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„Ein Riss im Herzen“ – Yom HaZikaron: Das Volk gedenkt der Gefallenen Israels

JERUSALEM 13.05.2024 (LS) – Der diesjährige Gedenktag für die Gefallenen Israels und Opfer des Terrors ist der erste seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023. Das Land befindet sich im tödlichsten Jahr seit fünf Jahrzehnten und der anhaltende Gazakrieg führt fast täglich zu weiteren Opfern. Außerdem befinden sich noch über 100 Geiseln in Hamasgewalt im Gazastreifen.

Die offizielle staatliche Zeremonie begann am Sonntagabend um 20.00 Uhr an der Klagemauer in Jerusalem, als landesweit die Gedenksirene ertönte. Der Yom HaZikaron, Tag der Erinnerung auf Hebräisch, wird heute mit verschiedenen Veranstaltungen fortgesetzt, wobei die Sirene um 11.00 Uhr erneut ertönt.

Seit dem letzten israelischen Gedenktag sind 1.600 Soldaten und Zivilisten im Kampf oder durch Terroranschläge getötet worden. Im vergangenen Jahr wurden 766 Soldaten während ihres Militärdienstes getötet, und weitere 61 behinderte Veteranen starben an den Komplikationen von Verletzungen, die sie während ihres Dienstes in den Vorjahren erlitten hatten. 834 Namen wurden in die Liste der zivilen Terroropfer aufgenommen, die im vergangenen Jahr bei Anschlägen ums Leben gekommen sind, die meisten davon bei den Massakern vom 7. Oktober.

Israelische Soldaten während der Gedenksirene bei der Zeremonie zum Gedenken an Israels gefallene Soldaten und Terroropfer an der Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem. Foto: Chaim Goldberg/Flash90
Präsident Herzogs Rede

Präsident Isaak Herzog ging in seine Rede an der Klagemauer auf die aktuelle Kriegssituation ein. Während der Zeremonie trug der Präsident ein angerissenes Hemd, um die Trauer zu symbolisieren, in der sich die Nation nach dem Massaker vom 7. Oktober befindet. Hier einige Ausschnitte seiner Rede:

„Jedes Jahr herrscht hier auf dem Platz an der Klagemauer eine heilige, besondere Stille, die nur für diesen Moment des Jahres bewahrt wird. Aber heute Abend haben wir keine Ruhe, und es gibt keine Stille. Denn dieses Jahr ist nicht wie jedes andere Jahr. In diesem Jahr ist zu der Trauersirene, die seit Beginn unseres Kampfes unserer Gefallenen gedenkt, eine neue, längere Dauersirene hinzugekommen. Eine Sirene, die um 6:29 Uhr am Morgen der schrecklichen nationalen Katastrophe am 7. Oktober, auf dem Höhepunkt des fröhlichen Feiertags Simchat Tora, ertönte. Und sie hat uns seitdem nicht mehr losgelassen. Ein Schrei, scharf, durchdringend. Der Schrei einer Nation, der Schrei der nationalen Trauer. ‚Mein Gott, mein Gott, meine Seele klagt, schreit auf, Tochter Israels, lobt und weint bitterlich. Israel ist vom Feuer verzehrt worden.'“

Israels Staatspräsident Isaac Herzog bei der Zeremonie zum Gedenken an Israels gefallene Soldaten und Terroropfer an der Klagemauer in der Altstadt von Jerusalem. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

„Ich stehe hier, neben den Überresten unseres Tempels, in zerrissenen Kleidern. Dieses Zerreißen – ein Symbol der jüdischen Trauer – ist ein Symbol für die Trauer und den Kummer eines ganzen Volkes in diesem Jahr. Ein Jahr der nationalen Trauer“, so Herzog. „Ein Symbol für einen blutigen Riss im Herzen des Volkes. Ein Riss im Herzen des Staates Israel – erschüttert, trauernd, bittere Tränen weinend, sich weigernd, über seine Söhne und Töchter – Soldaten und Zivilisten, Zivilisten und Soldaten – getröstet zu werden… eine große Tragödie hat uns heimgesucht.“

„Bürger Israels, in diesem heiligen Moment erinnere ich uns und die ganze Welt: Wir haben diesen schrecklichen Krieg weder gewollt noch gewählt. Weder diesen noch seine Vorgänger. Alles, was wir wollten, war, nach Zion zurückzukehren, aus dem wir gewaltsam vertrieben wurden, und dort unsere Freiheit zu erneuern – in einem jüdischen und demokratischen Staat. Um hier ein Leben aufzubauen. Eine Zukunft. Eine Hoffnung. Wir haben immer von Frieden und guter Nachbarschaft mit allen Völkern und Ländern der Region geträumt, und das für immer. Aber solange unsere Feinde versuchen, uns zu vernichten, werden wir unser Schwert nicht niederlegen.“

Netanjahus Botschaft

Bei einer Zeremonie in Jerusalem am Sonntagabend sprach Premierminister Benjamin Netanjahu in Anwesenheit von Drusen- und Beduinenführern eine allumfassende Botschaft.

„Das starke Engagement für unser Land umfasst alle unsere Kämpfer in diesem schwierigen Krieg“, so Netanjahu – „Juden, Drusen, Christen, Muslime, Beduinen, Tscherkessen“. Der Premierminister erklärte, er denke „jeden Tag an die trauernden Familienmitglieder, so wie ich jeden Tag an meinen Bruder Yoni denke“. Der Bruder des Premierministers wurde 1976 während der Operation Entebbe getötet.

Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu bei einer Zeremonie am Vorabend des israelischen Gedenktages für die gefallenen Soldaten und Terroropfer Israels in „Yad Libanim“. Foto: Amit Shabi/POOL

„Und ich denke an den Schmerz und das Gefühl der Sehnsucht, das nicht weichen will, das Gefühl, dass die Sonne erloschen ist, ich denke an die Helden, die wir verloren haben, an zerbrochene Träume, zerschlagene Hoffnungen“, sagte er. „Unsere Lieben sind immer vor unseren Augen, mit dem klaren Wissen, dass der Staat Israel dank ihnen existiert.“

Titelbild: Freunde und Familienangehörige besuchen die Gräber der im aktuellen Krieg gefallenen israelischen Soldaten auf dem Militärfriedhof Mount Herzl in Jerusalem. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

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