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Mutterkonzern Unilever blockiert „Palästina-Eis“ von Ben & Jerry’s

JERUSALEM 30.10.2025 (LS) – Der Eiscreme-Hersteller Ben & Jerry’s, der bereits in der Vergangenheit aufgrund seines politischen Aktivismus Schlagzeilen machte, hatte geplant, eine limitierte Geschmacksrichtung mit dem Arbeitstitel „Palästina“ einzuführen, um auf die humanitäre Krise im Gazastreifen aufmerksam zu machen. Doch laut dem Mitbegründer Ben Cohen wurde das Vorhaben nach Zustimmung des unabhängigen Marken-Aufsichtsrates vom Mutterkonzern Unilever gestoppt.

Pro-Palästina-Eiscreme

Das neue Eis mit Symbolik für palästinensische Solidarität war von Ben & Jerry’s auf Vorschlag des von Cohen geleiteten Projekts „Ben’s Best“ erarbeitet worden. Der Geschmack sollte unter anderem Wassermelone – als Symbolfarbe der palästinensischen Bewegung – enthalten und im Rahmen einer Online-Kampagne in die Öffentlichkeit gebracht werden. Cohen wirft Unilever eine „Angriff auf die freie Meinungsäußerung“ vor, da man die Marke daran hindere, ihre „historischen Werte“ aktiv zu vertreten.

Unilever reagierte mit der Aussage, die Entscheidung liege im strategischen Ermessen des Managements und nicht allein beim Markenrat. Der Konzern erklärte: „Wir sehen jetzt nicht den passenden Moment, in die Entwicklung dieses Geschmacks zu investieren.“

Der Konflikt mit Unilever hatte sich bereits 2024 zugespitzt. Ben & Jerry’s hatte Klage gegen den Konzern eingereicht. Unilver hätte den Markenrat bei Stellungen zur Lage in Gaza mundtot gemacht.

Ben & Jerry’s gegen Unilever

In einem Beitrag auf Instagram teilte Cohen mit, er werde sich gegen die Entscheidung von Unilever stellen und das Eis unabhängig von Ben & Jerry’s herstellen. „Ich mache das, was sie [Ben & Jerry’s] nicht konnten. Ich stelle ein Wassermelonen-Eis her, das zu dauerhaftem Frieden in Palästina und zur Wiedergutmachung der dort angerichteten Schäden aufruft … damit die Welt nicht wegschaut“, erklärte er.

Cohen bat die Öffentlichkeit um Hilfe bei der Namensfindung für das Eis und der Auswahl der Zutaten. „Revolutionen sind kreativ. Lasst uns etwas von dieser Kreativität sehen.“, erklärte er. Zu den vorgeschlagenen Namen gehörten „Süßer Widerstand“ und „From the River to the Seeds“.

Ben & Jerry’s behauptete in einer im November letzten Jahres eingereichten Klage, Unilever habe seine Versuche, Unterstützung für palästinensische Flüchtlinge zu bekunden, unterbunden. Außerdem habe der Mutterkonzern gedroht, seinen Vorstand aufzulösen und seine Mitglieder wegen dieser Angelegenheit zu verklagen.

Ben & Jerry’s Israel: „Voll hinter dem Staat Israel“

In Israel sorgte die Kontroverse um das geplante „Palästina-Eis“ für deutliche Kritik und Irritation. Vertreter des israelischen Lizenzpartners von Ben & Jerry’s Israel, der unabhängig von der US-Zentrale operiert, erklärten, sie stünden weiterhin „voll hinter dem Staat Israel und allen IDF-Soldaten, die ihr Leben verteidigen“. Das israelische Unternehmen betonte, man habe mit den politischen Entscheidungen der US-Mutterfirma nichts zu tun und werde seine Produkte wie gewohnt in Israel – einschließlich Judäa und Samaria – vertreiben.

Schon 2021 hatte die israelische Filiale rechtliche Schritte eingeleitet, um sich von der internationalen Linie des Mutterkonzerns zu distanzieren. In einem separaten Vertrag mit Unilever Israel sicherte sie sich das Recht, die Marke unabhängig weiterzuführen. Damit gilt Ben & Jerry’s Israel als vollständig eigenständige Gesellschaft, die israelische Milchprodukte verwendet, lokale Arbeitskräfte beschäftigt und Steuern an den Staat entrichtet.

Titelbild: Arbeiter in der Ben & Jerry’s-Fabrik in der Nähe von Kiryat Malakhi. Foto: Flash90

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