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Yarden Bibas spricht zum ersten Mal vor der Kamera: „Die Hamas sagte mir, ich werde eine bessere Frau und bessere Kinder bekommen“

JERUSALEM, 01.04.2025 (NH) – Mehr als einen Monat nach seiner Freilassung aus dem Gazastreifen hat Yarden Bibas erstmals vor laufenden Kameras gesprochen. Der junge Witwer gab sein erstes Interview in der US-Sendung „60 Minutes“. Neben dem 34-Jährigen wurden auch die ehemaligen Geiseln Tal Shoham, Keith und Aviva Siegel in der Fernsehsendung interviewt. Siegel schockierte mit grausamen Details aus seiner Gefangenschaft: „Ich wurde Zeuge von Folter und sexuellen Übergriffen auf die Geiseln.“

„Du bekommst eine neue, bessere Frau“

Yarden Bibas überlebte die grausame Geiselhaft der Hamas und wurde nach 483 Tagen freigelassen. Nach seiner Rückkehr ließ die Terrororganisation auch seine Frau Shiri und die beiden kleinen Söhne Kfir und Ariel frei – allerdings in Särgen. 30 Tage nach der Beerdigung seiner Familie und der Freilegung der Grabsteine hat der 34-jährige Yarden Bibas nun erstmals ein Interview gegeben.

Das Gespräch führte Leslie Stahl in der beliebten CBS-Interview-Sendung „60 Minutes“. Bibas hat sich bewusst für ein Interview in den amerikanischen Medien entschieden, damit die ganze Welt sieht, was die Terrororganisation ihm und den anderen Geiseln angetan hat. „Sie haben meine Familie kaltblütig ermordet – mit bloßen Händen“, erzählt Yarden. Er berichtet von einem schockierenden Satz, den ihm die Hamas-Terroristen und seine Peiniger immer wieder vorhielten: „Alles wird gut, du bekommst eine neue, bessere Frau und neue Kinder“. Yarden berichtet, dass er die meiste Zeit in unterirdischen Tunneln gefangen gehalten wurde und Angst vor den Luftangriffen der israelischen Armee hatte: „Es ist beängstigend, man weiß nicht, wann es passiert, und wenn es dann geschieht, hat man Angst um sein Leben. Es ist wie ein Erdbeben, nur unter der Erde. Alles kann jeden Moment über dir zusammenbrechen“.

Einzige Hoffnung bleibt Trump

Der 34-Jährige nutzte die Plattform nicht nur, um US-Präsident Donald Trump zu danken, sondern auch, um ihn zu bitten, bei der Beendigung des Krieges und einem weiteren Geiselaustausch zu helfen: „Ich bin nur wegen Trump freigelassen worden. Ich bin frei, nicht wegen Netanjahu oder militärischem Druck“, so Bibas. „Ich weiß, dass er helfen kann. Er ist der Einzige, der Netanjahu überzeugen kann, diesen Krieg zu beenden.“

Während des Interviews trug Yarden ein T-Shirt mit dem Bild der entführten Brüder David und Ariel Cunio. „Ich kenne David Cunio aus der ersten Klasse und seinen jüngeren Bruder Ariel – beide sind noch in Gaza. Ich weiß nicht, ob sie genug zu essen und zu trinken bekommen. Sie sehen nicht das Licht der Welt. Wir haben alles zusammen gemacht, David war auf meiner Hochzeit. Jetzt mache ich die schlimmste Zeit meines Lebens durch und David ist nicht bei mir. Ich habe meine Frau und meine Kinder verloren, Sharon (Davids Frau) darf ihren Mann nicht verlieren“.

Rasur im Intimbereich – ein Akt der Demütigung

Neben ihm wurden weitere Überlebende interviewt: Tal Shoham (40), Keith (65) und Aviva Segal (63). Keith Siegel, der zusammen mit Yarden am 1. Februar dieses Jahres freigelassen wurde, berichtete von schrecklichen Torturen in der Geiselhaft: „Es war eine junge Frau bei mir, die von den Terroristen gefoltert wurde. Ich war Zeuge – sie haben mich gezwungen zuzusehen“, so Siegel. „Ich habe sexuelle Übergriffe auf weibliche Geiseln gesehen.“

Der 65-Jährige berichtete auch von der Brutalität der Terroristen: „Sie wurden immer bösartiger und gewalttätiger. Sie schlugen mich und ließen mich verhungern – sie aßen vor meinen Augen und boten mir nichts zu essen an“. Keith verriet in dem Interview auch, dass die Peiniger den Männern nicht nur den Kopf, sondern auch den Intimbereich kahlgeschoren hatten: „Ich glaube, sie taten das, weil sie es als einen Akt der Demütigung ansahen – sie wollten uns erniedrigen“, erklärte er. „Sie haben meinen Geist gebrochen.“

Die amerikanische TV-Show „60 Minutes“ wird von dem israelischen Schauspieler Shahar Bar-On produziert. Die Sendung gewann Anfang des Jahres einen Emmy Award in der Kategorie Nachrichten und Dokumentationen für ein Interview mit der ehemaligen Geisel Yarden Roman-Gat.

Titelbild: Yarden Bibas im Interview für „60 Minutes“. Foto: Screenshot

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