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Das erste Opfer des 11. September war ein Israeli

JERUSALEM / NEW YORK, 18.09.2016 (DL) – Daniel Lewin (Bild), ein ehemaliger Offizier der israelischen Eliteeinheit Sayeret Matkal, saß am 11. September 2001 auf Platz 9B an Bord des American Airlines Fluges 11. Er war unterwegs zu einem Geschäftstreffen in Los Angeles. Als kurz nach 8 Uhr Mohamed Atta und Abdulaziz al-Omari von ihren Sitzen vor ihm zum Cockpit stürmten, versuchte Lewin, die Terroristen zu überwältigen. Doch auch hinter ihm, auf Sitz 10B, saß ein Terrorist: Satam al-Suqami zog ein Messer und schlitzte Lewins Kehle auf. Die Flugbegleiter meldeten der Flugsicherheit den Mord an dem Passagier und die Entführung der Maschine. Um 8:46 Uhr stürzte das Flugzeug in den Nordturm des World Trade Center. Weltweit suchten Menschen verzweifelt nach genauen Informationen zu den Vorgängen in New York. Doch unter der millionenfachen Nachfrage kollabierten die meisten Nachrichtenseiten. Nur wenige hielten dem Ansturm stand, dank der Technologie von Akamai, einer Firma, die ihre Existenz Lewin verdankt.

Als Lewin 14 Jahre alt war, zogen seine Eltern mit ihm und seinen jüngeren Geschwistern von Denver, USA, nach Israel. Das Gymnasium langweilte ihn. Er schwänzte den Unterricht, um in einem Fitnessstudio zu trainieren. Das brachte ihm den Titel des „Mr. Teenage Israel“ im Bodybuilding ein. Nach der Schulzeit, beim Militärdienst, wollte er der Beste sein. So kam er zur Sayeret Matkal, der Elite-Einheit, in der zuvor Ehud Barak, Benjamin Netanjahu, dessen Brüder Iddo und Yonathan, Mosche Jaalon und Naftali Bennett gedient hatten.

Herausragender Student

Nach vier Jahren Militärdienst schrieb sich Lewin im Technion in Haifa ein. 1995 wurde er in Informatik zum „herausragenden Studenten“ des Jahres gewählt. Lewin war brilliant, erhielt ein Vollstipendium für Cambridge und eine Auszeichnung für die beste Diplomarbeit. Zusammen mit seinem Professor Tom Leighton registrierte er sich bei einem universitätsweiten Wettbewerb für junge Start-ups. Beide waren sich sicher, dass ihre Algorithmen das Internet revolutionieren könnten. Sie wollten den Datenverkehr besser, schneller und effizienter verwalten, als alles, was damals verfügbar war. Ihre akademischen Kollegen waren nicht zu begeistern: Cambridge brauchte Lewins Tempo nicht. Seine Ideen, sagte man, hätten keinen praktischen Nutzen. Lewin gab nicht auf. Venture Capital-Firmen in Boston stellten ihm schließlich Geld zur Verfügung und die Firma Akamai ging an den Start.

Am 11. März 1999 brach in den USA der Datenverkehr zusammen. Denn zeitgleich mit der Eröffnung des NCAA-Basketball-Turniers kam der lang ersehnte Trailer zu einem neuen Kapitel von „Star Wars“ heraus. Nur die Websites der Kunden von Akamai-Technologie waren noch online. Das war eine Sensation. Schon am nächsten Tag wurde das Unternehmen von neuen Top-Kunden überschwemmt. Auf dem Papier waren Lewin und sein Partner Leighton über Nacht zu Milliardären geworden. Doch dann platzte die Internet-Blase. Am Abend des 10. September 2001 trafen sich Lewin und Leighton, um über die Entlassung von hunderten Mitarbeitern zu beraten. Dennoch waren beide überzeugt, dass die Akamai-Strategie richtig war. Die Firma bewährte sich schon am nächsten Tag. Aber Daniel Lewin erlebte das nicht mehr. Er ist nur 31 Jahre alt geworden.

Molly Knight Raskin hat über Danny Lewin eine Biografie verfasst: “No Better Time: the Brief, Remarkable Life of Danny Lewin, the Genius Who Transformed the Internet”

Erinnerungen in Jerusalem

Das einzige Denkmal für die Terroranschläge des 11. September außerhalb der USA befindet sich im Wald von Jerusalem. Am 15. Jahrestag fand dort eine Zeremonie mit der Beteiligung von 50 amerikanischen Polizisten statt. Der Bürgermeister von Jerusalem, Nir Barkat, erläuterte: „Daniel Lewin war ein Opfer der Anschläge. Er war gebürtiger Amerikaner, wuchs in Jerusalem auf und war Unternehmer. Er saß im ersten Flugzeug und war der erste, der verstand, dass das Flugzeug entführt worden war. Er kämpfte gegen die Terroristen und starb, noch bevor das Flugzeug in das erste Gebäude flog. Ich habe Daniel gekannt, ich traf ihn einige Jahre zuvor in Boston. Als Bürgermeister von Jerusalem kenne ich diesen Schmerz, wenn der Terror eine Stadt heimsucht.“

Foto: privat

Ein Video über Daniel Lewin (englisch): https://www.youtube.com/watch?v=8Hlojij_fP0

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