Israel tötet Raketenchef der Hisbollah – Zivilisten werden für das Lagern von Raketen in ihren Häusern bezahlt
JERUSALEM 24.09.2024 (LS) – Die israelische Armee (IDF) hat am Dienstagnachmittag in Beirut den Raketenchef der Hisbollah, Ibrahim Muhammad Kabisi, eliminiert. Weitere Hisbollah-Kommandeure der Raketeneinheit waren zum Zeitpunkt des Angriffs bei Kabisi.
Kabisi war der Chef mehrerer Raketeneinheiten der Terrorgruppe, darunter auch Präzisionsraketen, so die israelischen Streitkräfte. Er sei über die Jahre und während des jüngsten Krieges für die auf Israel abgefeuerten Geschosse verantwortlich gewesen.
Kabisi plante den Entführungs-Terroranschlag am Berg Dov im Jahr 2000, bei dem Hisbollah-Terroristen die Unteroffiziere Benyamin (Benny) Avraham, Adi Avitan und Omar Sawaid entführten und töteten. Die Leichen der Soldaten wurden 2004 zur Beerdigung nach Israel überführt.
Miete für Raketen
Die Hisbollah hat viele ihrer Raketen in privaten Häusern im Süden des Libanon gelagert und zahlt den Hausbesitzern dafür Miete, erklärte das israelische Militär.
Die Rakete wird auf einem Abschussgerät gelagert und ist bereit, von einem Raum neben dem Haus der Gastfamilie aus eingesetzt zu werden. Das Design umfasst ein Dach, das schnell entfernt werden kann, sodass die Rakete innerhalb weniger Minuten angehoben und gestartet werden kann. Die Familien, die diese Raketen beherbergen, dienen sowohl als menschlicher Schutzschild als auch als Tarnung.
Die Hisbollah konzentrierte sich anfangs auf verarmte schiitische Familien, die in Dörfern um Tyrus, Sidon und sogar südlich von Beirut lebten und zusätzliches Einkommen benötigten. Im Laufe der Zeit wurde das Projekt ausgeweitet. Die Hisbollah kaufte sogar Grundstücke und baute Häuser speziell für diesen Zweck, die sie schiitischen Familien, die bereit waren, Mittelstreckenraketen in einem dafür vorgesehenen Raum unterzubringen, kostenlos oder zu einer symbolischen Miete anbot.
Bisher hat die Hisbollah diese Raketen noch nicht eingesetzt und sie für eine kritische Phase ihres Konflikts mit Israel aufbewahrt.
Die israelische Armee hat diese Raketen bisher aus drei Hauptgründen nicht angegriffen:
1) Um weitreichende Schäden für libanesische Zivilisten zu vermeiden, die, trotz ihrer Beteiligung, die Raketen der Hisbollah zu lagern, keine Kombattanten sind.
2) Israel hat aus seinen Einsätzen in Gaza gelernt, dass ein Angriff auf diese Raketen im Herzen schiitischer Dörfer zu zivilen Opfern und weitreichender Zerstörung führen würde. Das wäre ein bequemes Propagandawerkzeug für die Hisbollah, um die Legitimität Israels international zu untergraben.
3) Diese Mittelstreckenraketen sind mit schweren Sprengköpfen bestückt, und ein Angriff auf sie hätte eine starke Reaktion der Hisbollah hervorgerufen.
Wo bleibt der Raketenhagel?
Ein offener Krieg mit der Hisbollah hat in Israel bisher große Angst hervorgerufen. Die Terrorgruppe soll bis zu 200.000 Raketen haben, die sie jederzeit auf den jüdischen Staat schießen könnte.
Dies hat sie bisher nicht getan und man ist in Israel über die eher schwache Kriegsführung der Hisbollah leicht erstaunt. Einige Analysten vermuten, dass die schweren Luftangriffe, die von den Pager-Explosionen vorbereitet wurden, die Fähigkeiten der Terroristen zu stark geschwächt haben.
Auch könnte es sein, dass der Iran noch nicht bereit ist, die volle Stärke der Hisbollah einzusetzen, vielleicht weil Teheran kurz vor der Fertigstellung einer Atombombe steht.
Es scheint auch, dass die israelische Armee auf einen Konflikt mit der Hisbollah besser vorbereitet war als auf den Krieg mit der Hamas.
Titelbild: Ein Raketensystem der Hisbollah auf dem Dachboden eines Hauses in dem südlibanesischen Dorf Houmine al-Tahta. Foto: Israel Defense Forces