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Christen in Gaza beklagen strenge Reisebeschränkungen über die Weihnachtsfeiertage

JERUSALEM, 26.12.2022 (NH) – Die Weihnachtsfeierlichkeiten sind weltweit in vollem Gange. Zwischen besinnlicher Bescherung und trauter Familienzeit nutzen viele die Weihnachtsfeiertage für gemeinsame Kurzurlaube. So auch die christliche Gemeinde im Gazastreifen. Doch trotz zahlreicher Einreisegenehmigungen seitens Israel blieben einige christliche Gläubige deprimiert in Gaza zurück.

Nicht alle Familienmitglieder dürfen Gaza verlassen

Während christliche Pilger aus der ganzen Welt über die Feiertage nach Bethlehem und Nazareth strömen, beklagen viele palästinensische Familien in Gaza die israelischen Einreiseregelungen ins Heilige Land. So sei vielen Christen eine Genehmigung über die Weihnachtsfeiertage, den Gazastreifen zu verlassen, verwehrt worden. In einigen Fällen hätten sogar nicht alle Mitglieder derselben Familie die benötigten Reisegenehmigungen erhalten.

So fand der Urlaubswunsch für viele christliche Palästinenser ein jähes Ende. „Es ist eine Tragödie, wenn die Mutter oder der Vater eine Genehmigung erhalten, aber die Kinder nicht – oder das Gegenteil. Das bedeutet, dass es für die Betroffenen weder Urlaub noch Feierlichkeiten gibt“, erklärt Suhail Tarazi, Direktor der „Christlichen Vereinigung junger Männer“, kurz „YMCA“ in Gaza. Tarazi berichtete, dass sich dieses „Leid“ in Gaza unter christlichen Familien Jahr für Jahr wiederhole.

Keine Einreisegenehmigung für 200 Christen

Der südlich gelegene Gazastreifen hat 2,3 Millionen Einwohner. Regiert wird der Küstenstreifen von der Terrororganisation Hamas. Aufgrund der komplexen Sicherheitslage schränkt Israel daher nicht nur den Warenverkehr, sondern auch den Personenverkehr deutlich ein. Schätzungsweise 1.000 Palästinenser in Gaza seien Christen. Die meisten davon wären jedoch griechisch-orthodox und feiern Weihnachten erst im Januar. Dennoch hätten viele von ihnen den Wunsch geäußert, über die regulären Weihnachtsfeiertage nach Betlehem zu reisen, da der traditionelle Geburtsort Jesu nur eine 90-minütige Autofahrt von Gaza entfernt sei. Vielen blieb der Pilgerurlaub jedoch verwehrt.

Den Aussagen der israelischen Behörden zufolge seien in diesem Jahr für mehr als 600 palästinensische Christen in Gaza Einreisegenehmigungen ausgestellt worden. Der COGAT zufolge, eine Einheit des israelischen Verteidigungsministeriums, die Angelegenheiten mit palästinensischen Zivilisten koordiniert, erklärte, dass etwa 200 Anträge aus Sicherheitsgründen abgelehnt wurden.

Da die griechisch-orthodoxen Christen erst am 6. und 7. Januar Weihnachten zelebrieren, nahmen nur wenige Dutzend Gläubige an der Heiligabendmesse am Samstag in Gaza teil. Foto: Atia Mohammed/Flash90

Christen flüchten nicht nur zu Weihnachten aus Gaza

Der Heiligabendzeremonie der christlichen Gemeinde in Gaza wohnten derweil am Samstagabend nur ein paar Dutzend Mitglieder bei. Pater Gabriel Romanelli, der Priester der lateinischen Kirche, erklärte, es unterstreiche die schwierige Lebenssituation der christlichen Gemeinschaft unter der Herrschaft der Hamas. Die Terrororganisation bestreitet zwar vehement jegliche Vorwürfe der Diskriminierung und Verfolgung von Christen, dennoch scheint es, dass Gazas Christen aus religiösen Gründen aktiv diskriminiert werden. Viele von ihnen sind gezwungen, auszuwandern und sich ein neues Leben zu suchen.

Studien, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, zeigen, dass die Gründe für die Auswanderung christlicher Palästinenser aus Gaza in erster Linie wirtschaftliche und soziale Gründe sind. Doch hinter dem Wunsch auf eine bessere Bildung verbirgt sich auch die Angst vor Korruption und religiöser Verfolgung. Im Jahr 2020 ergab die umfangreiche Umfrage des „Palestinian Center for Policy and Survey Research“, dass 25% palästinensischer Christen Gewalt aus religiösen Gründen erlebt haben. Die Mehrheit fühle sich zudem bei ihren muslimischen Mitbürgern unerwünscht. Mehr als 70% der Befragten legten offen, mindestens einmal in ihrem Leben von Muslimen gehört zu haben, das Ende christlicher Gläubiger wäre, in der Hölle zu verbrennen.

Christen in Israel

Im Heiligen Land leben heute etwa 182.000 Christen. Sie machen 1,9% der gesamten israelischen Bevölkerung aus. 75,8% der israelischen Christen sind Araber. Sie machen somit 6,9% der arabischen Bevölkerung des Staates Israels aus. Die meisten von ihnen leben im Norden des Landes. Die Städte mit der größten arabisch-christlichen Bevölkerung sind Nazareth mit 21.000 Christen, Haifa mit 16.700 Gläubigen und Jerusalem mit 12.900. In der arabischen Stadt Shefaram leben neben einer sunnitisch-muslimischen Mehrheit 10.500 christliche Bürger.

Titelbild: Christliche Kinder in Gaza feiern Weihnachten. Foto: Majdi Fathi/TPS

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