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Angehörige der Olympia-Opfer von 1972 einigen sich mit der Bundesregierung

JERUSALEM / BERLIN, 31. August 2022 (TM) – Die Familien der Opfer des Münchner Olympia-Massakers von 1972 und die Bundesregierung haben eine Einigung über Entschädigungszahlungen erzielt. Das haben Israels Präsident Isaac Herzog und sein deutscher Amtskollege Frank-Walter Steinmeier am heutigen Mittwoch bekannt gegeben. Die Hinterbliebenen erhalten demnach 28 Millionen Euro. Sie werden nun auch an der offiziellen Gedenkfeier teilnehmen.
In einer gemeinsamen Erklärung erklärten die beiden Staatsoberhäupter, dass das Abkommen zwar „die Wunden nicht heilen kann“, aber eine Übernahme der Verantwortung Deutschlands beinhalte. Steinmeier fügte hinzu, er sei dankbar und erleichtert, eine Lösung für die Hinterbliebenen gefunden zu haben.
Im Jahr 1972 hatten palästinensische Terroristen des „Schwarzen September“ während der Olympischen Spiele das Athletendorf gestürmt. Das kostete elf israelische Athleten und Trainer sowie einen deutschen Polizisten das Leben.
Versagen der deutschen Behörden
Westdeutschland wurde für seinen Umgang mit dem Vorfall heftig kritisiert. Das Athletendorf, in dem der Angriff stattfand, war Berichten zufolge schlecht gesichert. Auch seien die Ratschläge von israelischen Sicherheitsbeamten ignoriert worden, wie mit der Situation umzugehen sei. Eine misslungene Rettungsaktion am Flughafen Fürstenfeldbruck führte zum Tod der israelischen Athleten.
Später wurden die überlebenden Terroristen im Rahmen der Entführung eines Lufthansa-Fluges freigelassen. Diese Entführung war nach Ansicht einiger Experten zumindest teilweise inszeniert worden, um das Versagen der deutschen Regierung weiter zu verschleiern.
Die Bundesregierung hatte den Hinterbliebenen vor einigen Wochen insgesamt zehn Millionen Euro angeboten. Die Angehörigen erachteten das als zu wenig. International würden den Angehörigen von Terroropfern weit höhere Beträge bezahlt, argumentierten sie. Ihre Sprecherin Ankie Spitzer kündigte einen Boykott der offiziellen Gedenkveranstaltung an. Die Angehörigen der Opfer schrieben einen Brief an Bayerns Ministerpräsident Söder, in dem es hieß: „50 Jahre Schmähung, Lügen, Erniedrigung und Abweisung durch die deutsche Regierung und insbesondere durch bayerische Behörden sind mehr als genug für uns.“
Deutschland sagt Aufklärung zu
Laut Medienberichten übernimmt nun der Bund 22,5 Millionen Euro der Zahlungen in Anerkennung des Leids der Hinterbliebenen, das Bundesland Bayern zahlt fünf Millionen Euro. Weitere 500.000 Euro kommen von der bayerischen Landeshauptstadt München.
Deutschland sagte zudem zu, die Vorgänge von vor 50 Jahren würden nochmals genau untersucht, die Ergebnisse veröffentlicht, „unter Offenlegung aller Quellen.“

Foto: Ein Steinmetz renoviert den Gedenkstein für die elf israelischen Athleten, die während der Olympischen Spiele 1972 von palästinensischen Terroristen getötet wurden. Bild: Wolfgang Rattay / Reuters

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