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Unruhen in Huwara spalten das Land – Hamas spricht von Kriegserklärung

JERUSALEM, 01.03.2023 (NH) –Die jährliche palästinensische Terrorwelle zum muslimischen Fastenmonat Ramadan hat Israel bereits fest im Griff. Die blutigen Ereignisse, die von israelischen Sicherheitskräften erst für Anfang April erwartet wurden, forderten bereits 14 Menschenleben. Ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht. Der brutale Doppelmord an den beiden Brüdern Hillel und Yagel Yanif am Sonntag in dem arabischen Dorf Huwara brachte nun das Fass zum Überlaufen. In einer Nacht- und Nebelaktion steckten Hunderte Siedler das palästinensisch-arabische Terrordorf in Brand. Für die Hamas stellt der jüdische Racheakt eine Kriegserklärung dar.

Rache nach Doppelmord

Die barbarische Terrorattacke auf die jungen Brüder hat die Gemüter der Siedler nach jahrelangen palästinensischen Gewaltexzessen in Judäa und Samaria zum Überkochen gebracht. In einer gut organisierten Racheaktion steckten etwa 400 jüdische Bewohner der Region Dutzende Autos, Häuser und Geschäfte in Brand. Aus sechs brennenden Wohnhäusern wurden palästinensische Familien von israelischen Sicherheitskräften gerettet. Erst Stunden später konnten Spezialeinheiten des israelischen Militärs und die Grenzpolizei die Kontrolle über die Ereignisse gewinnen. Weitere Gewalttaten wurden auch in der Nähe von Ramallah, im Dorf Zaatara, gemeldet. Die Palästinenser berichten von einem Todesfall, der bis dato untersucht wird.

Yehuda Fuchs, Kommandeur des Zentralkommandos, betonte in einem Interview mit den israelischen Medien am Dienstagabend, dass der Aufstand in Huwara mit einem Pogrom zu vergleichen sei, das von Gesetzesbrechern durchgeführt wurde. Der Kommandeur räumte ein, dass die israelische Armee nicht auf Unruhen in dieser Größenordnung vorbereitet war. Das Militär sei an kleine Unruhen nach Terroranschlägen gewöhnt, mit der Intensität dieser Ereignisse habe niemand gerechnet.

Bei den Unruhen sollen mindestens 15 Wohnhäuser und über 30 Autos zerstört worden sein. Auf israelischer Seite bemüht man sich um Spenden für die palästinensischen Opfer. Würden Palästinenser das gleiche für jüdische Opfer initiieren? Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

Internationale Kritik

Während die Palästinensische Autonomiebehörde zu Attacken auf Juden schweigt, wurden die Angriffe auf arabische Zivilisten von Israels Regierung auf das Schärfste verurteilt. Staatspräsident Isaac Herzog sowie Ministerpräsident Netanjahu kritisierten die gewalttätige Selbstjustiz jüdischer Siedler und erklärten, dass dies nicht der israelische Weg sei. Schnell wurden auch Regierungsstimmen aus den USA laut, die forderten, dass Israel die radikalen Siedler strafrechtlich belangt. „Wir erwarten, dass die israelische Regierung die rechtliche Verfolgung der Verantwortlichen für diese Angriffe sowie die Entschädigung für den Verlust von Häusern und Eigentum sicherstellt“, erklärte der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price, während einer Pressekonferenz. Price bezeichnete die Unruhen am Sonntagabend als „völlig inakzeptabel“ und forderte, die extremistische Gewalt mit Strenge zu verfolgen. Der US-Sprecher verurteilte jedoch auch die Terroranschläge gegen israelische Zivilisten und dankte Herzog und Netanjahu dafür, dass sie die Bürger des Landes dazu anhielten, das Gesetz nicht selbst in die Hand zu nehmen.

Hamas fordert zu Gewalt auf

Für die im Gazastreifen regierende Hamas stellen die Angriffe der Siedler in Judäa und Samaria eine Überschreitung aller „roten Linien“ und eine Kriegserklärung dar. Das ließ das hochrangige Mitglied des Politbüros der Hamas, Suhai al-Hindi, verlauten. „Wir als Palästinenser  können nicht die weiße Flagge hissen oder akzeptieren, dass der Feind dem palästinensischen Volk schadet“, erklärt Hindi. „Wir sind verpflichtet, dieser Verschwörung, dem Töten und der Brandstiftung mit aller Kraft entgegenzutreten. Die Besatzung kennt nur die Sprache der Gewalt, nicht die Sprache des Dialogs, der Vereinbarungen oder der Treffen.“

Auf israelischer Seite startete Yaya Fink, ein Mitglied der israelischen Arbeitspartei, nach den Unruhen in Huwara eine Online-Crowdfunding-Kampagne. In weniger als 24 Stunden hatten bereits tausende Israelis gespendet. Bis dato konnten fast 280.000 Euro gesammelt werden. Die Spendengelder sollen den Palästinensern helfen, deren Häuser und Geschäfte zerstört wurden. Dem Parteimitglied zufolge sei der Spendenaufruf jedoch nur eine kleine Tat: „Aber wie das jüdische Sprichwort schon sagt: Auch ein bisschen Licht kann viel Dunkelheit zerstreuen.“

Titelbild: Israelische Sicherheitskräfte patrouillieren im Dorf Huwara. Bewohner sprechen von einer „Straße des Todes“. Foto: Erik Marmor/Flash90

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