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Nach jahrelangem Warten reisen 63 Äthiopier nach Israel ein

TEL AVIV, 12.10.2016 (FJ) – Mit viel Jubel, Freudentränen und Gesängen haben äthiopische Israelis die Ankunft ihrer Familienmitglieder im Heiligen Land gefeiert. 63 Einwanderer sind am Flughafen in Tel Aviv angekommen, nachdem die Immigration aus Äthiopien drei Jahre lang gestoppt worden war.

Im August 2013 hatte die israelische Regierung das „Ende“ der Einwanderung von Äthiopiern verkündet und damit viele Israelis verärgert, deren Familie noch in Gondar und Addis Abeba leben.

„Es fühlt sich wie der Berliner Mauerfall an“, freute sich Knesset-Mitglied Avraham Neguise, der in Äthiopien geboren wurde und aktiv dafür eintrat, die äthiopische Einwanderung wieder zuzulassen. „Es fühlt sich an wie in einem Traum. Ich kann es nicht fassen“, lacht eine Frau, die ihren Bruder nach neun Jahren wiedersieht und erstmals dessen Kinder kennenlernt.

Es geht nur darum, welche Einwanderer billiger sind“

Neguise prangerte die mangelnde Bereitschaft der Regierung an, äthiopische Juden nach Israel zu holen. „Keine andere jüdische Gemeinde muss so sehr für ihre Immigration kämpfen“, kritisierte er. Es gehe nur darum, welche Einwanderer für den Staat billiger seien als andere. „Ich bin mir sicher, wären diese Einwanderer Ingenieure, Ärzte oder Professoren, wären sie schon vor Jahren hier hergeholt worden.“ Äthiopische Einwanderer erhalten zusätzliche Unterstützung, die anderen Immigranten nicht gewährt wird. Dazu gehört unter anderem Wohngeld für mindestens zwei Jahre.

Der Vorsitzende der „Jewish Agency“, Natan Sharansky, wies den Vorwurf zurück. Dass die Regierung die Einwanderer trotz des Rückkehrgesetzes, laut dem sie nicht als jüdisch anerkannt werden, herbrachte, würde das israelische Engagement deutlich machen.

Noch 9000 Juden leben in Äthiopien

Von November 2011 bis August 2013 wurden insgesamt knapp 8000 Äthiopier nach Israel gebracht. Circa 5000 weiteren Menschen wurde die Anerkennung als praktizierende Juden verweigert, womit die Immigration offiziell abgeschlossen war. Ein „Recht auf Rückkehr“ als Juden sollte demnach nur noch im Rahmen individueller Anträge geprüft werden. In den vergangenen drei Jahren haben Aktivisten hart daran gearbeitet, ihre äthiopischen Familienmitglieder nach Israel zu holen.

Derzeit leben noch etwa 9000 Juden in Äthiopien, die nicht nach Israel einreisen können, weil sie im Rahmen des Rückkehrgesetzes nicht als jüdisch gelten. Entweder, weil sie keine Familienangehörigen in Israel haben, oder sie werden als »nicht jüdisch genug« angesehen, da die väterliche Linie bei dem israelischen Einwanderungsgesetz nicht berücksichtigt wird.

Dem Plan der Regierung, die 9000 Juden nach Israel zu holen, wurde 2015 zugestimmt, allerdings gab es nicht genügend Budget für die Umsetzung. Das Budget für die Jahre 2017 und 2018 reicht für die Immigration von 1300 äthiopischen Einwanderern.

 

Video mit Willkommenszeremonie:

Foto: Flash90/Miriam Alster

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