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Drama am Flughafen: Palästinenser auf Amokfahrt durchbricht Sicherheitskontrollen

JERUSALEM, 05.12.2022 (NH) – Es sind Szenen wie aus einem Actionfilm: Mit hohem Tempo durchbricht ein Attentäter die hochgesicherten Einfahrtschranken zum Flughafen Ben Gurion. Die Wachmänner eröffnen das Feuer, doch der Täter rast unbeirrt weiter in Richtung Terminal. In den Abflughallen wird Alarm geschlagen. Menschen versuchen panisch zu flüchten und verstecken sich ängstlich zwischen ihren Koffern. Nach einer komplexen Verfolgungsjagd auf dem Flughafengelände wird der mutmaßliche Terrorist schließlich angeschossen und die Amokfahrt gestoppt. Diese Szenen gehören zu keinem Drehbuch. Sie haben sich am Sonntagmorgen an Israels wichtigstem Flughafen abgespielt.

Panik am Ben-Gurion-Flughafen

Verantwortlich für die Aufregung war ein palästinensischer Autodieb. Er fuhr auf der Autobahn zwischen Jerusalem und Tel Aviv, durchbrach den Sicherheitscheck und raste mit hohem Tempo in Richtung Terminal 3. Die Wachmänner hatten zwar die Not-Halteschranken aktiviert, doch der Täter fuhr unbeirrt weiter. Ein paar Meter weiter versuchten bewaffnete Sicherheitskräfte mit Autoblockaden, den Amokfahrer zu stellen und schossen auf das Fahrzeug, jedoch erfolglos. Der Täter versuchte, einen der Wachmänner zu überfahren, doch der Israeli konnte sich in letzter Sekunde retten. Der Vorfall löste eine Massenpanik auf dem Flughafen aus, die Abflughallen wurden abgeriegelt. Die Fluggäste wurden gebeten, sich auf den Boden zu legen und abzuwarten.

Augenzeugenberichten zufolge müssen sich in der Abflughalle dramatische Szenen abgespielt haben. Ein Passagier berichtete in den israelischen Medien von hysterischen Momenten: „Alle lagen auf dem Boden. Die Kinder haben vor Angst geweint und geschrien. Es war wirklich beängstigend.“

Autodieb oder Attentäter?

Erst zwanzig Minuten später wurde der Attentäter durch Schüsse der Sicherheitskräfte gestoppt. Der Verdächtige verließ das Auto und flüchtete zu Fuß zu einer nahe gelegenen Tankstelle. Er konnte wenig später von der Polizei gefasst und zum Verhör abgeführt wurde. Erst nach der Verhaftung des mutmaßlichen Terroristen kehrte der Flughafen zu seiner Routine zurück.

Polizeiberichten zufolge besteht der Verdacht, die Tat habe einen kriminellen Hintergrund und nicht wie zunächst angenommen terroristische Motive. Er wird demnach unter anderem der Gefährdung von Menschenleben auf öffentlichen Verkehrswegen und des Autodiebstahls beschuldigt.

Nicht die erste Ramm-Attacke

Der Täter, ein 35-jähriger Bewohner von Ramallah, war zunächst durch ein Loch im Sicherheitszaun in Judäa und Samaria illegal nach Israel eingedrungen und hatte dann ein Fahrzeug in der zentralisraelischen Küstenstadt Bat Yam geklaut. Der Rechtsanwalt des Angeklagten, Abid Abu Amir, erklärte, dass sein Mandant nach dem Diebstahl das komplexe Straßensystem in Israel nicht verstanden habe. „Das ist ein junger Mann, der einfach verwirrt war. Er war mit den verschiedenen Straßen in Israel nicht vertraut. Er hatte nicht die Absicht, ein Menschenleben oder die öffentliche Sicherheit zu gefährden. Die Dinge werden später geklärt“, so Abu Amir. Der palästinensische Autodieb sei wegen vorheriger Delikte vorbestraft und habe bereits eine Gefängnisstrafe abgesessen.

Bei dem Vorfall handelt es sich um den dritten Sicherheitseklat binnen weniger Monate am Tel Aviver Flughafen. Zwei ähnliche Attacken gab es bereits am 23. Oktober und 22. September. In beiden Fällen rammten palästinensische Fahrer mit gestohlenen Fahrzeugen die Sicherheitskontrollen.

Titelbild: Der Sicherheitscheck am Eingang des internationalen Ben-Gurion-Flughafens. Diese Kontrollstelle war  bereits dreimal das Ziel palästinensischer Autoattacken. Foto: Moshe Shai / Flash90

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