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113-jähriger Israeli holt Bar Mitzwa nach

JERUSALEM, 16.09.2016 (FJ) – Der älteste Mann der Erde, der Israeli Israel Kristal, hat am Donnerstag seinen 113. Geburtstag gefeiert und möchte seine Bar Mitzwa nachholen – hundert Jahre später. Der gemäß „Guinness World Records“ älteste Mann lebt derzeit in Haifa und ist ein Überlebender des Holocaust.

Doch Bar Mitzwa, die jüdische Feier zur religiösen Mündigkeit, hat er nie selbst erlebt. Das Ritual vollziehen jüdische Jungen im Alter von 13 Jahren und dürfen dabei zum ersten Mal in der Synagoge öffentlich aus der Thora lesen. Als Kristal seinen 13. Geburtstag feierte, herrschte allerdings der Erste Weltkrieg. Sein Vater war mit der russischen Armee im Krieg und seine Mutter drei Jahre zuvor gestorben. Deshalb fiel seine Bar Mitzwa aus.

Nun holt er die Feier hundert Jahre später nach. Ende September, an seinem Geburtstag nach jüdischem Kalender, will er das Fest feiern. Laut seiner Tochter, Shulimath Kristal Kuperstoch, werden über hundert Familienmitglieder anwesend sein. „Wir werden ihn segnen, mit ihm tanzen und einfach glücklich sein“, freut sie sich.

1944 kam er nach Auschwitz und verlor seine Frau

Kristal wurde im Jahr 1903 in Polen geboren und zog 1920 nach Lodz, um im Süßigkeitengeschäft der Familie zu arbeiten. Er führte diese Arbeit fort, selbst nachdem die Nationalsozialisten sämtliche Juden der Stadt ins Ghetto brachten, wo auch beide Kinder des Mannes verstarben. Im Jahr 1944 wurde Kristal nach Auschwitz gebracht. Dort kam seine Frau, die er mit 25 geheiratet hatte, ums Leben.

2016-09-17-israel_kristal_geburtsurkunde_1918

„Personenblatt aus Polen“ 1918

1950 zog er mit seiner zweiten Frau und deren Sohn nach Haifa, wo er als Konditor arbeitete. Heute hat er einen Sohn und eine Tochter, dazu kommen viele Enkel und Urenkel.

Im März war Kristal zum ältesten Mann der Welt erklärt worden. Auf die Frage, was sein Geheimnis für ein langes Leben sei, antwortete er nüchtern: „Ich weiß es nicht. Ich glaube, dass alles von oben bestimmt ist und wir die Gründe nie erfahren werden. Es gab klügere, stärkere und besser aussehende Männer als mich, die jetzt leider nicht mehr leben. Alles was es für uns zu tun gibt, ist, weiterhin so hart zu arbeiten, wie wir können, und wieder aufzubauen, was verloren ging.“

 

Titelbild: Familienfoto

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