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Inmitten des Krieges: Proteste und Straßenblockaden im ganzen Land

JERUSALEM, 2.8.2024 (TM) – Israel befindet sich im Krieg mit der Hisbollah und der Hamas. Außerdem erwartet der jüdische Staat einen Angriff des Iran. Doch der Druck von außen reicht nicht aus, um das Volk zu einen. Mitten in der Krise liefern sich Ultraorthodoxe Straßenschlachten mit der Polizei, weil sie sich ihrer Einberufung zum Militär widersetzen. Angehörige von Geiseln und Regierungsgegner setzen ihre Demonstrationen fort und blockieren immer wieder wichtige Verkehrsadern.

Extremistische ultraorthodoxe Demonstranten haben am Donnerstagabend drei Stunden lang eine wichtige Verkehrsader in Zentralisrael blockiert, um gegen die Einberufung ultraorthodoxer Thora-Studenten zu protestieren. Dutzende Männer stoppten den Berufsverkehr in beiden Richtungen auf der Route 4 an einer Kreuzung nahe der Stadt Bnei Brak, östlich von Tel Aviv. Sie skandierten Slogans wie „Wir werden sterben und nicht in die Armee gehen“ und „Ins Gefängnis und nicht in die Armee“.

Meldet Euch bei der Hamas“

Die Polizei erklärte den Protest für illegal. Dennoch setzten sich einige der Demonstranten – darunter auch Jugendliche – auf die Straße und widersetzten sich den Versuchen, sie von der Autobahn zu entfernen. Einige Teilnehmer beschimpften Beamte der Grenzpolizei, die selbst ultraorthodox sind: „Ihr habt euch bei den Zionisten gemeldet? Es wäre besser, wenn ihr euch bei der Hamas melden würdet – dort kämpfen sie nicht gegen die Thora“, schimpfte einer, wie der Nachrichtendienst Ynet berichtet.

Viele ultraorthodoxe Juden glauben, dass der Militärdienst mit ihrer Lebensweise unvereinbar ist, und befürchten, dass diejenigen, die sich einschreiben, säkularisiert werden. Die meisten Israelis, die ihren Militärdienst ableisten, sind jedoch der Meinung, dass die jahrzehntelange Massenbefreiung der Strenggläubigen ungerecht ist. Diese Ansicht hat sich seit dem Anschlag vom 7. Oktober und dem darauf folgenden Krieg noch verstärkt. Bisher wurden mehr als 680 Soldaten getötet und über 300.000 Bürger zum Reservedienst einberufen.

Seit 300 Tagen sind die Geiseln in den Händen der Hamas-Terroristen. Um daran zu erinnern, ließen Demonstranten auf einer Klippe bei Tel Aviv kleine Heißluftballone steigen. Das sorgte für Irritationen – einige Tel Aviver hielten die Lichter in der Luft für anfliegende Raketen. Erik Marmor/Flash90

Auch die vereinigte Front von Geiselfamilien und Regierungsgegnern gibt keine Ruhe. Tausende Demonstranten haben am Donnerstagabend im ganzen Land protestiert, um des 300. Tages seit dem Massaker vom 7. Oktober zu gedenken und die Regierung zu einem Waffenstillstand und Geiselabkommen aufzufordern. Hunderte zogen mit gelben Bändern und Fotos der Geiseln durch Tel Aviv und blockierten die Begin-Kreuzung in der Nähe des Armee-Hauptquartiers, bevor die Hauptkundgebung auf dem Geiselplatz in Tel Aviv stattfand.

Aktionen gegen Netanjahu

Ähnliche Proteste gab es im ganzen Land, unter anderem in Jerusalem, Beersheva und Herzliya. Viele Redner machten Regierungschef Netanjahu dafür verantwortlich, dass es noch immer kein Abkommen mit der Hamas über die Freilassung der Geiseln gebe. Kritiker der Proteste sind der Ansicht, dass Regierungsgegner die Geiselfamilien missbrauchen, um Stimmung gegen Netanjahu zu machen. Ein Staat dürfe sich nicht erpressen lassen, um ein Abkommen „um jeden Preis“ zu schließen. Politikwissenschaftler warnten, die offen ausgetragenen Konflikte vermittelten den Eindruck eines schwachen, gespaltenen Landes. Das könne die Feinde Israels ermutigen.

Titelbild: Ultraorthodoxe Wehrdienstgegner besetzten die Straße 4 bei Bnei Brak. Die Polizei räumte die Fahrbahn. Foto: Erik Marmor/Flash90

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