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Schwere Kämpfe im Norden: Hisbollah feuert Dutzende Raketen auf Israel

JERUSALEM, 07.01.2024 (NH) – Die libanesische Hisbollah hat am Samstag über 60 Raketen auf den Norden Israels abgefeuert. Die vom Iran unterstützte Terrorgruppe erklärte, der Beschuss sei eine erste Antwort auf die Tötung des Hamas-Führers Saleh al-Arouri in Beirut in der vergangenen Woche. Zudem reichte der Libanon eine Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat wegen des mutmaßlichen israelischen Drohnenangriffs ein. Der massive Hisbollah-Beschuss erstreckte sich über den gesamten Schabbat und löste den Luftalarm in fast 100 israelischen Gemeinden aus.

„Wir haben 62 Raketen abgefeuert“

Seit dem blutigen Hamas-Massaker am 7. Oktober liefert sich die libanesische Hisbollah täglich  Zusammenstöße mit israelischen Truppen entlang der Nordgrenze. Jetzt scheint das Scharmützel zu eskalieren. Am frühen Samstagmorgen berichtet das israelische Militär von Dutzenden Raketenstarts aus dem Libanon. Zunächst wurde nur die Gegend von Meron unter Beschuss genommen, wo sich eine israelische Militärstellung befindet. Später am Tag weitete sich der Raketenbeschuss auf die nördlichen Gemeinden aus, was auch den Alarm in den Dörfern Giladi, Manara, Margaliot, Misgav Am und Kiryat Shmona aktivierte.  Es wurden keine Verletzten gemeldet, doch wurde von massiven Schäden an örtlichen Hühnerfarmen berichtet. Nach dem Beschuss verhängte die Armee umfangreiche Straßensperrungen in der gesamten Region Obergaliläa.

Die Hisbollah übernahm wenig später die Verantwortung für das Bombardement. Demnach sollen die Angriffe mit 62 Raketen eine „erste Reaktion“ auf die Tötung von al-Arouri gewesen sein.  Arabische Medien berichteten, die Hisbollah habe eine Erklärung abgegeben, in der es heißt, es werde „keine Verhandlungen über einen Waffenstillstand mit Israel geben, solange in Gaza Krieg herrscht“.

Der Luftalarm ertönte am Samstag in fast 100 israelischen Gemeinden. Bewohner der Grenzgemeinden haben weniger als 10 Sekunden, um einen Schutzraum aufzusuchen. Oft ertönt der Alarm erst nach dem Einschlag. Foto: IL Red Alert X-Screenshot

Luftwaffe startet Großoffensive

Als Reaktion auf die Angriffe aus dem Libanon nahmen Kampfjets der israelischen Luftwaffe, kurz IAF, Militäranlagen, sowie Raketenabschussrampen und operative Hauptquartiere der Terrororganisation unter Beschuss. Darüber hinaus bombardierte die IAF weitere Einrichtungen der Hisbollah in den Gebieten Rab a-Tiltin, Ramiya, Mi al-Jabal und Aita a-Shaab im Südlibanon. Im Schatten der schweren Kämpfe gab die Terrorgruppe bekannt, dass bis dato 152 ihrer Kämpfer getötet worden seien. Die Zahl beinhaltet jedoch nicht rund 30 palästinensischen Terroristen, die von der Hisbollah zu Terrorattacken an die Grenze Israels geschickt wurden. Die Auseinandersetzungen kosteten auch vier israelischen Zivilisten, sowie neun Soldaten das Leben.

Libanonkrieg kaum vermeidbar

Der gestrige Kriegstag war einer intensivsten seit Beginn der Eskalation an der Nordgrenze, die mit dem Ausbruch des Krieges zwischen Israel und der Hamas am 7. Oktober ihren Anfang nahm. Die Kämpfe ereigneten sich weniger als 24 Stunden, nachdem Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gedroht hatte, die Bewohner des Nordens würden „die ersten sein, die den Preis zahlen, wenn ein umfassender Krieg entlang der Front ausbrechen sollte“. Nasrallah nutzte seine Ansprache auch, um viele seiner Drohungen gegen den jüdischen Staat zu wiederholen. Nasrallah versprach ein weiteres Mal, die Rache für die Ermordung des stellvertretenden Hamas-Chefs auszuweiten, nannte jedoch keine konkreten Einzelheiten. 

Militärchefs sowie die politische Führung in Israel teilen den amerikanischen Optimismus, eine „politische Lösung im Norden“ zu finden, nicht. Eine breit angelegte Offensive an der Nordgrenze scheint nach den jüngsten Ereignissen unausweichlich und ist wohl nur noch eine Frage der Zeit.

Titelbild: Rauch steigt während eines Gefechts zwischen dem israelischen Militär und Hisbollah-Terroristen an der Nordgrenze auf. Foto: Ayal Margolin/Flash90

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