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Schock nach Terroranschlag vor Jerusalemer Synagoge: Sieben Tote, drei Verletzte

von Tommy Mueller, Leiter Fokus Jerusalem

JERUSALEM, 28.01.2023 – Sie verlassen gerade die Ateret-Abraham-Synagoge im Jerusalemer Stadtteil Neve Yaakov. Nach dem Freitagabendgebet freuen sie sich auf ein Schabbatessen im Familienkreis. Dann fallen Schüsse: Ein 21-jähriger Araber rennt aus seinem Auto und feuert mit einer Pistole auf Synagogenbesucher, Passanten und einen Motorradfahrer. Männer und Frauen brechen blutend zusammen. Der Täter rennt zurück zu seinem Auto und flieht. Einige hundert Meter vom Ort des Blutbads entfernt kommen ihm Polizisten entgegen, die zum Tatort unterwegs sind. Es kommt zum Schusswechsel, der Terrorist stirbt in seinem weißen Toyota. Er war der Polizei bislang nicht aufgefallen.

Erschossen: Fünf Männer und zwei Frauen

Es ist der folgenschwerste Terroranschlag in Jerusalem seit Jahren. Als Rettungsdienste am Tatort eintrafen, können sie für fünf Opfer nichts mehr tun. Die Leichen von vier Männern im Alter von 60, 50, 25 und 20 Jahren sowie einer 60-jährige Frau werden mit silbernen Folien abgedeckt. Fünf Verletzte werden mit Schusswunden in Krankenhäuser gebracht. Ein 30-jähriger Mann und eine 70-jährige Frau kommen dort in kritischem Zustand an und werden kurz darauf für tot erklärt. Die weiteren Verletzten sind ein 15-jähriger Junge, ein 24-jähriger Mann und eine 60-jährige Frau.

Polizei und Armee riegeln Neeve Yaakov weiträumig ab. Es ist ein beschaulicher, überwiegend von religiösen Juden bewohnter Stadtteil, der bereits 1924 gegründet wurde. Jetzt zucken überall Blaulichter, Kameraleute und Fotografen drängen sich an den Absperrungen. In palästinensischen Städten und Dörfern werden Feuerwerke abgebrannt und Süßigkeiten verteilt. Die Ermordung von sieben wehrlosen Juden am internationalen Holocaust-Gedenktag ist für sie ein Anlass für ausgelassene Freudenfeste.

Netanjahu warnt vor Racheakten

Polizeiminister Itamar Ben-Gvir kommt an den Tatort, kurz danach erscheint auch Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. An den Absperrungen rufen aufgebrachte jüdische Demonstranten „Tod den Terroristen“ und „Tod den Arabern.“ Netanjahu äußert sich dazu kurz darauf: „Ich rufe die Bürger auf, das Gesetz nicht selbst in die Hand zu nehmen. Dafür haben wir eine Armee und eine Polizei, die Anweisungen vom Kabinett erhalten.“ Sicherheitsminister Ben-Gvir fordert eine Reform der strengen israelischen Waffengesetze. Mehr Bürger sollten die Möglichkeit haben sollten, Waffen zu tragen, um sich vor Terroranschlägen zu schützen.

Tommy Mueller, Leiter von Fokus Jerusalem, am Tatort. Video: Gilad Yossian / Fokus Jerusalem

Der Sprecher der Hamas-Terrororganisation, Hazem Qassem, reagierte ebenfalls auf den Angriff und erklärte: „Diese Operation ist eine Antwort auf das Verbrechen der Besatzung in Jenin und eine natürliche Reaktion auf die kriminellen Handlungen der Besatzer.“ Bei einem israelischen Militäreinsatz in Jenin waren am Vortag neun Palästinenser getötet wurden. Acht der Todesopfer waren bewaffnete dschihadistische Kämpfer.

Armee und Polizei verstärken Kräfte

Die Polizei erklärte am Samstag, dass die nationale Alarmstufe auf die höchste Stufe angehoben wurde. Armeechef Herzi Halevi gab die Anweisung, die Kräfte in Judäa und Samaria sowie entlang der Sicherheitsbarriere zu verstärken und sich auf eine mögliche Eskalation in der Region vorzubereiten. Hochrangige Polizeibeamte erklärten im israelischen Fernsehen, sie würden ihre Kräfte im ganzen Land, insbesondere in Jerusalem, verstärken. Die ohnehin schon angespannte Lage droht weiter zu eskalieren.

Foto: Die abgedeckten Körper der Ermordeten in Neve Yaakov. Foto: Olivier Fitoussi / Flash 90

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