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Im Auto durch den Terror: Israelis lernen, Anschläge zu überleben

JERUSALEM, 29.08.2023 (TPS) – Israelische Gemeinden in Judäa und Samaria stehen Schlange, um an einem Kurs teilzunehmen, der Überlebenstechniken für den Fall eines Terroranschlags auf der Straße vermittelt. Die Kurse haben vor einem Monat begonnen, bisher wurden zehn Kurse durchgeführt. Weitere 24 Gemeinden haben den Kurs angefordert. „In jeder Gemeinde werden wir den Kurs zwei bis drei Mal durchführen. Wir unterrichten jeweils 20 bis 25 Personen“, erläutert Nitsana Darshan-Leitner, Direktorin des Shurat HaDin-Israel Law Center, das den Kurs sponsert.

Sie räumt ein, dass der Kurs für ihre Organisation, die sich auf die juristische Bekämpfung des Terrorismus spezialisiert hat, etwas ungewöhnlich ist. „Normalerweise bekämpft Shurat HaDin den Terror, nachdem er geschehen ist, indem wir gegen die Täter und ihre Unterstützer klagen. Diesmal versuchen wir, den Terror zu verhindern und zu bekämpfen, bevor er geschieht“, erläuterte sie dem Pressedienst TPS. „Wir können nicht tatenlos zusehen, wie der Terrorismus auf den Straßen zunimmt und eskaliert. Deshalb haben wir beschlossen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Mittel und Ressourcen für diese Kurse aufzubringen.“

Tennisbälle und brennende Reifen

Während des vierstündigen Trainings müssen die Teilnehmer durch einen Kurs fahren, auf dem Tennisbälle, Paintball-Pistolen, Wasserballons und brennende Reifen auf sie warten. Das mag weit entfernt sein von den echten Steinen und Kugeln, mit denen jüdische Autofahrer in Judäa und Samaria konfrontiert werden, aber laut Darshan-Leitner ist der von Experten geleitete Kurs realistisch genug, um den Sinn zu vermitteln. „Die Tennisbälle und Wasserbälle imitieren Steine. Sie fühlen sich an wie Steine und klingen auch so, wenn sie gegen das Auto prallen. Die Farbpistole klingt wie eine echte Pistole. Der brennende Reifen auf der Straße ist wirklich ein brennender Reifen“, macht die Juristin deutlich.

Das Hauptziel ist die Flucht. Die Teilnehmer lernen, über einen brennenden Reifen zu fahren und mit einem platten Reifen weiterzufahren. „Sie erleben einen simulierten Terroranschlag, um ihr Selbstvertrauen zu stärken, um weiterzufahren, anstatt zurückzubleiben oder das Fahren aufzugeben”“ so Darshan-Leitner.

Im Fall der Familie Dee (Mutter und zwei Töchter wurden im April ermordet) verlor die Fahrerin die Kontrolle über das Auto und prallte gegen einen Baum, woraufhin sich der Terrorist näherte und 22 Kugeln aus nächster Nähe abfeuerte.

In einem anderen Fall, etwas mehr als drei Wochen zuvor, konnte sich ein Mann retten, der in seinem Auto unter Beschuss geraten war. Dieser Mann, David Stern, ein ehemaliger US-Marine, konnte seine Waffe ziehen, durch die Windschutzscheibe schießen und den Terroristen verletzen.

„Wir dachten, wenn die Menschen lernen, nicht die Kontrolle über das Auto zu verlieren, können sie vielleicht auch ihr Leben retten“, sagt Darshan-Leitner.

Hoffen auf Hilfe der Regierung

David Stern ist einer der Organisatoren des Kurses. „Er kommt, spricht zu den Leuten und geht mit gutem Beispiel voran. Wir lehren nicht, wie man schießt. Das ist nicht unsere Aufgabe. Wir lehren Einfallsreichtum“, unterstreicht Nitsana Darshan-Leitner. Sie wünscht sich, dass die Regierung die Kurse mitfinanziert. „Das ist ein Notfallkurs, deshalb wollten wir sofort anfangen. Die Regierung hätte das nie geschafft. Die sind zu langsam und zu bürokratisch, um so etwas zu initiieren. Aber jetzt, wo wir es geschafft haben, sollten sie es finanzieren, weil ich denke, dass es ihre Verantwortung ist.“

Ihre Gruppe wolle die Kurse aber unabhängig davon weiterführen, ob die Regierung hilft oder nicht.

Bild: Polizei auf der Straße 60 nach einer tödlichen Schussattacke am 21. August. Eine Kindergärtnerin starb bei dem Terroranschlag. Foto: Hesed Hillel / TPS

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