Dürfen Organe von Schweinen in Menschen verpflanzt werden?
JERUSALEM, 21.02.2022 (MS) – Forscher aus den USA haben vor einigen Monaten zum ersten Mal ein Herz aus einem genetisch veränderten Schwein in einen Menschen transplantiert und damit einen Durchbruch in Bereich der Xenotransplantation, der speziesübergreifenden Organtransplantation, erzielt.
Es ist zwar noch ein langer Weg bis zur Massenanwendung dieser Forschung, aber man kann schon einmal darüber spekulieren, wie das jüdische Gesetz über die Frage von Transplantaten nicht-koscherer Tiere urteilt.
Symbol für Unreinheit
In der Bibel wird das Schwein explizit als unreines Tier erwähnt, das Juden nicht essen dürfen:
„Ferner das Schwein; es hat ganz gespaltene Klauen, aber es ist kein Wiederkäuer; darum soll es für euch unrein sein. Von ihrem Fleisch sollt ihr nicht essen, auch ihr Aas nicht anrühren, denn sie sind für euch unrein.“
(3. Mose 11, 7-8)
Dieser Vers erwähnt die zwei Zeichen koscherer Tiere, sie müssen gespaltene Klauen (Hufe) haben und Wiederkäuer sein. Das Schwein ist kein Wiederkäuer und deshalb nicht koscher. Im Laufe der Zeit ist das Schwein nicht nur im Judentum zum Symbol für schlechtes Benehmen und Unreinheit geworden. Das jüdische Gesetz verbietet sogar das Züchten von Schweinen und der säkulare israelische Staat übernahm dieses Verbot, als die Knesset 1962 den Verkauf von Schweinefleisch verbot. Aufgrund der wachsenden christlichen Bevölkerung in Israel und der hohen Nachfrage, vor allem russischer Einwanderer, hat sich dieses Verbot mittlerweile aufgelockert, aber das Schwein bleibt weiterhin unbeliebt.
Nicht essen, aber einpflanzen
Die Bibel verbietet Juden zwar explizit den Genuss von Schweinefleisch, aber wie sieht es mit Transplantationen aus? In einer Folge der TV-Krankenhausserie „Grey’s Anatomy“ wird ein orthodoxer Jude gezeigt, der es ablehnt eine lebensrettende Schweine-Transplantation zu erhalten. Dies rief heftige Kritik seitens jüdischer Organisationen hervor, denn das Prinzip von „Pikuach Nefesch“ im jüdischen Gesetz fordert die Übertretung so gut wie aller Gebote, wenn sie Menschleben gefährden. Es kann also nicht sein, dass ein orthodoxer Jude ein lebensrettendes medizinisches Verfahren ablehnt, weil Schweine daran beteiligt sind. So hatten Juden niemals Probleme, Insulin aus Schweinen einzunehmen oder sogar bei schweren Verbrennungen Schweinehaut verpflanzt zu bekommen.
Das jüdische Gesetz steht der Transplantation eines Schweineherzens nicht im Wege, die Frage für viele Juden ist wohl eher emotionaler, ethischer Natur. Jemand, der ein Schwein nicht essen darf, will wahrscheinlich nicht unbedingt sein Herz eingepflanzt bekommen. Mit dem Herzen eines Löwen würden Patienten sicherlich weniger Probleme haben, obwohl der Löwe ebenfalls nicht koscher ist.
Titelbild: Ein Schwein, das regelmäßig gewaschen wird und nur organisches Gemüse isst, bleibt trotzdem unrein.