Chanukka: Das Lichterfest zur Winterzeit
von Johannes Gerloff
JERUSALEM. 12.12.2017 – Im Winter feiert das jüdische Volk „Chanukka“, das „Fest der Tempelweihe“. Dabei gedenkt man der Wiedereinweihung
(hebräisch „Chanukka“) des Tempels in Jerusalem. Man feiert den Sieg der Makkabäer über die Hellenisten.
Im Jahr 169 vor Christus hatte der syrische Seleuzidenherrscher Antiochus IV. Epiphanes den Tempel in Jerusalem geplündert und Schweinefleisch auf dem Altar geopfert. Viele Juden im Land hatten sich der hellenistischen Kultur angepasst. Die apokryphen Makkabäer-Bücher erzählen über diese Zeit.
Unter Führung des charismatischen Priesterfürsten Mattathias aus Modi’in begannen traditionsbewusste Juden einen Guerillakrieg gegen die Syrer und ihre jüdischen Sympathisanten. Nach dem Tod von Mattathias übernahm dessen Sohn Judas Makkabäus die Führung der Aufständischen. Nach ihm wurden das Priestergeschlecht der Hasmonäer dann auch als „Makkabäer“ bekannt. Judas schlug die Hellenisten, vertrieb sie aus der heiligen Stadt, reinigte den Tempel und weihte ihn neu dem Gott Israels.
Kreisel, Kerzen und gutes Essen
Nach jüdischem Kalender beginnt Chanukka am Vorabend des 25. Kislev, der in diesem Jahr auf den 13. Dezember fällt. Jeden Abend zünden jüdische Familien eine weitere Kerze am neunteiligen Chanukka-Leuchter, der „Chanukkia“, an. Acht Tage später, am Vorabend des 2. Tevet, brennen dann alle acht Kerzen der Chanukkia. Eigentlich brennen dann neun Kerzen, denn jeder Chanukkaleuchter hat noch eine neunte Kerze, den „Schamasch“, den „Diener“, mit dem die anderen Kerzen angezündet werden.
Laut rabbinischer Tradition wollten die Anhänger von Judas Makkabäus bei der Einweihung des Tempels den siebenarmigen Leuchter, die „Menorah“, im Tempel anzünden. Dazu war jedoch kultisch reines Olivenöl notwendig. Die frommen Juden fanden damals aber nur noch wenig Öl, das den strengen Vorschriften der Thora entsprach. Die vorhandene Menge Öl soll gerade für einen Tag gereicht haben. Das „Chanukkawunder“ war nun, dass diese kleine Menge Öl acht Tage lang ausreichte, den Leuchter im Tempel brennen zu lassen. Es reichte so lange, bis wieder neues, einwandfreies Olivenöl hergestellt werden konnte. Deshalb spielt bei den Chanukkabräuchen Öl eine große Rolle. Viele Leuchter werden auch heute noch traditionell mit Olivenöl genährt. Außerdem isst man an Chanukka in Öl gebackene Speisen, wie etwa Kartoffelpuffer oder Berliner.
Eine weitere Tradition, die besonders Kinder, nicht selten aber auch deren Väter begeistert, sind die Chanukkakreisel, die in allen möglichen Ausführungen angeboten werden. Man erzählt sich, die frommen Juden hätten nie aufgehört, die heiligen Schriften zu studieren, auch dann nicht, als ihnen das unter der Herrschaft des heidnischen Antiochus streng verboten war. Wenn damals unerwartet ein Staatsbeamter erschien, sollen sie die jüdischen Schriften schnell versteckt und irgendwelche Spiele als Vorwand ihres Zusammensitzens hervorgeholt haben.
Zum Anzünden der „Chanukkia“ werden traditionelle Segenssprüche und Gebete gesprochen. Auch in den Synagogengottesdiensten und Tischgebeten wird das Chanukkafest erwähnt. Das Chanukkalicht soll das Chanukkawunder öffentlich verkünden. Deshalb stehen viele Leuchter im Fenster oder im Hauseingang. Die engen Gassen im ultra-orthodoxen Viertel Mea Schearim oder auch in der galiläischen Bergstadt Zefat versinken an den Chanukkaabenden in eine heimelige Atmosphäre. Das Neue Testament erwähnt, dass Jesus in Jerusalem das Chanukka gefeiert hat (Johannes 10,22).
Titelbild: Ein orthodoxer Junge zündet die Kerzen an einem Chanukka-Leuchter an. Foto: Mendy Hetchman / Flash90