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Weihnachten im Heiligen Land

von Ulrich W. Sahm

JERUSALEM, 05.12.2017 – An Weihnachten wird die Geburt von Jesus aus Nazareth in Bethlehem, der „Stadt Davids“ gefeiert. „Da Jesus geboren war zu Bethlehem im jüdischen Lande…“ heißt es in Matthäus 2,1. Doch eine jüdische Stadt ist Bethlehem schon lange nicht mehr und auch Christen bilden hier nur noch eine verschwindend kleine Minderheit, obwohl die Christenheit hier eine lange Tradition hat und mit riesigen Gebäuden, darunter Kirchen und Hospizen sehr sichtbar vertreten ist. Diese füllen sich an den Feiertagen durch Touristen und Pilger aus aller Welt.

Der Stern von Bethlehem hängt hier seit Ramadan

Während in Deutschland schon im November in den Auslagen der Kaufhäuser die Halloweenhexen den Weihnachtsmännern aus Schokolade weichen, ist in Israel von dieser Kommerzialisierung des Christfestes kaum etwas zu spüren. Die Jerusalemer Stadtverwaltung lässt zwar Festbeleuchtung entlang der Hauptstraßen aufhängen, doch so mancher „Bethlehem-Stern“ aus Glühbirnen hängt noch seit dem letzten Ramadan-Fastenmonat. Im jüdischen Staat nimmt man es mit fremden Symbolen nicht so genau.

Die Ramadan-Dekoration in der Jerusalemer Altstadt wird gerne auch für die Weihnachtszeit verwendet / Wikimedia Commons

Die Ramadan-Dekoration in der Jerusalemer Altstadt wird gerne auch in der Weihnachtszeit verwendet / Wikimedia Commons, Guillaume Paumier

Im Staat Israel und in Jerusalem lebt eine große jüdische Mehrheit. In den Autonomiegebieten und in Bethlehem gibt es eine arabisch muslimische Bevölkerung. Weihnachten ist also ein Fest, das von der Mehrheit der Bevölkerung nicht gefeiert wird. Auch „Weihnukka“, eine Kombination von „Xmas“ mit dem jüdischen Lichterfest Chanukka, ist eher eine amerikanische Sitte. Denn anders als in Israel gibt es in den USA viele jüdisch-christliche Familien, die beide Feste feiern.

Dreifaches Weihnachtsfest

Mit Zimtsternen oder Spekulatius-Gebäck kann man sich auf dem Weihnachtsbasar in der deutsch-lutherischen Erlöserkirche in Jerusalems Altstadt eindecken, in diesem Jahr am 2. Dezember. Wer aber nach „dem“ Weihnachtsfest sucht und pünktlich zum 24. Dezember Gesang, Krippenspiele und Kerzenbeleuchtung erwartet, darf sich an den Heiligen Stätten auf einen ganzen Feiermonat einstellen. Denn „Heilig Abend“ wird im Heiligen Land gleich drei Mal zelebriert, am 24. Dezember, am 6. Januar bei den orthodoxen Christen und dann am 18. Januar zum Abschluss bei den Armeniern. Jeder hält sich an einen anderen Kalender.

Patriarchen -Konvoi mit Dudelsackpfeifern

Bethlehem liegt heute im palästinensischen Autonomiegebiet. Die Israelis karren mit Shuttlebussen die Touristen von Jerusalem in die benachbarte Geburtsstadt Jesu. Während muslimische Jungen auf dem Krippenplatz mit Cola-Büchsen Fußball spielen, können die Touristen einen bitteren arabischen Kaffee erwerben oder in rauchendem Fett gebackene Falafel genießen. Das eigentliche große öffentliche Weihnachtsfest mit Chören, Fernsehübertragung in alle Welt und einem Massenauflauf auf dem Krippenplatz vor der Geburtskirche findet natürlich in Bethlehem statt. Eine Touristenattraktion ist die Ankunft des Patriarchen-Konvois in Begleitung von Dudelsack spielenden uniformierten Pfadfindern. Doch der Weihnachtsgottesdienst wird nicht in der orthodoxen Geburtsgrotte gefeiert, dort wo Krippe, Esel und Ochs gestanden haben, sondern in der benachbarten katholischen Katharinenkirche. Diese wurde 1881 von Franziskanern an Stelle einer früheren Kirche errichtet und der heiligen Katharina von Alexandria geweiht.

Die Katharinenkirche in Bethlehem / Wikimedia Commons

Die Katharinenkirche in Bethlehem / Wikimedia Commons, Zairon

Titelbild: Die Geburtsgrotte in Bethlehem / Wikimedia Commons, Dirk D.

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