
Israelische Politiker über iranischen Präsidententod: „Wir vergießen keine Tränen“
JERUSALEM, 21.05.2024 (NH) – Der iranische Präsident Ebrahim Raisi ist am Sonntag im Alter von 63 Jahren bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen. Das zweithöchste iranische Regierungsmitglied trug aufgrund seiner Rolle bei der Überwachung tausender Massenhinrichtungen im Jahr 1988 den Spitznamen „Schlächter von Teheran“. Raisi war nicht nur ein Hardliner-Beschützer des obersten iranischen Führeres Khamenei, sondern er startete gemeinsam mit dem Ajatollah den großen Drohnen- und Raketenangriff auf Israel.
Nach Präsidententod: Freude und Trauer
Politiker in Israel reagierten mit betonter Gleichgültigkeit auf die Nachricht vom Tod des iranischen Präsidenten. Offizielle Beileidsbekundungen gab es nicht. Ungenannte Regierungsquellen versicherten, Jerusalem sei nicht in den Hubschrauberabsturz verwickelt gewesen, bei dem Raisi ums Leben kam. „Wir waren es nicht“, erklärte ein israelischer Vertreter, der anonym bleiben wollte, gegenüber der britischen Nachrichtenagentur Reuters. Der Vorsitzende der Oppositionspartei Israel Beitenu, Avigdor Liberman, fand klare Worte für den Tod des Präsidenten: „Es gibt keine Zweifel, dass der Präsident ein brutaler Mann war. Wir werden keine Träne vergießen“. Weiter erklärte Liberman, Israel erwarte nicht, dass „Raisis Tod die iranische Politik in der Region beeinflussen wird“. „Für uns spielt es keine Rolle, Israels Haltung wird sich ebenso nicht verändern. Die Politik des Iran wird sowieso von dem Obersten Führer (Ajatollah Ali Khamenei) bestimmt“, so der Abgeordnete. Der als Hardliner geltende Knesset-Abgeordnete Avi Maoz von der ultrakonservativen Noam-Partei, fand härtere Worte für die Berichtserstattung über den Tod Raisis: „Noch vor weniger als einem Monat drohte er, von Israel werde nichts übrig bleiben, wenn er angreift, und jetzt ist er nur ein Staubkorn in der Geschichte.“
Während sich in Israel die Trauer über den Verlust des Präsidenten in Grenzen hält, brachten die Vereinigten Staaten ihr offizielles Beileid zum Ausdruck. Die libanesische Hisbollah drückte dem „Iran, seinem Volk und den Muslimen ihr tiefstes Beileid für Raisis Märtyrertod bei dem Flugzeugabsturz“ aus. Syrien rief gar eine dreitägige Staatstrauer aus. Zu überraschenden und unerwarteten Aufnahmen kam es hingegen im Gazastreifen. Ein Video, das in Rafah aufgenommen wurde, dokumentiert, wie sich Bewohner des Gazastreifens über den Tod des Iraners freuen. Einer der Feiernden erwähnte die brutale Unterstützung des Präsidenten im syrischen Bürgerkrieg.
Wer war der „Schlächter von Teheran“?
Raisi wurde am 14. Dezember 1960 in Maschhad geboren. Er wuchs in einer Familie auf, die ihre Abstammung auf den islamischen Propheten Mohammed zurückführt, der durch den schwarzen Turban gekennzeichnet ist, den er später tragen sollte. Sein Vater starb, als er 5 Jahre alt war. Mit 15 Jahren begann er sein Islamstudium in der heiligen schiitischen Stadt Ghom und schloss sein Studium mit einem Doktortitel an der Märtyrer-Mutahari-Universität in Rechtswissenschaften und den Grundlagen des islamischen Rechts ab. Er bezeichnete sich später selbst als Ajatollah, einen hochrangigen schiitischen Geistlichen.
Bereits vor seiner Präsidentenwahl im Jahr 2021 agierte der achte Präsident als zentrale Figur in Politik, Religion und Staatsrecht. Nach seiner juristischen Ausbildung wurde er in einer Reihe von Richterernennungen im Jahr 1985 zum stellvertretenden Staatsanwalt von Teheran deklariert. Diese Amtszeit brachte Raisi den Spitznamen „Der Schlächter von Teheran“: Im Jahr 1988 war er einer von vier Personen, die für die Hinrichtungen von schätzungsweise 30.000 Gegnern des Ajatollah-Regimes verantwortlich war. Die Hinrichtungen unter Raisi dauerten etwa fünf Monate. Raisis harte Haltung wurde nach dem Tod von Mahsa Amini, einer jungen Frau, die festgenommen wurde, weil sie angeblich ihr Kopftuch falsch trug, im Jahr 2022 erneut bekannt. Bei darauffolgenden Massenprotesten wurden mehr als 500 Menschen getötet und über 22.000 weitere verhaftet.
Der verstorbene Präsident hat wiederholt mit der Vernichtung Israels gedroht und „das Besatzungsregime in Jerusalem als Hauptquelle des Terrorismus“ bezeichnet. Einen Tag nach dem blutigen Hamasangriff vom 7. Oktober lobte Raisi die „legitime Verteidigung der palästinensischen Nation“ und traf sich mit Anführern der Terrorgruppe. Raisi hinterlässt eine Frau und zwei Töchter.
Titelbild: Der Präsident (Mitte) bei der Enthüllungszeremonie der Fattah-Hyperschallrakete. Foto: Hossein Zohrevand/Nachrichtenagentur Tasnim