
Hamas fordert die Freilassung von Terrorführern mit mehreren lebenslangen Haftstrafen
JERUSALEM 08.10.2025 (LS) – Israelische Verhandlungskreise berichten, Hamas mache nun zur Voraussetzung, dass Spitzenführer der Terrororganisation – darunter auch Anführer des 7. Oktober-Massakers – in dem derzeit diskutierten Geiselabkommen freikommen müssen, selbst wenn der gesamte Deal dadurch in Gefahr gerät.
Forderung nach Top-Terroristen
Unter Berufung auf Hamas-Quellen berichtete Channel 12, zu den inhaftierten Terroristen, deren Freilassung die Hamas fordert, gehöre Marwan Barghouti, der Chef der Fatah-Tanzim (eine militante Fraktion der palästinensischen Fatah-Bewegung), der fünf lebenslange Haftstrafen verbüßt, weil er an der Planung von drei Terroranschlägen beteiligt war, bei denen während der Zweiten Intifada fünf Israelis getötet wurden. Ebenso auf der Liste steht Ahmad Sa’adat, der Anführer der marxistisch-leninistischen Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), der 2008 zu 30 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er 2001 die Ermordung des israelischen Tourismusministers Rehavam Ze’evi geplant hatte.
Die Hamas fordert außerdem die Freilassung von Ibrahim Hamed, der wegen der Planung der Ermordung zahlreicher Israelis als Hamas-Kommandeur im Westjordanland während der Zweiten Intifada zu 45 lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurde, sowie von Abbas al-Sayed, der 2002 den Bombenanschlag auf das Park Hotel in Netanja plante, bei dem 39 Israelis ums Leben kamen. Außerdem soll Hassan Salameh freikommen, der wegen der Planung mehrerer Selbstmordattentate zu 48 lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurde.
In einem separaten Bericht ohne Quellenangabe erklärte der Sender, die Hamas fordere außerdem, dass Israel Terroristen der Eliteeinheit Nukhba der Hamas freilässt, die an der Invasion und dem Massaker der Terrororganisation am 7. Oktober 2023 beteiligt waren – eine Forderung, die Israel konsequent abgelehnt hat.
Israel in strategischem Dilemma
Laut den von Channel 12 zitierten Quellen der Hamas will die Terrororganisation auch Garantien dafür, dass es letztendlich zu einem vollständigen Rückzug der IDF aus dem Gazastreifen mit einem Zeitplan kommt und dass der anfängliche Rückzug der IDF größer ausfällt als auf der Karte, die Trump am Sonntag veröffentlicht hat. Die Hamas soll einen Rückzug auf die Linien gefordert haben, auf denen die IDF im Januar während des letzten Waffenstillstands stationiert war.
Netanjahus Regierung steht massiv unter Druck: Fügt sie sich der Forderung nach Freilassung hochrangiger Terroristen, bedeutet das innenpolitisch großen Widerstand – insbesondere von Opfern und Sicherheitsexperten. Lehnt sie ab, könnte der gesamte Friedensplan platzen.
Ein Kompromiss scheint kaum möglich: Israel weigert sich bislang, diese Forderungen zu akzeptieren, und fordert stattdessen die vollständige Freilassung aller Geiseln ohne die Freigabe von Drahtziehern. Ob Hamas letztlich nachgeben wird – oder den Deal platzen lässt – bleibt gegenwärtig ungewiss.
Titelbild: Palästinenser protestieren am 20. August 2025 in der Stadt Nablus zur Unterstützung des hochrangigen Fatah-Führers Marwan Barghouti. Foto: Nasser Ishtayeh/Flash90