zurück zu Aktuelles

Entdeckung einer 2.500 Jahre alten Grabstätte im Negev gibt Aufschluss über jahrhundertealte Handelsrouten

JERUSALEM, 06.02.2025 (TPS-IL/NH) – Israelische Archäologen haben im Negev-Hochland eine 2.500 Jahre alte Grabstätte freigelegt, die Licht auf jahrtausendealte Handelsrouten wirft. Die Archäologen gehen davon aus, dass die Grabstätte die Geschichte von Handelskarawanen aus Arabien und Karawanen aus dem Jemen erzählt, die durch die Negev-Wüste zogen. Das teilte die israelische Behörde für Archäologie und Altertümer mit.

Dutzende Gräber und kostbare Grabbeigaben in der Negev-Wüste

Die spannende Ausgrabungsstätte wurde südlich von Beersheva in der Nähe der Tlalim-Kreuzung entdeckt und enthält Dutzende von antiken Grabstellen. Die Archäologen vermuten, dass die Begräbnisplätze zu Karawanen gehörten, die durch die Region zogen. Die Grabstätten unterstreichen die Rolle des israelischen Negev als internationaler Verkehrsknotenpunkt im 7. bis 5. Jahrhundert v. Chr.

Neben dem Grab fanden die Experten der israelischen Altertumsbehörde Schmuck aus Kupfer und Silber, Alabastergegenstände zur Räucherung, Amulette, Perlen und Gefäße, die vermutlich zum Transport von Räucherharzen dienten. „Dieser Fund ist einzigartig und deutet auf einen weitreichenden kulturellen Austausch zwischen Süd- und Nordarabien, Phönizien, Ägypten und Südeuropa hin“, erklärte Ausgrabungsleiter Dr. Martin David Pasternak. „Die große Vielfalt der Funde zeigt, dass dieser bisher unbekannte Ort in dieser Zeit ein Bestattungsplatz für Handelskarawanen war und hier Totenkult und Bestattungsriten stattfanden“, so der Experte.

Ein Räuchergefäß, das wahrscheinlich mit kultischen Ritualen in Verbindung steht, die an diesem Ort durchgeführt wurden. Foto: Israelische Altertumsbehörde

Grabstätte könnte Massengrab sein

Neben Schmuck und Alabastergeräten fanden die Experten auch Pfeilspitzen aus Feuerstein mit Spuren von Ocker. Dieses Material wird mit dem antiken Handel aus dem Jemen und Oman in Verbindung gebracht. „Das Vorhandensein von Ocker auf diesen Pfeilspitzen könnte darauf hindeuten, dass sie eine besondere religiöse oder kultische Bedeutung hatten“, erläuterte Dr. Jacob Vardi, Spezialist für Feuersteinwerkzeuge bei der israelischen Altertumsbehörde.

Die Gräber werfen Fragen über ihren Zweck und die Art der Handelskarawanen auf, die diese Route benutzten. Dr. Martin David Pasternak vermutet, dass die Gräber als langfristige Begräbnisstätten für Karawanen gedient haben könnten, die durch das Gebiet zogen. Eine andere Möglichkeit wäre eine Art Massenbestattung einer solchen Karawane, die auf ihrem Weg überfallen und vernichtet wurde. Trotz der Lage der Gräber an einer sehr abgelegenen Kreuzung mitten in der Wüste, sei der Ort ein strategischer Rastplatz für Reisende entlang wichtiger Handelsrouten gewesen. „Die Gräber liegen nicht in der Nähe von Stätten, Siedlungen oder Festungen, die ihr Vorhandensein erklären könnten, so dass sie rätselhaft erscheinen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass sie an einer zentralen Kreuzung von Straßen liegen, die über das Negev-Hochland in die Arava führen“, so die Forscher. Die Händler, die oft lange und gefährliche Wege durch das unwegsame Gelände nehmen mussten, transportierten wahrscheinlich wertvolle Güter wie Weihrauch, Myrrhe und kostbare Waren aus Südarabien.

Luftaufnahme der Ausgrabungen der Israel Antiquities Authority. Foto: Israelische Altertumsbehörde

Möglicherweise handelten die Karawanen auch mit Frauen

Die Ergebnisse deuten auch auf eine komplexere soziale Dynamik innerhalb der Karawanen hin. Dr. Tali Erickson-Gini, die leitende Forscherin des Projekts, wies auf das Vorhandensein von Artefakten hin, die auf die Beteiligung von Frauen an diesen Handelsnetzwerken hinweisen könnten. Texte aus dieser Zeit beschreiben den Kauf von Frauen als Teil des Karawanenhandels. Eine kürzlich im Jemen gefundene Inschrift dokumentiert den Kauf von 30 Frauen aus Gaza.

Außerdem wurde unter den Grabbeigaben ein Amulett gefunden, das den ägyptischen Gott Bes darstellt. Bes wurde oft mit dem Schutz von Frauen und Kindern in Verbindung gebracht, was darauf hindeutet, dass viele der Toten Frauen gewesen sein könnten. Dies wirft die Möglichkeit auf, dass die Karawanen auch in Menschenhandel verwickelt waren, eine Praxis, die in alten Texten dokumentiert ist.

Ein Amulett des ägyptischen Gottes Bes, das Frauen und Kinder schützen sollte. Foto: Israelische Altertumsbehörde

„Der Fund unterstreicht die zentrale Rolle des Negev in der Antike als internationaler Knotenpunkt, als Tor für den Handel und als Treffpunkt der Kulturen“, sagt Eli Escusido, Direktor der israelischen Altertumsbehörde. „Der Fund ist einzigartig und ermöglicht es uns, kleine, aber wichtige historische Momente der Menschen zu berühren, die vor Jahrhunderten an dieser Stelle die Wüste durchquert haben.“

Titelbild: Skarabäen im ägyptischen Stil mit zusätzlichen kulturellen Einflüssen, die an der Fundstelle gefunden wurden und von Begegnungen zwischen verschiedenen Völkern zeugen. Foto: Israelische Altertumsbehörde

 

 

Weitere News aus dem Heiligen Land