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Terror und Waffenschmuggel: Das Jordantal wird zur Achillesferse Israels

JERUSALEM, 23.08.2024 (TPS) – Im Jordantal wächst die Nervosität. In den vergangenen Tagen wurde ein Israeli durch Schüsse palästinensischer Angreifer getötet. Am Dienstag wurden mehrere palästinensische Terroristen, die im Dorf Tammun eine Bombe legen wollten, verletzt, als der Sprengkörper vorzeitig explodierte. Am Mittwoch tötete Israel einen palästinensischen Terroristen, der für den Iran den Waffenschmuggel aus Jordanien leitete.

„Die Situation ist schrecklich“, berichtet ein Bewohner des Jordantals dem israelischen Pressedienst TPS. Der Mann, dessen Name mit L. angegeben wird, arbeitet in der Armee und will nicht namentlich genannt werden.

Die Hamas ist überall

„Der Terror hat sich auf das Tal ausgeweitet und hier seine Basis errichtet. In jedem der kleinen palästinensischen Dörfer, die die jüdischen Gemeinden umgeben, gibt es jetzt eine Hamas-Einheit. Und das ist nur die eine Gefahr. Von Osten her ist die Situation genauso schlimm, wenn nicht noch schlimmer. Die Grenze zu Jordanien ist sehr durchlässig, von dort kommen tonnenweise Waffen ins Tal. Und wir hören von iranischen Milizen, die sich an der Grenze konzentrieren. Da 70 Prozent der Jordanier Palästinenser sind und die Grenze so einfach zu überqueren ist, kann man sich vorstellen, wie beängstigend die Situation ist“, erklärt L. Die israelisch-jordanische Grenze ist 482 Kilometer lang. Das Jordantal ist aufgrund seiner Nähe zu Syrien und dem Libanon der wichtigste Schmuggelkorridor.

Bis vor kurzem war das Jordantal ganz anders als der Rest von Judäa und Samaria. „Hier herrschte eine Idylle, eine echte Koexistenz zwischen Juden und Palästinensern“, erzählt Daniel Rosenfeld, ein Bewohner des Moschaw Shadmot Mehola im nördlichen Teil des Tals. „Die Bewohner von Tubas und Tamin, die mittlerweile zu Hochburgen der Hamas geworden sind, kamen früher zu mir zum Kaffee. Der Mann, der mein Haus gebaut hat, stammt aus Tubas. Im September vergangenen Jahres bat ich ihn, mein Haus zu streichen, und das war das letzte Mal, dass wir miteinander sprachen. Am 7. Oktober war die Idylle vorbei.“

Misstrauen ist gewachsen

Spannung liegt in der Luft. Noch immer arbeiten Hunderte Palästinenser in den Dattelplantagen des landwirtschaftlich geprägten Tals. Anders als im Rest Israels müssen sie auf dem Weg zur Arbeit nicht einmal einen Checkpoint passieren. „Das ist das Problem“, meint Ben Bason, ein Bewohner von Moshav Petza’el. „Je mehr Palästinenser wir beschäftigen, desto größer werden ihre Dörfer und desto näher rücken sie an die jüdischen Gemeinden heran. Der Ausweg aus dieser Falle wäre, mehr ausländische Arbeitskräfte ins Land zu holen. Aber die Regierung unterstützt das nicht. Sie denkt, wenn wir die Palästinenser mehr verdienen lassen, werden sie sich weniger am Terror beteiligen“.

Palästinenser ernten Molokhia-Bätter. Im Jordantal leben und arbeiten Juden und Araber unmittelbar nebeneinander. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90

Die Präsenz der Armee in der Region hat zugenommen, da zu den zwei bereits im Tal stationierten Bataillonen ein drittes hinzugekommen ist. Doch das könnte nicht ausreichen. „Dieses dritte Bataillon ist nur vorübergehend und besteht aus Soldaten, die zuvor an der ägyptischen oder libanesischen Grenze patrouilliert haben. Sie sind nicht qualifiziert, mit den Bedrohungen im Jordantal umzugehen, wo es eine große palästinensische Bevölkerung gibt“, erklärt L.

Bürgerwehr soll für Sicherheit sorgen

Hadas Gozman, Sicherheitschefin des Regionalrats des Jordantals, sagte, die Bewohner hätten das Gefühl der Sicherheit verloren. „Wenn die Leute jetzt auf die Straße gehen, sind sie froh, wenn sie Soldaten sehen“, unterstreicht sie. Gozman will für mehr Sicherheit sorgen: „Wir denken darüber nach, eine Notfalltruppe aus Einheimischen zu bilden, die im Falle eines Terroranschlags schnell vor Ort sein kann. Im Gegensatz zu den Kitot Konenut (hebräisch für lokale zivile Sicherheitsteams) wird diese Einheit nicht eine bestimmte Gemeinde schützen, sondern im ganzen Tal aktiv sein.“

Doch die Menschen sind verunsichert. „Das Jordantal wird zur Achillesferse Israels“, befürchtet L.: „Mir wäre es lieber, die Armee würde uns sagen, was die Bedrohungen sind und wie wir damit umgehen sollen, anstatt zu schweigen und die Menschen in Hysterie verfallen zu lassen.“

Titelbild: Israelische Soldaten im Jordantal. Die Armee zeigt Präsenz, aber die Bewohner halten den Schutz für nicht ausreichend. Foto: Michael Giladi / Flash 90

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