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Israel treibt Einwanderung von 2000 äthiopischen Juden voran

JERUSALEM, 11.10.2020 (DK) – Israels Premierminister Benjamin Netanjahu will 2000 Äthioper mit jüdischen Wurzeln in den nächsten Monaten nach Israel bringen. Dies teilte er seinem Amtskollegen in Addis Abeba, Abiy Ahmed, mit. Derzeit warten rund 8000 sogenannte Falaschmura auf eine Einreisegenehmigung von Israel. Insgesamt soll der Einwanderungsprozess den Staat umgerechnet 92 Millionen Euro kosten. Trotz der aktuellen Coronakrise sind viele Mitglieder des Kabinetts bereit den Vorschlag zu bewilligen. 

Die Einreisegenehmigung für jüdischstämmige Äthiopier ist in Israel durchaus nicht unumstritten. Die Angehörigen der Falaschmura führen ihre eigene Herkunft auf König Salomo zurück. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde ein Großteil zum Christentum zwangsbekehrt, hielten jedoch im privaten Leben an den jüdischen Traditionen fest. Da sie nach streng jüdischem Gesetz nicht als Glaubensgenossen anerkannt werden, müssen sie bei ihrer Einreise offiziell konvertieren. 

Neue Immigrationsministerin setzt sich für jüdischstämmige Äthiopier ein

Die Immigrationsministerin Pnina Tamano-Shata hat sich besonders für die Einreisegenehmigung eingesetzt. Die 39-jährige Politikerin ist selbst jüdischstämmige Äthiopierin und wurde während der Hungersnot im Jahr 1984 gemeinsam mit ihrer Familie vom Mossad nach Israel gebracht. Sie ist die erste aus Äthiopien stammende Ministerin in Israel. Da Tamano-Shata die Herausforderungen, welche die Neueinwanderer aus Afrika erwarten, aus erster Hand kennt, liegt ihr das Schicksal dieser Menschen nach eigenen Angaben besonders am Herzen. Viele Familien leben derzeit getrennt und warten schon seit zwei Jahrzehnten darauf in Israel wieder vereint zu werden. Tamano-Shata war es auch, die den Vorschlag machte, 8000 Falaschen aus Lagern in Addis Abeba und Gondar ins Heilige Land zu bringen. 

Coronakrise trifft äthiopische Juden in Israel besonders hart

In Israel leben heute etwa 140.000 äthiopische Juden. Da viele von ihnen über keinen höheren Bildungsabschluss verfügen, gehören sie zur sozialen Unterschicht. Daher haben die wirtschaftlichen Folgen des Ausbruchs der Pandemie die Bevölkerungsgruppe besonders hart getroffen. Allein seit Beginn des aktuellen Lockdowns Ende September haben sich über 200.000 Israelis zusätzlich arbeitslos gemeldet. 

Bild: Mitglieder der Falashmura-Gemeinschaft landen im Februar 2019 in Israel. Quelle: Tomer Neuberg/Flash90

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