes Mosaik im Norden Israels versetzt eine Gruppe von Archäologen ins Erstaunen. Die Forscher des El-Araj-Projekts haben jetzt eine besonders spannende Inschrift an der gleichnamigen archäologischen Ausgrabungsstätte am See Genezareth freigelegt. Die Inschrift könnte die jahrelange These untermauern, dass es sich bei dem bescheidenen Fischerdorf um die biblische Ortschaft Bethsaida handelt.

Bethsaida und Julias

Die Ausgrabungen des El-Araj-Projekts werden seit dem Jahr 2016 durchgeführt. Bis dato konnten die Forscher Beweise für eine Ansiedlung in der Römerzeit am nördlichen Seeufer entdecken. Der ausschlaggebende Fund für die Annahmen war ein antikes römisches Badehaus vor Ort. Die Archäologen kamen schnell zu der Schlussfolgerung, dass es sich bei den antiken Ruinen um die römische Stadt Julias handeln muss, die auf der verlorenen Stadt Bethsaida erbaut wurde.

Der römische Waschraum bezeuge demnach die Berichterstattung des jüdisch-hellenistischen Historikers Flavius Josephus. Flavius berichtet von der Erhebung des Dorfes Bethsaida in den Rang einer römischen Stadt und die Umbenennung des Dorfes auf den Namen Julia-Livia, kurz Julias. Verantwortlich für die neue Namensgebung war damals König Herodes Philippus.

In den vergangenen Jahren haben die Archäologen Prof. Mordechai Aviam und Prof. R. Steven Notley Beweise für beide Perioden des Lebens der jüdisch-römischen Siedlung gefunden. So zeugen Steingefäße und „Herodianische“ Lampen, die damals 70 n. Chr. nur in Jerusalem hergestellt wurden, von einer jüdischen Präsenz in der Stadt.

Die Forscher sind fasziniert. Ihre jahrelange Hoffnung hat sich verwirklicht. Foto: The Center for the Study of Ancient Judaism & Christian Origins, Screenshot

Langjährige Ausgrabungen legen biblische Ortschaften frei

Die Inschrift beginnt mit „Konstantin, der Diener Christi“, welches sich nach Erklärungen der Forscher auf den Spender der Kirche bezieht. Danach folgt der aufregendste Teil der Gravur. Die Inschrift bittet den „Oberbefehlshaber und Befehlshaber der himmlischen Apostel um Fürbitte“, berichten Prof. Leah Di Segni von der Hebräischen Universität in Jerusalem und Prof. Jacob Ashkenazi vom Kinneret College im Norden des Landes. Demnach beziehen sich byzantinische Christen bei den Titeln „Oberbefehlshaber und Befehlshaber der himmlischen Aposteln“ nur auf den Jünger Petrus.

Die Archäologen Prof. Mordechai Aviam und Prof. R. Steven Notley bezeichnen den Fund der Inschrift als absoluten Höhepunkt der Saison. Das Forscherteam erhofft nun, bei den kommenden Ausgrabungen und Freilegungen auf eine weitere Inschrift zu stoßen, die dem Jünger Andreas gewidmet ist. Der Apostel Andreas soll zu biblischen Zeiten ebenfalls in Bethsaida gelebt haben. Für die Archäologen wäre dies der letzte Beweis dafür, dass es sich bei der Kirche um das Gebetshaus dreht, dass auf dem Haus von Petrus und Andreas errichtet wurde.

Verortung des biblischen Bethsaida

Dabei ist es wichtig hervorzuheben, dass die Archäologen des El-Araj-Projekts nicht behaupten, dass die Kirche der Apostel wirklich auf den Häusern von Petrus und Andreas erbaut wurde. Die Forscher der Ausgrabungsstätte Bethsaida sind der Meinung, die Kirche der Apostel gefunden zu haben. Ob das heilige Gebäude wirklich an der „richtigen“ Stelle errichtet wurde, wissen die Archäologen nicht.

Die Ausgrabungsstätte El-Araj am Nordufer des Sees Genezareth ist jedoch nicht die einzige Option für das biblische Dorf Bethsaida. Das Neue Testament zeigt sich über den Wohnsitz des Jüngers Petrus und seines Bruders Andreas widersprüchlich. Die archäologischen Beweise deuten auf Bethsaida als ihre Heimatstadt hin und nicht, wie bis heute angenommen, das Fischerdorf Kapernaum.

Titelbild: Foto des Mosaiks mit der atemberaubenden Inschrift. Foto: The Center for the Study of Ancient Judaism & Christian Origins, Screenshot

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