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Moscheen ohne Lautsprecher: Minister stimmen Gesetzesentwurf zu

JERUSALEM, 14.11.2016 (FJ) – Die Knesset, das Israelische Parlament, hat am Sonntagabend einem Gesetzesentwurf zugestimmt, wonach die Benutzung von Lautsprechern bei den Rufen des Muezzins verboten werden soll. In den Moscheen werden die Gläubigen mehrmals am Tag durch den Muezzin zum Gebet aufgerufen. Dabei werden Verstärkeranlagen benutzt, sodass man ihren Ruf auch weit entfernt noch gut hören kann. Diese Lautsprecher sollen jetzt verboten werden.

Der Gesetzesentwurf war von den Abgeordneten Moti Yogev und Robert Ilatov eingereicht worden. Knapp zwei Wochen zuvor hatten Demonstranten im Jerusalemer Viertel Pisgat Ze‘ev vor dem Wohnsitz des Bürgermeisters Nir Barkat die Muezzin-Rufe nachgeahmt, um gegen die „dauerhaften Störungen“ zu protestieren.

Freie Religionsausübung dürfe Lebensqualität anderer nicht stören

Laut Yogev würden die Aufrufe zum Gebet, besonders in den frühen Morgenstunden und in der Nacht, den Schlaf von Hunderttausenden Juden und Arabern stören. Die freie Religionsausübung dürfe nicht die Lebensqualität anderer stören.

Das Gesetz wurde bereits im März dieses Jahres im Ministerausschuss zur Gesetzgebung beraten. Die Beratung wurde jedoch wegen Differenzen zwischen den Teilnehmern verschoben.

Auch Premierminister Benjamin Netanjahu zeigte bei seiner Eröffnungsrede vor dem Ministerausschuss am Sonntagabend Zustimmung und Verständnis im Bezug auf die Beschwerden der Bewohner. „Ich kann gar nicht mehr sagen, wie oft Zivilisten zu mir gekommen sind, um über den übermäßigen Lärm durch die Gotteshäuser zu klagen“, so Netanjahu. Die Menschen hätten kein Problem mit den Aufrufen zum Gebet am Tag; die frühmorgendlichen und nächtlichen Rufe seien jedoch störend.

Technologien machen Lautsprecher überflüssig

„Wir stellen uns nicht gegen religiöse Gebote und sicherlich nicht gegen die „Gott ist groß“-Rufe der Muezzin“, so Yogev. „Aber in Anbetracht der technologischen Fortschritte heutzutage gibt es keine Rechtfertigung, Menschen um 4 Uhr morgens aufzuwecken, die nicht [an den Gottesdiensten] teilnehmen wollen.“ Es gebe Smartphone-Apps, Wecker und andere Technologien, die die lauten Rufe nicht notwendig machen würden.

Mitglieder der israelisch-arabischen Gemeinschaft kritisierten den Gesetzesentwurf Motivation seien nicht die Lärmbedenken, sondern die anhaltende anti-muslimische Stimmung der aktuellen Koalition.

Yogev wies die Vorwürfe zurück. „Vor hundert Jahren gab es überhaupt keine Lautsprecher. Was haben die Muezzins denn damals gemacht?“

 

Foto: Flash90/Esther Rubyan

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