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2000 Jahre alte Synagoge im Geburtsort Maria Magdalenas entdeckt

MIGDAL, 13.12.2021 (DK) – Geschichte hat in Israel einen hohen Stellenwert. Das offenbart schon die Gesetzeslage: Vor Bauarbeiten müssen nach Vorschrift immer zuerst Ausgrabungen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass kein Teil der Historie des Heiligen Landes verloren geht. So kommt es immer wieder überraschend zu wichtigen Entdeckungen, die Aufschluss über das Leben der Menschen während der vergangenen Jahrtausende geben. Bei einer solchen “Rettungsausgrabung” vor Straßenarbeiten in Migdal sind Archäologen auf eine 2000-Jahre alte Synagoge gestoßen. Bei dem biblischen Ort, auch als Magdala bekannt, handelt es sich um den mutmaßlichen Geburtsort Maria Magdalenas. Zudem wird im Neuen Testament berichtet, dass Jesus dort Wunder tat. Das bedeutende an diesem Fund ist, dass es sich bereits um die zweite Synagoge aus der Zeit des zweiten Tempels handelt, die in der antiken Ortschaft ausgegraben wurde. Dies wirft ein neues Licht auf das religiöse und soziale Leben der Juden vor zwei Jahrtausenden. 

Fund ändert Sicht auf jüdisches Leben zur Zeit des zweiten Tempels

Synagogen aus der Zeit des zweiten Tempels stellen einen seltenen Fund dar. Adi Erlich, Professor an der Universität in Haifa, erklärte in einer öffentlichen Mitteilung, dass bislang angenommen wurde, es hätte aufgrund des aktiven Tempels in Jerusalem nur wenig Bedarf für Synagogen in dieser Zeit gegeben. Dass gleich zwei Bethäuser unweit voneinander entfernt entdeckt wurden, zeigt allerdings auf, dass die Synagoge durchaus zum Alltag der Menschen gehörte. Die erste Stätte war im Jahr 2009 in Migdal entdeckt worden und soll von einem “Industriegebiet” umgeben worden sein, während zweite sich nahe einer Wohnsiedlung befand. Erlich erläuterte, dass die „örtlichen Synagogen innerhalb des sozialen Gefüges der Siedlung errichtet“ wurden. 

Besonderes Interesse haben die Forscher an der Beziehung zwischen den Synagogen in der Peripherie und dem religiösen Zentrum des Judentums vor zweitausend Jahren: dem Tempel in Jerusalem. “Dass wir zwei Synagogen gefunden haben, zeigt, dass die Juden der Zeit des zweiten Tempels einen Ort für religiöse und vielleicht auch gesellschaftliche Zusammenkünfte suchten”, so Erlich. „Der Stein in der anderen Synagoge, der ein Aufdruck der Menora trägt, deutet darauf hin, dass die örtlichen Juden Jerusalem als ihr religiöses Zentrum sahen und ihre lokalen Aktivitäten unter diesem Zentrum stattfanden.“ Erlichs Kollegin Dina Avshalom-Gorni betonte, wie Geschichte durch die Funde zum Leben erwacht: „Wir können uns vorstellen, dass Maria Magdalena und ihre Familie hier zusammen mit anderen Bewohnern von Migdal in die Synagoge kommen, um an religiösen und kommunalen Veranstaltungen teilzunehmen.“

Migdal – ein Grundpfeiler jüdischer Geschichte im ersten Jahrhundert

Migdal ist geschichtlich nicht nur für seine alten Synagogen berühmt. Der Ort gilt auch als der Wohnort des jüdisch-hellenistischen Historikers Josef Ben-Matityahu, besser unter dem Namen Flavius Josephus bekannt. Er verteidigte die Region Galiläa während eines jüdischen Aufstandes im Jahr 67 n. Chr. gegen die Römer. Anschließend geriet er in Gefangenschaft und musste die Eroberung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. miterleben. Seine Berichte über die Geschehnisse im ersten Jahrhundert sind heute mit die wichtigsten Dokumente über das Leben in Israel zu jener Zeit. 

Bild: Ausgrabungen der Synagoge in Migdal. Quelle: TPS

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