zurück zu Aktuelles

Evakuiert: Mit Heimweh an der Heimatfront

JERUSALEM, 07.01 2024 (TPS) – Zehn Jahre vor der Staatsgründung, während des arabischen Aufstands 1936-1939 im Mandatsgebiet Palästina, errichteten zionistische Pioniere mehr als 55 Siedlungen in feindlichem Gebiet. Das „Tower and Stockade“-Programm war die Verwirklichung der Vision David Ben-Gurions, die Grenzen des künftigen Staates Israel auf dem Boden der Tatsachen zu errichten.

In den neun Jahrzehnten seither haben sich Hunderttausende von Israelis in Dutzenden von Gemeinden und Städten in der Nähe der Grenzen des Landes niedergelassen. Seit dem 7. Oktober sind fast alle Bewohner der nördlichen und südlichen Grenze vertrieben worden und leben in einem Schwebezustand, während sie auf ein Zeichen warten, dass es sicher ist, nach Hause zurückzukehren. Rund 50.000 Israelis mussten ihre Wohnungen im Norden verlassen, darunter mehr als 20.000 Einwohner der Stadt Kiryat Shmona.

Kurzfristig geflohen

Liz Dovrat (42), ihr Mann und ihre drei kleinen Kinder wurden am Morgen des 8. Oktober von den israelischen Streitkräften aufgefordert, ihr Haus im Kibbuz Yiftah nahe der libanesischen Grenze zu verlassen, zusammen mit allen anderen 600 Bewohnern des Kibbuz. „Wir haben für sechs Tage gepackt und sind innerhalb von zwei Stunden aufgebrochen“, sagte sie dem Pressedienst Tazpit. „Ich bin nicht zurückgekommen.“

Liz, die 2007 aus Virginia Beach nach Israel einwanderte, berichtet, die Schrecken, die sich in vielen Kibbuzim an der südlichen Grenze ereigneten, hätten sie mit dem Gedanken zurückgelassen, „es hätte auch mich treffen können. Ich bin in einem Kibbuz, ich bin Mutter von kleinen Kindern.“

Trotz der Nähe zur libanesischen Grenze erzählt Liz, dass sie sich in den zehn Jahren, in denen ihre Familie in Yiftah lebt, nur an wenige Fälle erinnern kann, in denen sie einen Schutzraum aufsuchen musste. „Wir haben von den Tunneln der Hisbollah gehört, aber es kam uns nie real vor. Selbst jetzt ist es schwer zu verdauen, dass die Bedrohung real ist“, gibt sie zu.

In den Monaten seit ihrer Abreise wurden das inzwischen verlassene Yiftah und der nahe gelegene Kibbuz Manara von der Hisbollah aus dem Libanon schwer bombardiert.

Liz beschreibt, wie sie und ihr Mann sich in den Norden verliebt haben – in die Schönheit der Natur, den ländlichen Lebensstil und den Gemeinschaftssinn. „Es ist ein friedliches Leben. Mir hat immer der Gedanke gefallen, dass meine Kinder mit anderen Kindern aufwachsen und Teil einer Gemeinschaft sind, in der jeder deinen Namen kennt“, unterstreicht sie.

Laut Liz haben sich ihre achtjährigen Zwillinge und ihr vierjähriger Sohn gut an ihr vorübergehendes Zuhause in Hod Hasharon in Zentralisrael in der Nähe ihrer Großeltern gewöhnt und verstehen, warum sie ihren Kibbuz verlassen mussten. „Es war herzzerreißend“, gibt sie zu. „Ich erzähle nicht viel, aber ich glaube daran, meinen Kindern die Wahrheit zu sagen. Mein Vierjähriger wusste, dass wir wegen der Hamas weggegangen waren und dass wir Angst hatten, die Hisbollah würde dasselbe tun.“

Schon vor dem Krieg habe sie ihren Kindern gesagt: „Das ist der Libanon – auch wenn er so nah ist, können wir nicht dorthin gehen. Leider gibt es dort Menschen, die uns nicht mögen, und deshalb können wir nicht dorthin gehen.“ Ihr 4-jähriges Kind hat ihr kürzlich gesagt: „Ich hoffe, dass die Hamas den Krieg beendet, dann möchte ich wieder in meinen Kindergarten gehen“.

Liz Dovrat ist Leiterin der Englischabteilung am Tel Hai Academic College, das als militärisches Sperrgebiet ausgewiesen ist. Der Online-Unterricht soll diese Woche beginnen, und sie ist besorgt, dass es zu Reibereien kommen könnte, wenn arabische und jüdische Schüler zum ersten Mal seit Beginn des Krieges zusammenkommen.

Keine Hoffnung auf schnelle Rückkehr

Über die Rückkehr nach Hause sagt sie, dass „jeder in Yiftah akzeptiert hat, dass wir in naher Zukunft nicht nach Hause zurückkehren werden“.

Liz teilt ihre Erfahrungen in der Facebook-Gruppe “Life on the Border with Gaza” (Leben an der Grenze mit Gaza), die inzwischen auch Evakuierte aus dem Norden Israels und Überlebende des Hamas-Angriffs auf den Südwesten Israels vom 7. Oktober umfasst.

Titelbild: Die evakuierte und seither fast menschenleere Stadt Kiryat Shmona im Norden Israels, nahe der libanesischen Grenze. Foto: Yoav Dudkevitch/TPS

Weitere News aus dem Heiligen Land