Familie aus Aleppo bittet Israel: Rettet uns!
JERUSALEM, 05.03.2017 (TM) – Eine Familie aus der belagerten syrischen Stadt Aleppo hat die israelische Regierung in einem dramatischen Hilferuf um Unterstützung gebeten. Sie seien jüdisch und fürchteten um ihr Leben, heißt es in einer Audio-Botschaft, die heute vom israelischen Armeeradio ausgestrahlt wurde. Das Tonband wurde dem Radiosender über ein Familienmitglied zugespielt: Salah war vor eineinhalb Jahren die Flucht aus Aleppo gelungen, er lebt heute in London.
Die Frau, die auf dem Tonband zu hören ist, benutzt das Pseudonym Razan. „Es gibt niemanden, der uns helfen kann, diesen Ort zu verlassen. Wir bitten die israelische Regierung, uns nicht aufzugeben und uns zu helfen, diesen Ort zu verlassen, in irgendein anderes Land.“ In arabischer Sprache versichert Razan, ihre ganze Liebe und Hingabe gelte der jüdischen Religion.
„Zu Juden erzogen“
Ihr Vater sei Muslim, ihre Mutter Jüdin, erklärte hierzu Salah in London. Er habe zwei Schwestern, eine davon sei Razan. Von klein auf seien sie jüdisch erzogen worden. Vor dem Krieg sei ihre Religion in der Nachbarschaft bekannt gewesen. Mittlerweile sei die Situation sehr kritisch.
Israel hatte in der Vergangenheit gewagte Einsätze unternommen, um Juden aus gefährlichen Krisensituationen zu retten. Im vergangenen Jahr wurden in einer riskanten Operation 19 Juden aus dem Bürgerkrieg im Yemen nach Israel gebracht.
In Israel regen sich Zweifel, ob es sich bei der Familie in Aleppo tatsächlich um Juden handelt. Allerdings sei bekannt, dass viele Juden in muslimischen Ländern ihre Religion aus Angst vor Verfolgung verbergen.
Gemeinde in Aleppo aufgelöst
Nach offiziellen Angaben lebten 2015 nur noch etwa 20 Juden in Syrien. Die uralte jüdische Gemeinde in Aleppo hatte sich aufgelöst, ihre Mitglieder waren geflohen.
Israel hat bislang mehr als 2600 Verletzte aus dem syrischen Bürgerkrieg behandelt, sowohl in Feldlazaretten an der Grenze als auch in Hospitälern im ganzen Land. Vor wenigen Tagen hat das Innenministerium genehmigt, dass 100 Waisenkinder aus Syrien aufgenommen und bei arabisch-israelischen Familien untergebracht werden. Im syrischen Bürgerkrieg sind bislang rund 310.000 Menschen ums Leben gekommen, Millionen Syrer sind auf der Flucht.
Bild: Weite Teile Aleppos sind heute eine Trümmerlandschaft.
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