
Polizei beschlagnahmt Hunderte Bücher und verhaftet Ladenbesitzer wegen Verdachts auf „Terroranstiftung und -unterstützung“
JERUSALEM, 11.02.2025 (NH) – Israelische Polizeikräfte haben eine massive Razzia in einem angeblichen „pädagogischen Buchladen“ in Ostjerusalem durchgeführt. Hunderte von Büchern, die zum Terrorismus aufrufen und ihn unterstützen, wurden von den Sicherheitskräften beschlagnahmt. Die beiden Ladenbesitzer, die Brüder Mahmoud und Ahmad M., wurden verhaftet. Berichten zufolge handelt es sich um eine alte und bekannte Buchhandlung, die von Arabern, politisch links stehenden Israelis und ausländischen Besuchern frequentiert wird. Die Angestellten des Ladens behaupten, die Sicherheitskräfte hätten „alles mitgenommen, was ihnen nicht gefiel“.
Schließung des Buchladens erregt internationales Aufsehen
Die Jerusalemer Polizei erklärte, in dem Geschäft seien hetzerische Inhalte palästinensisch-nationalistischer Natur gefunden worden. Unter anderem verwiesen die Sicherheitskräfte auf ein Kindermalbuch mit dem Titel „From the River to the Sea“ („Vom Fluss zum Meer“). Der Verkauf dieser Bücher stelle „Aufwiegelung und Unterstützung des Terrorismus“ dar. Die Polizei erklärte, sie werde weiterhin daran arbeiten, „diejenigen zu finden und zu verhaften, die die Absicht haben, die Sicherheit der Bürger des Staates Israel zu gefährden“.
Die Schließung der Buchhandlung in Ostjerusalem löste dennoch einen internationalen politischen Sturm aus. Die Verhaftung der Ladenbesitzer ist umstritten. Neben israelischen Persönlichkeiten sprach sich auch die Abteilung für Islam- und Nahoststudien der Hebräischen Universität gegen die Razzia in der Buchhandlung aus: „Wir verurteilen die Verhaftung der Besitzer des bekannten Bildungsbuchladens aufs Schärfste und betrachten sie mit großer Sorge. Es handelt sich um eine traditionelle Jerusalemer Institution, die ein Anziehungspunkt für Forscher und Studenten der Hebräischen Universität sowie für unsere Kollegen und Studenten aus dem Ausland ist“.

Hetz-Bücher von Sinwar und Nasrallah
Rückenwind bekamen die Protestler überraschenderweise von der Jerusalemer Stadträtin Laura Wharton. Wharton hatte nach eigenen Angaben selbst Bücher in der Buchhandlung gekauft: „Ich glaube nicht, dass die Besitzer große Zionisten sind, aber von hier bis zum Vorwurf der Volksverhetzung ist es meiner Meinung nach noch ein weiter Weg“.
Nach dem großen Medienrummel war die Anhörung am Montag vor dem Jerusalemer Gericht verständlicherweise von lautstarken Protesten begleitet. Neben dem arabischen Knesset-Abgeordneten Ayman Odeh, der zuletzt wegen seiner Freudenbekundungen über die Freilassung palästinensischer Terroristen in die Schlagzeilen geraten war, beteiligten sich auch diplomatische Vertreter aus den Niederlanden, Großbritannien, Belgien, Brasilien, der Europäischen Union, Frankreich, der Schweiz, Irland und Schweden an den Demonstrationen.
Bereits in der vergangenen Woche hatte die Jerusalemer Polizei in einer Buchhandlung in der Altstadt zahlreiche Bücher beschlagnahmt, die zu Gewalt und Terrorismus aufrufen. Unter der Terrorlektüre befand sich auch das Buch des Hamas-Chefs Yahya Sinwar, in dem er die Palästinenser zum Widerstand gegen die Besatzung aufruft. Außerdem wurden die Bücher „Der Dornenweg – Hamas, die Intifada und die Palästinensische Autonomiebehörde“, das über den Kampf der Terrororganisation berichtet, und „Hassan Nasrallah – Ein Rebell aus dem Süden“ beschlagnahmt.
Titelbild: Die Jerusalemer Polizei hat Verdächtige wegen des Verkaufs von Hetzschriften festgenommen und damit international für Aufsehen gesorgt. Foto: Polizeisprecher