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Geiseldeal kurz vor dem Abschluss – 33 Geiseln, nicht alle lebend, sollen in der ersten Phase freigelassen werden

JERUSALEM 14.01.2025 (LS) – Israelische Diplomaten haben am Montagabend mitgeteilt, Israel befinde sich in „fortgeschrittenen Verhandlungsstadien“ mit der Hamas über ein Waffenstillstandsabkommen, das die Freilassung eines Teils der von der Terrorgruppe gefangenhaltenden Geiseln vorsehen würde.

Die israelischen Regierungsvertreter gaben an, es habe bei den Gesprächen in Doha, die von den Vermittlerländern Katar und Ägypten sowie der scheidenden und der neuen US-Regierung koordiniert werden, Fortschritte gegeben, betonten jedoch, dass „das Abkommen noch nicht abgeschlossen ist“.

Die erste Phase

Die Vertreter erklärten, die erste „humanitäre“ Phase des möglichen Abkommens sehe die Freilassung von 33 Geiseln vor – Kinder, Frauen, Soldatinnen, ältere und kranke Menschen. Israel geht davon aus, dass die meisten der 33 noch am Leben, einige jedoch bereits gestorben sind. Sie wiesen darauf hin, dass Jerusalem noch keine Bestätigung über den Status der einzelnen Geiseln erhalten hat.

Ein mit den Verhandlungen vertrauter Hamas-Vertreter teilte der BBC am Montag mit, am ersten Tag des Abkommens sollen drei israelische Geiseln freigelassen werden, woraufhin Israel mit dem Rückzug seiner Truppen aus bewohnten Gebieten beginnt. Danach würden wöchentlich weitere Geiseln freigelassen.

Sollte die erste Phase umgesetzt werden, wird Israel am 16. Tag des Inkrafttretens des Abkommens Verhandlungen über eine zweite Phase aufnehmen, um die verbleibenden Entführten – männliche Soldaten und Männer im wehrfähigen Alter – sowie die Leichen der getöteten Geiseln zurückzubringen, hieß es von offizieller Seite.

Ende des Krieges?

Im Rahmen des vollständigen Waffenstillstandsabkommens wird sich Israel aus den meisten Gebieten des Gazastreifens zurückziehen und eine große Anzahl palästinensischer Sicherheitsgefangener freilassen, darunter auch Terroristen „mit Blut an den Händen“, die lebenslange Haftstrafen verbüßen.

Unbestätigten Berichten zufolge sollen etwa 150 bis 200 Mörder freigelassen werden, die nicht nach Judäa und Samaria zurückkehren dürfen, sondern stattdessen in den Gazastreifen oder in Drittländer wie Ägypten, die Türkei und Katar entlassen werden sollen. Kein Terrorist, der an dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober beteiligt war, wird freigelassen, so die Offiziellen.

Die israelischen Streitkräfte sollen laut offiziellen Angaben in einer neuen Pufferzone innerhalb des Gazastreifens verbleiben, um die israelischen Grenzgemeinden besser verteidigen zu können. Israel werde sich erst dann vollständig aus dem Gazastreifen zurückziehen, wenn die Kriegsziele erreicht seien, darunter die Rückkehr aller Geiseln, hieß es. In der Zeit zwischen den beiden Phasen werde Israel weiterhin den Philadelphi-Korridor entlang der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten kontrollieren.

Widerstand gegen den geplanten Deal

Finanzminister Bezalel Smotrich war der erste, der sich zur Möglichkeit eines Abkommens äußerte. Er nannte das sich abzeichnende Geiselabkommen eine „nationale Sicherheitskatastrophe“ und erklärte, seine Partei werde sich einem Abkommen widersetzen.

„Wir werden uns nicht an einem Kapitulationsabkommen beteiligen, das die Freilassung von Erzterroristen, die Beendigung des Krieges und die Vernichtung seiner Errungenschaften, die mit viel Blut erkauft wurden, sowie das mögliche Zurücklassen vieler Geiseln beinhaltet“, erklärte Smotrich. Die Tatsache, dass die zweite Phase erst noch verhandelt werden muss, birgt die Gefahr, dass sich die Verhandlungen über einen sehr langen Zeitraum erstrecken werden und die verbliebenen Geiseln für eine lange Zeit, möglicherweise Jahre, in Geiselhaft belässt. Geiselfamilien fordern die sofortige Freilassung aller Geiseln.

Titelbild: Demonstranten protestieren am 13. Januar 2025 in Jerusalem gegen den aktuell bevorstehenden Geiseldeal mit der Hamas, in dem tausende Terroristen freigelassen werden sollen. Foto: Chaim Goldberg/Flash90

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