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Palästinensischer Ex-Gefangener hilft Familie nach Terroranschlag

HEBRON, 06.07.2016 (FJ) – Die Kinder des Terroropfers Michael Mark, der in seinem Auto erschossen wurde, konnten nach der Tat aus dem Auto gerettet werden – von einem Palästinenser, der früher in einem Sicherheitsgefängnis inhaftiert war.

Am vergangenen Freitag hatten Terroristen auf der Straße 60 bei Hebron auf das Auto einer jüdischen Familie gefeuert (FJ berichtete). Der Vater, der 48-jährige Rabbiner Michael Mark, starb im Kugelhagel. Seine Ehefrau erlitt lebensgefährliche Kopfverletzungen. Sie ist aus dem Koma erwacht und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Nach dem Kugelhagel überschlug sich der Wagen und blieb auf dem Dach liegen. Die 14-jährige Tochter und ihr 15 Jahre alter Bruder konnten sich nicht aus dem Auto befreien.

Ich hörte Kinder nach Hilfe schreien. Es war erschütternd.“

Islam al-Bayed, ein palästinensischer Ex-Gefangener, fuhr mit seiner Frau auf der Straße 60, als er das kaputte Auto sah. Der Motor sei noch gelaufen und überall auf der Straße wäre Benzin verschüttet gewesen. Er habe keine Ahnung gehabt, dass es eine Schießerei gegeben hatte, und befürchtete, das Auto würde Feuer fangen. „Ich hörte Kinderstimmen aus dem Inneren des Autos, die auf hebräisch nach Hilfe schrien. Es war erschütternd”, sagte er in einem Interview mit dem israelischen Fernsehsender Kanal 2.

Er habe die Tür so gut es geht gewaltsam geöffnet und gleichzeitig die Kinder beruhigt. Dann hätte er zunächst ein junges Mädchen, später einen Jungen aus dem Wagen gezogen. Al-Bayeds Frau, eine frühere Krankenschwester, behandelte die Kinder im Freien und stoppte ihre Blutungen. Anschließend hätten sie die Ambulanz des muslimischen “Roten Halbmondes” gerufen. Innerhalb weniger Minuten wären israelische und palästinensische Rettungsteams vor Ort gewesen und hätten die Opfer behandeltn (s. Foto).

„Es war einfach menschlich. Ich habe weder an die Besatzung, noch an den Konflikt gedacht. Ich dachte nur an die Menschenleben: Kinder, die meine Hilfe brauchten”, so Islam al-Bayed.

Al-Bayed hatte Steine auf israelische Truppen geworfen

Erst vor einigen Jahren hatte der Palästinenser sieben Monate in einem israelischen Gefängnis verbracht, nachdem er Steine auf israelische Truppen geworfen hatte. Jetzt ist der 26-Jährige ein Symbol von Toleranz geworden, nachdem er die verwundeten Kinder aus dem zerstörten Wagen rettete.

Viele Menschen sind nach dem Tod von Michael Mark zum Haus der Familie gekommen, um den Kindern und weiteren Angehörigen ihr Beileid auszusprechen. Der Rabbiner war Vater von zehn Kindern. Unter den Besuchern waren auch mehrere Knesset-Mitglieder, unter anderem Oppositionsführer Isaac Herzog. In einer Stellungnahme erklärte er: „Jenseits aller politischen Meinungsverschiedenheiten oder zukünftiger Vereinbarungen ist eines klar: es darf keine Kompromisse im Kampf gegen den Terrorismus geben. Wir müssen den Terrorismus an der Wurzel ausreißen, wir müssen für die Sicherheit der Bewohner sorgen: für die Sicherheit ihres Lebens und für ihre Möglichkeit, sich frei von einem Ort zum anderen bewegen zu können.“

Foto: Flash90/Hadas Parush

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