
Soldatin kurz vor ihrer Entführung: „Pass auf Mama und Papa auf“
JERUSALEM 27.05.2024 (LS) – Karina Ariev ist eine der fünf Überwachungssoldatinnen, die noch immer gefangen gehalten werden. Das schockierende Video der Gefangennahme und Entführung der fünf jungen Frauen wurde letzte Woche veröffentlicht.
Am 7. Oktober schaffte es Karina, während des Angriffs der Terroristen auf den Stützpunkt in Nahal Oz zwei Mal mit ihren Eltern zu telefonieren, und schickte später auch eine Nachricht, um sich von ihren Familienangehörigen zu verabschieden. Am Sonntag enthüllte Karinas Schwester den Inhalt der letzten Nachricht, die sie von ihr erhielt: „Wenn ich nicht überlebe, kümmere dich dein ganzes Leben lang um Mama und Papa, trauere nicht, lebe“.
„Wir sind stark“
„Meine Schwester schickte mir eine Nachricht, in der sie schrieb, ich solle mich um unsere Eltern kümmern und stark sein, wenn sie nicht zurückkommt, wenn sie nicht lebend aus der Sache herauskommt“, erzählte Karinas Schwester Sasha in einem Interview mit der britischen „Daily Mail“. „Sie hat meinen Eltern nicht gesagt, dass sie sich um mich kümmern sollen. Sie sagte mir, ich solle mich um meine Eltern kümmern. So sind wir. Wir sind stark. Das ist die Verbindung, die wir haben, und wir stehen es gemeinsam durch.“
In dem Video, das zensiert und nur in Ausschnitten veröffentlicht wurde, ist die 19-jährige Karina blutverschmiert zu sehen. Sie trägt noch ihren Schlafanzug. Die Terroristen in dem Video bezeichnen Karina und die anderen entführten Soldatinnen – Liri Elbag (19), Naama Levy (19), Daniela Gilboa (20) und Agam Berger (19) mit dem arabischen Wort „Sabaya“, was „Sklaven“ bedeutet – ein Begriff, der eine Androhung sexueller Übergriffe impliziert.

Stummer Hilferuf
In dem Interview mit der britischen Zeitung erzählte die 24-jährige Sasha – die ältere und einzige Schwester von Karina, die ihr Studium der Neurowissenschaften abgebrochen hat, um sich auf den Kampf um ihre Freilassung zu konzentrieren -, das Video von den Momenten der Entführung auf dem Stützpunkt Nahal Oz sei das Einzige, was sie noch von ihrer Schwester hat. „Sie haben sie so brutal entführt, in ihrem Snoopy-Pyjama, mit Kalaschnikow-Waffen in der Hand – wie eine Szene aus einem Film. Aber wenn man es sich immer wieder ansieht, merkt man, dass es keine Szene aus einem Film ist, und man erlebt den ganzen Tag noch einmal.“

Sasha ergänzt, man könne in dem Video in den Augen ihrer Schwester einen Hilferuf sehen. „Man kann ihre Hilflosigkeit sehen. Wie ihre Augen sagen ‚Bitte hilf mir. Ich weiß nicht, was hier los ist. Da sind Granaten. Ich bin verwundet. Meine beste Freundin liegt tot vor mir.‘ Ich glaube, ich habe in ihren Augen gesehen, dass sie gerade begriffen hat, dass dies das Ende sein könnte. Ich glaube, sie dachte: „Sieht so der Tod aus?“

Titelbild: Karina Ariev. Foto: privat