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Nati Ganon hat das Massaker von Nova überlebt, aber seine Frau verloren – nach 400 Tagen verlässt er das Krankenhaus

JERUSALEM, 06.11.2024 (NH) – Nati Ganon, Vater von drei Kindern aus Bat Yam, hat nach mehr als 400 Tagen die Rehabilitationsabteilung des Ichilov-Krankenhauses in Tel Aviv verlassen. In eine israelische Flagge gehüllt, läuft der Überlebende unter dem Applaus der Ärzte und Krankenschwestern den Flur entlang. Der junge Vater war am 7. Oktober vergangenen Jahres beim Nova-Wüstenfestival in der Nähe von Re’im angeschossen und schwer verletzt worden. Seine Frau Shiran wurde von Hamas-Terroristen ermordet. „Bis heute weiß ich nicht, wie sie gestorben ist.“ Trotz der Tragödie versucht der Vater in die Zukunft zu blicken und sagt, dass sein „größter Sieg die Rückkehr nach Hause zu seinen drei Kindern“ sei.

Massaker von Nova

Am Morgen des 7. Oktober überraschen mehr als 3.500 Hamas-Mörder den jüdischen Staat. Sie durchbrachen den Grenzzaun und richteten das größte Massaker in der Geschichte des Landes an. Eines der Hauptziele der Terroristen war das Nova-Wüstenfestival in der Nähe des Kibbuz Re’im. Stundenlang massakrierten, verbrannten und vergewaltigten Hamas-Kämpfer und palästinensische Zivilisten die Feiernden auf bestialische Weise. 364 Menschen wurden ermordet, Hunderte verletzt.

Nati und seine Frau Shiran (38) feierten am besagten Schwarzen Shabbat ausgelassen mit ihren Freunden auf der Nova-Party, als Terroristen die Feier stürmten und ein blutiges Massaker anrichteten. Das Paar versuchte zu fliehen, doch ihr Auto geriet unter heftigen Beschuss. Nati, der eine lebensgefährliche Beinverletzung erlitten hatte, befahl seiner Frau, ohne ihn zu fliehen. Schweren Herzens folgte Shiran den Worten ihres Mannes. Es sollte das letzte Mal sein, dass der 40-Jährige seine Frau sah. Nati lag fünf Stunden lang blutend auf einem Feld. Der Vater stellte sich tot. Er wurde gerettet und ins Krankenhaus gebracht. Dort entdeckten die Ärzte neben der Beinverletzung auch Einschusslöcher im Rücken des Überlebenden – ein Projektil hatte die Wirbelsäule des Mannes nur um Millimeter verfehlt.

Shiran und Nati. Die 38-Jährige wurde am 7. Oktober von Hamas-Terroristen ermordet. Foto: privat

„Sie ist tot – ich habe sie abgeschlachtet“

Im Krankenhaus erzählten ihm seine Freunde, dass sie versucht hatten, Shiran telefonisch zu erreichen. Doch statt der jungen Mutter ging ein Terrorist ans Telefon: „Tot, sie ist tot. Ich habe sie massakriert. Wir sind die Quassam-Einheit“, und legte auf. Shiran galt zunächst als vermisst. Fünf Tage nach dem Massaker wurde die Familie informiert, ihre Leiche sei gefunden und identifiziert worden. „Ich war benommen, aber ich erinnere mich, dass man mir sagte, sie sei ermordet worden. Bis heute weiß ich nicht, wie das passiert ist und wo ihre Leiche gefunden wurde. Bis heute haben wir keine Antwort über ihren Tod erhalten.“ Shiran hinterlässt neben ihrem Mann drei Kinder: Ilay (15), Ori (11) und Mai (8).

Nati wusste, dass sein Bein in einem katastrophalen Zustand war. Dennoch entschied sich der junge Vater gegen eine Amputation und für den langen und schmerzhaften Weg der Rehabilitation. „Heute kann ich fast zehn Minuten ohne Stock gehen“, erklärt Nati stolz. Doch einfach war der anstrengende Weg nicht. Ganon erzählt, dass er während seiner 13-monatigen Rehabilitation psychische Zusammenbrüche hatte. Er wollte nicht aufstehen und sich nicht behandeln lassen. Er versteckte sich unter der Krankenhausdecke und vermied jeden Kontakt zur Außenwelt.

Ein Rehabilitationsprozess voller Wunder

Heute betrachtet Nati jeden kleinen Erfolg als Wunder und lobt das medizinische Personal und dessen Hingabe während des Rehabilitationsprozesses: „Die Crew hat ein großes Herz. Was ich durchgemacht habe, ist nichts Alltägliches, nicht einmal etwas aus einem Film. Es ist etwas, das das Gehirn nicht verarbeiten kann, aber mit der Zeit setzt man das Puzzle zusammen und versteht die Fakten“. Jetzt blickt Nati in die Zukunft: „Meine Reise endet hier nicht. Mein großer Sieg ist, dass ich nach Hause gehen und meine Kinder großziehen kann. Mein Traum ist es, wieder als Friseur zu arbeiten, was ich so sehr liebe.“

Dr. Anna Sezhin, Leiterin der Rehabilitationsabteilung in Ichilov, erklärt sichtlich bewegt: „Trotz der Tragödie des letzten Jahres und der seelischen und körperlichen Schmerzen haben wir ihn hier wieder auf die Beine gestellt – und jetzt schaut er nach vorne“.

Titelbild: Die Mitarbeiter des Ichilov-Krankenhauses verabschiedeten Nati Ganon (Zweiter von links) nach 400 Tagen. Foto: Sprecherin Ichilov-Krankenhaus

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