Abwasser aus Gaza verschmutzt Israels Grundwasser
GAZA / ASCHKELON, 19.07.2017 (FJ) – Die Kläranlagen im Gazastreifen können aufgrund der Stromknappheit nicht richtig arbeiten, Abwasser fließt ungeklärt ins Mittelmeer, Strände werden Kilometer weit verschmutzt. Der Strand von Aschekelon musste nun für Schwimmer gesperrt werden. Auch das israelische Grundwasser wird durch das Abwasser aus Gaza verunreinigt.
Vor zwei Wochen sind die Kläranlagen im Gazastreifen zusammengebrochen. Grund dafür ist die Stromknappheit. Die Anlage konnte nur halbtags laufen. Bislang hatte der Gazstreifen etwa sechs bis acht Stunden Strom am Tag. Doch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bat Israel darum, die Stromzufuhr zu drosseln (Fokus Jerusalem berichtete). Damit möchte Abbas die im Gazastreifen herrschende radikal-islamische Hamas schwächen.
Die Palästinenser begannen vor zwei Wochen, im Norden des Gazastreifens das Abwasser in das Flussbett Nahal Hanun zu pumpen, das über Israel ins Meer führt. Dadurch wurde das Wadi überschwemmt, was zu einer großflächigen Verschmutzung rund um das Flussbett führte.
Täglich fließen Tausende Kubikmeter Abwasser ins Mittelmeer
Das israelische Gesundheitsministerium hat Mekorot (Israels nationales Wasserversorgungsunternehmen) damit beauftragt, zwei Pumpstationen in der Nähe des Moschaws Nativ HaAsara zu schließen, damit nicht noch mehr verschmutztes Grundwasser in den Wasserkreislauf gerät.
Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums haben Orte an den Stränden in der Nähe des Erez-Grenzüberganges und an der Küste von Aschkelon untersucht, wo sich Abwasser ansammelt. Das Ministerium stellte im Meerwasser einen extrem hohen Grad an Bakterien und Fäkalien fest. In den vergangenen zwei Wochen, seit die Kläranlage im Gazastreifen nicht mehr arbeitet, sind täglich etwa 110.000 Kubikmeter Abwasser von der Küste von Gaza ungeklärt ins Mittelmeer geflossen.
Angst vor Krankheiten
Die Meerwasser-Entsalzungsanlage nahe Aschkelon musste wegen der Qualität des Wassers vorübergehend außer Betrieb genommen werden. Rund um Aschkelon ist die Verschmutzung mittlerweile unerträglich geworden. Der Regionalrat von Aschkelon wollte deshalb gar versuchen, das Abwasser in Lastwagen zu pumpen, aber die große Menge an Schmutzwasser machte das Vorhaben zunichte.
„Die israelische Regierung muss verstehen, dass sich die schwierige humanitäre Situation im Gazastreifen verschlechtert und ihre Auswirkungen für die israelischen Gemeinden im Grenzgebiet direkt greifbar sind“, unterstrich Aschkelons Regionalratschef Yair Farjun.
Cholera, Typhus und andere Krankheiten könnten über das Grundwasser und das Meer nach Israel gelangen. Bereits vor der aktuellen Stromkrise hatte es immer wieder Beschwerden über die Wasserverschmutzung aus Gaza gegeben. Die Hamas machte Israel dafür verantwortlich, das die Einfuhr von Baumaterial verhindere. Israel beklagte, dass die Hamas zur Vergügung gestelltes Geld und Material nicht für den Bau von Kläranlagen nutze, sondern damit Terrortunnel baue und Raketen kaufe.
Foto: Ein Palästinenser beobachtet, wie Abwasser aus dem Gazastreifen ins Mittelmeer strömt. Archivbild: Wissam Nassar (Flash 90)
Bericht über die Hintergründe der aktuellen Stromkrise: