
Beide Seiten bestätigen Geiselabkommen – am Sonntag sollen die ersten Geiseln freigelassen werden
JERUSALEM 16.01.2025 (LS) – Die Terrororganisation Hamas und die israelische Regierung haben am Mittwoch, 15 Monate nach Beginn des aktuellen Gazakriegs aufgrund des Massakers der Terrorgruppe am 7. Oktober 2023, ein Waffenstillstands- und Geiselabkommen abgeschlossen.
Das Abkommen wurde von Vertretern Israels, der Hamas, der Vereinigten Staaten, Ägyptens und Katars bestätigt und soll am Sonntag, dem 19. Januar, in Kraft treten. An diesem Tag sollen die ersten Geiseln freigelassen werden. Zu der Zahl der am ersten Tag freikommenden Geiseln gibt es widersprüchliche Angaben. Einige Medien berichten von drei weiblichen Geiseln, andere von der Freilassung aller fünf sich in Hamas-Geiselhaft befindenden israelischen Soldatinnen.
Laut einem US-Regierungvertreter werden zwei amerikanische Staatsbürger, Keith Siegel und Sagui Dekel-Chen, in der ersten Phase des Deals freigelassen. Die erste Phase sieht die Freilassung von Frauen, Kindern, Soldatinnen und Männern über 50 sowie Männer unter 50, die schwerverletzt oder krank sind, vor. Soldaten und Männer im wehrfähigen Alter sollen erst in der zweiten Phase freikommen.
Genaue Details noch nicht veröffentlicht
Das komplexe Abkommen, das noch nicht veröffentlicht wurde, sieht eine sechswöchige erste Waffenstillstandsphase vor und beinhaltet den schrittweisen Abzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen sowie die Freilassung von Geiseln im Austausch für palästinensische Sicherheitsgefangene.
Sobald die Umsetzung des Abkommens beginnt, wird die Hamas laut mehreren Medienberichten in den ersten 42 Tagen des Waffenstillstands schrittweise 33 israelische Geiseln freilassen.
Die ersten Geiseln sollen bereits am ersten Tag freigelassen werden, vier weitere am siebten Tag. Danach sollen alle sieben Tage drei Geiseln freigelassen werden und zum Schluss die verbliegenen 14 in der letzten Woche der ersten Phase. Für Zivilisten sollen jeweils 30 und für weibliche Soldaten jeweils 50 Terroristen aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Einige der Geiseln sollen nicht mehr am Leben sein.
Die restlichen 65 Geiseln werden nur freigelassen, wenn sich die Konfliktparteien auf eine zweite Phase des Waffenstillstands einigen können, für die die Verhandlungen etwa zwei Wochen nach Beginn der Kampfpause beginnen sollen.
Das Büro des Premierministers teilte am Mittwochabend mit, es gebe noch „eine Reihe von Klauseln“ in dem Abkommen, über die noch keine endgültige Einigung erzielt worden sei, und Israel hoffe, dass „die Details heute Abend fertiggestellt werden“.
Hamas fordert Änderungen in letzter Minute
Das Büro des Ministerpräsidenten (PMO) teilte am Donnerstagmorgen mit, die Hamas-Terrorgruppe versuche, einen Rückzieher zu machen, nachdem die Vermittler am Mittwoch verkündet hatten, ein Waffenstillstandsabkommen sei erreicht worden.
In einer offiziellen Erklärung erläuterte das PMO: „Unter anderem – im Widerspruch zu dem ausdrücklichen Abschnitt, der Israel das Recht einräumt, ein Veto gegen die Freilassung von Massenmördern, die ein Symbol des Terrors sind, einzulegen – verlangt die Hamas, die Identitäten dieser Terroristen zu diktieren.“
Die Partei des religiösen Zionismus wird wahrscheinlich aus Protest gegen das Geiselabkommen mit der Hamas aus der Regierung austreten, so Knessetmitglied Zvi Sukkot gegenüber Kan Radio.
Gestern verurteilte der Parteivorsitzende Bezalel Smotrich das „schlechte und gefährliche Abkommen“ für Israel und erklärte, seine Partei werde nur dann in der Regierung bleiben, wenn Israel nach der Freilassung der Geiseln „in vollem Umfang“ zum Kampf zurückkehrt.
Titelbild: Demonstranten reagieren auf die Bekanntgabe des Waffenstillstandsabkommens zwischen Israel und der Hamas während einer Protestkundgebung für die Geiseln. Foto: Itai Ron/Flash90