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Deutschland soll „Holocaust-Schuld“ an Palästinenser zahlen

JERUSALEM, 13.06.2017 (DL) – Deutschland hat seine Holocaust-Schuld an Israel gezahlt, nicht aber an die Palästinenser. Einen Kommentar in diesem Sinne hat die linksliberale israelische Zeitung Haaretz veröffentlicht, aus der Feder eines „beisteuernden Autors“: Daniel Barenboim (Foto). Nebenbei, wenn er nicht gerade für Haaretz schreibt, ist er Generalmusikdirektor von La Scala, der Berliner Staatsoper und der Staatskapelle Berlin.

„Europa, dessen Antisemitismus zum Holocaust führte, hat auch eine moralische und historische Verpflichtung gegenüber den Palästinensern, die noch immer Konsequenzen hat“, heißt es da im Untertitel. Barenboim beschreibt zunächst die Tragik des vermeintlich unlösbaren israelisch-palästinensischen Konflikt, für den sich kaum noch jemand interessiere. „Es ist besonders tragisch, dass wir dieses und nächstes Jahr zwei traurige Jubiläen beobachten, besonders für Palästinenser“, schreibt Barenboim, der übrigens die palästinensische Ehrenbürgerschaft besitzt.

Am 10. Juni 2017 wurde der 50 Jahre währenden israelischen Besatzung „palästinensischen Landes“ gedacht, „ein sachlich und moralisch unerträglicher Sachverhalt“. Im Jahr 2018 „erinnern wir uns“ an den 70. Jahrestag von al-Nakba („die Katastrophe“), nach der Teilung Palästinas und der Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948. Das habe zur Vertreibung von mehr als 700.000 Palästinensern aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina geführt. „Über 5 Millionen direkte Nachkommen von vertriebenen Palästinensern leben noch im erzwungenen Exil.“

Deutschland hat eine Verpflichtung gegenüber den Palästinensern“

Hier sei angemerkt, dass Ägypten den Gazastreifen ab 1949 besetzt hielt, und dass Israel 1967 das von Jordanien besetzte und annektierte Westjordanland sowie Ostjerusalem erobert hat. Von „Palästinensern“ redet man erst seit 1968. Das ist, als würde man heute die Germanen als „Bundesbürger“ bezeichnen. Dass 5 Millionen Nachkommen dieser Flüchtlinge bis heute im „erzwungenen Exil“ leben, könnte man genauso über die Nachkommen von 14 Millionen Vertriebenen in Deutschland und Hunderten Millionen Flüchtlinge in der ganzen Welt sagen. Die rund 700.000 arabischen Flüchtlinge aus Palästina sind freilich die einzigen Vertriebenen in der ganzen Welt, deren Flüchtlingsstatus dank der UNO-Organisation UNRWA, auf die Kinder vererbt wird, mit dem Mandat, sie nicht zu integrieren, sondern in ihre Häuser im Staat Israel heimzuführen.

„Als Jude, der seit über 25 Jahren in Berlin lebt, habe ich in diesem Konflikt eine besondere Perspektive auf die historische Verantwortung Deutschlands. Ich kann nur frei und glücklich in Deutschland leben, weil die Deutschen ihre Vergangenheit konfrontiert und verarbeitet haben“, schreibt Barenboim. Auch im heutigen Deutschland gebe es „besorgniserregende Trends. Aber im Großen und Ganzen ist die deutsche Gesellschaft zu einer toleranten, freien Gesellschaft geworden, die sich ihrer humanitären Verantwortung bewusst ist.“ Deutschland und Israel hatten immer eine besonders stabile Beziehung, schreibt er, aber „Deutschland hat auch eine besondere Verpflichtung gegenüber den Palästinensern.“

Barenboim fährt fort mit einem in der palästinensischen Propaganda oft verbreiteten Motiv: „Ohne den Holocaust hätte es nie eine Teilung von Palästina gegeben. Es hätte keine al-Nakba gegeben, keinen Krieg von 1967 oder Besatzung.“ Weiter behauptet er: „Der Antisemitismus war ein europaweites Phänomen und die Palästinenser leiden weiterhin unter den direkten Konsequenzen, obwohl sie selbst in keiner Weise dafür verantwortlich sind.“

Keine Mitverantwortung der Palästinenser am Holocaust?

Diese ganze Darstellung von Ursache und Folge ist mehr als fragwürdig. Im Klartext behauptet er, dass die „Katastrophe“ der Palästinenser nicht passiert wäre, wenn die Entstehung des Staates Israel, vermeintlich allein infolge des Holocaust, hätte verhindert werden können. Tatsache ist, dass die Juden sich seit der Gründung ihrer Nationalbewegung, dem Zionismus, zu einem Staatsvolk erklärt und die Errichtung einer „nationalen Heimstätte“ betrieben haben, wie es der britische Lord Balfour in der nach ihm benannten Deklaration von 1917 versprochen hatte. Die Palästinenser bekämpfen heute diese britische Erklärung, weil sie die als eine historische Rechtfertigung für die Gründung Israels sehen.

Barenboims Behauptung, dass die Palästinenser keinerlei Mitverantwortung am Holocaust tragen, ist faktisch falsch. Der Begründer der palästinensischen Nationalbewegung, Mufti Hadsch Amin el Husseini, hat schon 1929 Pogrome gegen die Juden in Palästina ausgelöst und später, nach einem Treffen mit Hitler, von Berlin aus den giftigen Antisemitismus der Nazis in die arabische Welt per Rundfunk getragen. Mit seinen Kämpfern, der „Handschar“, hat er sich an der Verschleppung von Tausenden Juden in die Vernichtungslager in Polen beteiligt. Das wird von den Palästinensern und ihren Freunden gerne „übersehen“.

Barenboim fordert eine Anerkennung des Staats Palästina, obgleich dieser Staat bis heute nicht ausgerufen worden ist. Er will eine Rückkehr der Flüchtlinge nach Israel, obgleich er wissen müsste, dass er damit das Ende des jüdischen Staates betreibt. Abschließend fordert er von Deutschland, „historische Verantwortung“ gegenüber den Palästinensern anzuerkennen. Die daraus entstehenden Konsequenzen für Israel interessieren ihn offensichtlich nicht.

 

Foto: Wikimedia/Alkan

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