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Freigelassene Geiseln berichten von Folter, Hunger und Erniedrigungen in den dunklen Tunneln der Hamas

JERUSALEM 24.02.2025 (LS) – Laut Berichten der am Samstag freigelassenen Geiseln haben sie monatelang in dem unterirdischen Tunnelnetz der Hamas in Isolation, unter Misshandlungen und Entbehrungen ausharren müssen.

Die freigelassene Geisel Omer Shem-Tov wurde gezwungen, sich als muslimische Frau zu verkleiden und wurde in einem Eimer in einen unterirdischen Tunnel hinabgelassen. Er wurde bespuckt, verflucht und gezwungen, seine Hamas-Entführer auf der Bühne in einer demütigenden Freilassungszeremonie zu küssen. Omer nahm während seiner Geiselhaft 17 Kilogramm ab. Trotz all der Drangsalierungen blieb er seinem jüdischen Glauben treu und rezitierte den Kiddusch für Schabbat, wann immer er konnte.

Monate in Tunneln ohne Tageslicht

Omer Shem-Tov, Tal Shoham und Omer Wenkert wurden die letzten acht Monate gemeinsam in den Tunneln festgehalten. Die Bedingungen waren unerträglich: hohe Luftfeuchtigkeit, extremer Gewichtsverlust und völlige Abkopplung von der Außenwelt.

Omer Shem-Tov nach seiner Freilassung im Militärhubschrauber auf dem Weg zum Krankenhaus. Foto: Israeli Defence Forces

Die drei schilderten eine Umgebung, in der Zeit keine Bedeutung mehr hatte. Das Fehlen von Jahreszeiten machte es unmöglich, die Dauer ihrer Gefangenschaft zu messen. Kurz vor ihrer Freilassung wurden sie von den Hamas-Wächtern absichtlich überfüttert, um sie gesünder erscheinen zu lassen.

Ein Militärhubschrauber mit der freigelassenen Geisel Tal Shoham erreicht das Rabin Medical Center in Petah Tikva, 22. Februar 2025. Foto: Jamal Awad/Flash90

Eliya Cohen war während eines Teils seiner Gefangenschaft allein, verbrachte aber einen Großteil der Zeit zusammen mit Or Levy und Eli Sharabi, die beide vor kurzem freigelassen wurden, und Alon Ohel, der sich immer noch in Geiselhaft befindet, wie er seiner Familie laut Channel 12 mitteilte.

Sie waren nicht nur an den Füßen, sondern auch an den Händen gefesselt, was zu offenen Wunden führte, und wurden von ihren Entführern körperlich misshandelt. Die meiste Zeit wurden sie in einem stockdunklen Tunnel festgehalten. Ab und zu ließen die Terroristen für einige Stunden eine Taschenlampe in den Tunnel hinab. Monatelang durften sie nicht laufen und konnten nicht stehen. Ihre Entführer ließen sie hungern und aßen ihre Mahlzeiten vor ihren Augen.

Hamas-Terroristen hatten Eliya am 7. Oktober ins Bein geschossen und er erhielt keine angemessene medizinische Behandlung. Er erfuhr auch erst nach seiner Freilassung, dass seine Partnerin den Angriff überlebt hatte. Eliyas Mutter erzählt, ihr Sohn habe jeden Morgen in Gefangenschaft gebetet und den Kiddusch-Segen am Schabbat gesagt.

Zehn Jahre Geiselhaft

Avera Mengistu und Hisham al-Sayed, die beide vor etwa zehn Jahren aufgrund von psychischen Erkrankungen aus eigenem Antrieb in den Gazastreifen gewandert waren, kehrten am Samstag mit offensichtlichen psychischen Narben aus ihrer Gefangenschaft nach Hause zurück. Angehörige beschrieben sie bei ihrer Rückkehr als weitgehend teilnahmslos.

Hisham Al-Sayed war bei seiner Freilassung nicht wiederzuerkennen. Laut israelischem medizinischem Personal wies er Anzeichen eines extremen psychologischen Traumas auf. Hishams Vater ist angesichts der Grausamkeit der Terrorgruppe aufgebracht. „Hamas macht Politik auf dem Rücken eines Geisteskranken“, erklärte er wütend auf einer Pressekonferenz.

Averas Bruder Ilan und Hishams Vater Sha’aban auf einer Pressekonferenz im Ichilov-Krankenhaus in Tel Aviv. Foto: Hostages Families Forum

Avera Mengistu erkannte seine Familie bei seiner Rückkehr nach Israel, sprach aber nur sehr wenig und hatte Mühe, sich mitzuteilen. Seine Familie beschrieb seinen psychischen Zustand als äußerst besorgniserregend.

Nach Angaben von Channel 13 News sind die Leiden von Mengistu und al-Sayed so schwerwiegend, dass das medizinische Personal ihren psychischen Zustand mit dem von Menschen verglich, die jahrelang Zwangsarbeit und extreme Isolation ertragen mussten.

Titelbild: Die Freilassung von Tal Shoham und Avera Mengistu in Rafah. Foto: Saeed Mohammed/Flash90

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