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Keine Raketenangriffe in der Nacht: Lage in Israel bleibt aber weiter angespannt

JERUSALEM, 10.05.2023 (TM) – Die befürchteten Vergeltungsangriffe aus dem Gazastreifen sind ausgeblieben, die Nacht zum Mittwoch verlief in Israel ruhig. Das israelische Militär hält seine Beschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen im Grenzgebiet aufrecht. Armeesprecher Daniel Hagari warnt vor Sorglosigkeit: „Alles kann heute passieren.“

Mit einem überraschenden Luftangriff hatte die israelische Luftwaffe am Dienstag drei hochrangige Kommandeure des Islamischen Dschihad im Gazastreifen getötet. Sie werden für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gemacht, bei denen über 100 Projektile abgefeuert wurden. Nach palästinensischen Angaben kamen bei den Angriffen mit Kampfjets und Hubschraubern 13 Menschen ums Leben, viele wurden verletzt. Am frühen Abend schlug die Luftwaffe erneut zu: Zwei palästinensische Kämpfer, die in Khan Younis eine Panzerfaust in Stellung bringen wollten, wurden entdeckt und getötet.

Terrorgruppen kündigen Rache an

In den Sozialen Medien kündigten die Terrorgruppen Vergeltung an. Ein Sprecher der Hamas erklärte, Israel werde eine gemeinsame Reaktion der Terrorgruppen erleben, die „eine wichtige Lektion“ erteilen würden.

Wegen der erwarteten Raketenangriffe verließen Hunderte jüdische Familien ihre Wohnungen im Gaza-Grenzgebiet. Sie wurden ins Landesinnere gebracht. Die Armee sperrte die Zufahrtsstraßen zum Gazastreifen und hielt die Bevölkerung an, in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben. Der Schulunterricht in weiten Teilen Südisraels wurde abgesagt, öffentliche Schutzräume geöffnet. Das Krankenhaus in Aschkelon verlegte mehrere Stationen in geschützte unterirdische Räume. Verteidigungsminister Gallant genehmigte die Einberufung von Reservisten und erklärte, die Bevölkerung in Südisrael müsse sich auf mehrtägige Kämpfe einstellen.

Iran übt Druck aus

Warum die erwarteten Raketenangriffe zunächst ausblieben, ist unklar. Muss sich der Islamische Dschihad nach dem Tod seiner Führungsfiguren zuerst neu sortieren? Wollen die Dschihadisten erst dann zurückschlagen, wenn sich auch die Hamas beteiligt? Israelische Medien melden, dass der Iran hinter den Kulissen Druck auf die Hamas-Führung ausübt, sich einem neuen Raketenkrieg anzuschließen. Nach Einschätzung israelischer Militärexperten ist ein Raketenbeschuss oder eine andere Art von Angriff nur eine Frage der Zeit.

Netanjahu: Moralischer Unterschied

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gab gestern Abend eine Erklärung zur aktuellen Lage ab: „Die gezielten Angriffe wurden möglich, nachdem unsere Nachrichtendienste präzise Informationen geliefert hatten, die es uns ermöglichten, diese Massenmörder zu erreichen, bevor sie weitere Terroranschläge verüben konnten. Wie immer hat Israel versucht, die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung so gering wie möglich zu halten, und der Staat Israel bedauert jeden Schaden, der Nichtkombattanten zugefügt wurde. Der Unterschied zwischen Israel und unseren Feinden besteht darin, dass wir alle Anstrengungen unternehmen, um die Zivilbevölkerung der Feinde aus der Gefahrenzone herauszuhalten, während unsere Feinde alle Anstrengungen unternehmen, um absichtlich unsere Zivilisten ins Visier zu nehmen. Wir beklagen den Verlust unschuldiger Leben, sie feiern den Verlust unschuldiger Leben. Jedes zivilisierte Land in der Welt sollte niemals den tiefgreifenden moralischen Unterschied zwischen Israel, einem Land, das das Leben schätzt, und terroristischen Organisationen, die den Tod verherrlichen, vergessen. Die Politik Israels ist klar: Diejenigen, die Israel schaden wollen, werden auch geschädigt werden. Diejenigen, die unsere Bürger töten, werden einen hohen Preis zahlen.“

Heute Abend wird sich der Weltsicherheitsrat in New York mit dem jüngsten Gazakonflikt befassen. Die Vereinigten Arabischen Emirate, China und Frankreich haben die Sitzung beantragt. Ein Sprecher der US-Regierung erklärte, Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. Er forderte alle Beteiligten zur Zurückhaltung auf.

Bild: Die israelische Luftwaffe hat dieses Gebäude im Gazastreifen gezielt angegriffen. Zerstört wurde offensichtlich nur die Wohnung eines Terroristen, die übrigen Etagen des Mehrfamilienhauses blieben weitgehend unversehrt. Foto: Atia Mohammed/Flash90

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