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Geiselabkommen um einen Tag verschoben

JERUSALEM 23.11.2023 (LS) – In einer überraschenden Ankündigung kurz vor Mitternacht am Mittwoch hat der Vorsitzende des Nationalen Sicherheitsrates, Tzachi Hanegbi, bekanntgegeben, dass die mit Spannung erwartete Freilassung der ersten Gruppe von 50 israelischen Geiseln nicht wie zuvor angekündigt am Donnerstag, sondern erst am Freitag erfolgen wird.

In einer Erklärung hieß es, “die Freilassung wird gemäß der ursprünglichen Vereinbarung zwischen den Parteien beginnen, aber nicht vor Freitag.”

Warum wird die Freilassung verschoben?

Die Verzögerung ist ein Schlag für die Familien, die verzweifelt darauf warten, dass ihre entführten Kinder, Ehepartner, Töchter und Schwestern nach fast 50 Tagen in Hamas-Geiselhaft zurückkehren.

Ein israelischer Regierungsvertreter, der am späten Mittwoch unter der Bedingung der Anonymität mit Reportern sprach, erklärte die Verzögerung damit, dass entgegen der bisherigen Auffassung in Jerusalem sowohl Israel als auch die Hamas ein Dokument zur Ratifizierung des Abkommens unterzeichnen müssen, damit es in Kraft treten kann

Eine andere Quelle erklärte, die Verzögerung sei auf einen Mangel an gegenseitigem Verständnis über die “Spielregeln” während der Ruhephase der Kämpfe im Zusammenhang mit dem viertägigen Waffenstillstandsabkommen zurückzuführen.

Entlassung von Terroristen

Das Justizministerium veröffentlichte eine Liste von 300 palästinensichen Gefangenen, die im Austausch für israelische Geiseln freigelassen werden könnten. Eine dieser Gefangenen ist Nafoz Hamad aus Jerusalem.

Sie wurde erst in diesem Monat zu 12 Jahren Haft verurteilt, nachdem sie im Dezember 2021 versucht hatte, ihre jüdische Nachbarin zu erstechen. Sollte die Täterin freikommen, wird sie wahrscheinlich zu ihrer Familie zurückkehren und wieder in deselben Nachbarschaft leben wie ihr Opfer.

In einem Gespräch mit Channel 12 erklärte der Ehemann des Opfers, Dvir Cohen, es falle ihnen schwer zu akzeptieren, dass Hamad freigelassen werden könnte. “Die Kinder waren bei meiner Frau, als sie niedergestochen wurde. Wir haben ihnen versprochen, dass sie sie [die Terroristin] nie wieder sehen müssen und dass sie für den Rest ihres Lebens im Gefängnis bleiben wird.”

Hamad ist eine von 13 weiblichen Gefangenen auf der Liste, von denen die meisten wegen versuchter Terroranschläge verurteilt wurden.

Vorbereitung auf die Rückkehr entführter Kinder

Zur Vorbereitung auf den Empfang von entführten israelischen Kindern werden Soldaten darauf vorbereitet, mit den traumatisierten Kindern zu interagieren und erhielten ein Liste mit Anweisungen. Dies soll den Soldaten helfen, mit der Situation angemessen und einfühlsam umzugehen.

Eines der Geiselkinder, das bei dem für diese Woche erwarteten Austausch freigelassen werden könnte, ist die dreijährige Avigail Idan. Sie besitzt die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihr Schicksal wurde von US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat mit dem Emir von Katar Anfang des Monats erörtert.

Die dreijährige Avigail Idan könnte in dem aktuellen Geiselabkommen freigelassen werden. Foto: privat

Avigail wurde von ihrem Vater, einem Fotografen für Ynet, getragen, als er erschossen wurde. Das kleine Mädchen kroch später unter seinem toten Körper hervor. Mit dem Blut ihres Vaters bedeckt, rannte sie zu Freunden der Familie in einem nahen gelegenen Haus. Der Nachbar brachte sie zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern in den Schutzraum der Familie. Dann verließ er das Haus, um gegen die Terroristen zu kämpfen. Als er nach einigen Stunden zurückkehrte, waren seine Frau, seine Kinder und Avigail verschwunden.

Das Geiselabkommen wurde weltweit positiv aufgenommen. US-Präsident Joe Biden, der direkt am Zustandekommen des Deals beteiligt war, drückte seine Freude über das Abkommen aus. Auch das Vereinigte Königreich, Frankreich und Deutschland lobten das Geiselabkommen. Frankreich hofft zudem, dass sich unter den freizulassenden Geiseln französische Staatsbürger befinden. China, Russland und die Türkei zeigten sich über eine geplante humanitäre Pause in den Kämpfen erfreut.

Das jordanische Außenministerium lobte Katar und Ägypten für ihre Rolle bei der Vermittlung des “humanitären Waffenstillstands”.

Titelbild: Poster israelischer Geiseln in Jerusalem. Foto: Yonatan Sindel/Flash90

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