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Der Vorschlag der Hamas zu einem Geiselabkommen – ein weiterer Trick?

JERUSALEM 08.05.2024 (LS) – Ein Gegenvorschlag der Hamas zu einem Geiselabkommen und Waffenstillstand, nachdem sie den letzten israelischen Vorschlag abgelehnt hatte, wird derzeit diskutiert. Die Terrorgruppe erklärte, einige der 33 Geiseln, die sie im Rahmen der ersten Phase eines möglichen Geiselabkommens mit Israel freilassen würden, wären „nicht unbedingt am Leben“.

Sollte die Hamas keine 33 lebenden Geiseln freilassen, stünde dies im Widerspruch zu den israelischen Forderungen.

Israel hatte ursprünglich in der ersten Phase des Drei-Phasen-Plans die Freilassung von 40 der 132 noch im Gazastreifen befindlichen Geiseln gefordert – alle aus der sogenannten „humanitären“ Kategorie: Frauen, Kinder, ältere und kranke Menschen. Mehrfachen Berichten zufolge stimmte Israel dann zu, diese Zahl auf 33 zu senken, nachdem die Hamas erklärt hatte, nicht genügend lebende Personen in dieser Kategorie zu haben. Nun sollen selbst diese 33 nicht alle am Leben sein.

Hamas-Dealvorschlag

Nach den bisher von Hamas-Vertretern und einem mit den Gesprächen vertrauten Vertreter bekanntgegebenen Einzelheiten umfasst das Abkommen, dem die Terrorgruppe nach eigenen Angaben zustimmen würde, Folgendes:

  • Eine erste 42-Tage-Phase, in der die Hamas 33 Geiseln freilässt. Israel lässt im Gegenzug palästinensische Sicherheitsgefangene frei und zieht sich teilweise aus dem Gazastreifen zurück. Insbesondere sollen sich die israelischen Streitkräfte vollständig aus der al-Rashid-Straße im nördlichen Gazastreifen zurückziehen, und alle militärischen Einrichtungen abbauen.

    Die New York Times berichtete am Dienstag, die Terrorgruppe habe den Vermittlern ausdrücklich mitgeteilt, dass einige der 33 Geiseln, die sie in der ersten Phase des geplanten Abkommens freilassen würde, nicht mehr am Leben sind. Der Times zufolge war nicht klar, ob die Terrorgruppe den Gesprächspartnern mitgeteilt hatte, wie viele der 33 Geiseln noch leben.

  • Eine zweite 42-tägige Phase, in der die Hamas alle noch lebenden Geiseln freilässt, im Gegenzug für die Freilassung weiterer Gefangener und eine Vereinbarung über die Schaffung einer „dauerhaften Ruhe“ im Gazastreifen. Dies beinhaltet den kompletten Rückzug der meisten israelischen Truppen aus Gaza.
  • Eine dritte Phase, in der alle verbliebenen Leichname von Geiseln an Israel übergeben werden und der Wiederaufbau des Gazastreifens beginnt, einschließlich der Häuser, zivilen Einrichtungen und der Infrastruktur, sowie der Entschädigung aller Betroffenen. Außerdem wird die gesamte Blockade des Gazastreifens beendet.

Ab dem ersten Tag des Waffenstillstands würden intensive und ausreichende Mengen an humanitärer Hilfe, Hilfsgütern und Treibstoff (600 LKWs pro Tag, darunter 50 Treibstoff-LKWs, davon 300 für den Norden) eintreffen, einschließlich des für den Betrieb des Kraftwerks, des Handels und der für die Trümmerbeseitigung, den Wiederaufbau und den Betrieb von Krankenhäusern, Gesundheitszentren und Bäckereien in allen Gebieten des Gazastreifens erforderlichen Ausrüstung, und dies würde in allen Phasen des Abkommens fortgesetzt.

Nicht akzeptabel

Israel hat immer wieder erklärt, ein Abkommen, das einen dauerhaften Waffenstillstand beinhaltet, nicht zu aktzeptieren und seine militärische Kampagne nach einem Waffenstillstand für die Geiseln wieder aufzunehmen, um das erklärte Kriegsziel der Zerstörung der militärischen und regierungstechnischen Kapazitäten der Hamas zu erreichen.

Netanjahus Büro erklärte am späten Montag, das Angebot der Hamas entspräche bei weitem nicht den wesentlichen Forderungen Israels. Jerusalem werde jedoch Vermittler entsenden, um die Gespräche mit Vertretern aus den USA, Ägypten und Katar fortzusetzen.

Ein israelischer Offizieller erklärte am Dienstag gegenüber Reuters, er sehe den Vorschlag der Hamas als Versuch, mehr Zeit zu gewinnen, nachdem die Terrororganisation über Monate hinweg jegliche Vorschläge abgelehnt hatte.

„Dies scheint ein Trick zu sein, um Israel als die Seite erscheinen zu lassen, die ein Abkommen ablehnt,“ erklärte er.

Titelbild: Ein Plakat auf dem „Geiselplatz“ in Tel Aviv fordert die Freilassung der Geiseln. Foto: Miriam Alster/Flash90

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