
Israelisches Startup entwickelt neue Technologie: Bald Milch und Käse ohne Kühe?
JERUSALEM, 17.10.2024 (VCM) – Das israelische Startup-Unternehmen DairyX hat sich zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelindustrie nachhaltig zu revolutionieren. Mit Hilfe der sogenannten Präzisionsfermentation sollen künftig authentische, jedoch tierfreie Molkereiprodukte den Markt erobern. Diese sollen auch noch gesünder und günstiger sein als ihr tierisches Pendant.
Mit Mikroorganismen zum Protein
Die Präzisionsfermentation ist ein noch recht neuer Ansatz im Bereich der Lebensmitteltechnologie. Durch Mikroorganismen wie Hefen, Bakterien oder Pilze werden gezielt Stoffwechselprodukte hergestellt. DairyX erzeugt auf diese Weise das Protein Kasein. Die Kaseine sind die häufigsten Milchproteine, die circa 80 Prozent der Gesamtproteinmenge in der Kuhmilch ausmachen. Sie sind der Anteil, welcher zu Käse weiterverarbeitet wird.
Ohne genetische Veränderungen
Dr, Arik Ryvkin ist der Gründer und Geschäftsführer von DairyX in Jerusalem. Er erklärte, dass seine Kaseinproteine in ihren Aminosäurensequenzen identisch zum tierischen Gegenstück sind. Dies beweise, dass keine genetische Veränderung stattgefunden haben. Häufig werden nämlich die in der Präzisionsfermentation verwendeten Mikroorganismen zuvor genetisch modifiziert, damit sie genau die Proteine bilden, welche gebraucht werden. Das daraus entstandene Produkt weist dann manchmal ebenfalls genetische Veränderungen auf. Bei DairyX sei dies nicht der Fall.
Weiter wirbt DairyX damit, dass – im Gegensatz zu häufig im Milchviehbetrieb verwendeten Hormonen und Antibiotika – die Kaseine von DairyX frei von diesen Stoffen sind. Auch weisen seine tierfreien Kaseine kein Cholesterin oder Laktose auf.
Es ist den Lebensmittelherstellern somit möglich, frei zu entscheiden, welche Fette oder Zucker in ihren Produkten enthalten sein sollen. Einer möglicherweise gesünderen Alternative zum tierischen Produkt steht somit nichts im Wege.
Auch cremige Produkte möglich
Das Unternehmen hat außerdem eine Technologie entwickelt, die die Gelierung verbessert. So soll es künftig möglich sein, mit den Produkten von DairyX feste, dehnbare und auch cremige Molkereiprodukte herzustellen. Zusatzstoffe wie Stabilisatoren, Emulgatoren und Verdickungsmittel könnten Dank der neuen Technologie überflüssig werden.
Weltweit wird an Technologien und Methoden zur Herstellung von tierfreiem Kasein geforscht. So entwickelte ein weiteres israelisches Startup, NewMoo, ein Kasein, dass aus Pflanzensaatgut produziert wird.
Dr. Arik Ryvkin: „Wir konzentrieren uns derzeit auf die Verbesserung unseres Fermentationsprozesses und die Zusammenarbeit mit Molkereiunternehmen. Diese Erfolge bringen uns einen wesentlichen Schritt näher daran, Molkereiunternehmen dabei zu helfen, genau die Produkte herzustellen, die Verbraucher wünschen, und gleichzeitig Kühen ein glücklicheres Leben zu ermöglichen.“
Für viele Juden, die koscher essen, könnten die tierfreien Alternativen interessante Möglichkeiten bieten. Voraussetzung ist, dass die rabbinischen Gremien sie entsprechend zertifizieren.
Titelbild: Kühe in einem Stall im Kibbuz Beit haEmek. Foto: Israel Hadari / Flash90