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Chanukka: Das jüdische Lichterfest, mehr als nur ein Kerzchen

von Nadine Haim Gani

JERUSALEM, 02.12.2021  – In Israel zünden heute Abend die jüdischen Familien die fünfte Kerze an. Um Chanukka zu feiern muss man nicht religiös sein, es hat Tradition und erinnert das jüdische Volk einmal mehr an seinen Kampf ums Überleben. Damals wie heute.

Chanukka das Lichtwunder

Das jüdische Lichterfest wird acht Tage lang gefeiert. Es ist ein sogenannter Halbfeiertag, ein Fest, das nicht auf biblische Gebote zurückgeht. Nach Sonnenuntergang, bei Anbruch der Dunkelheit, versammelt sich die ganze Familie. Zu Dankgebeten und Gesängen brennt jeden Tag eine Kerze mehr am traditionellen Chanukka-Leuchter. Schon die Kleinsten bringen ihre selbst gebastelten Leuchter und dürfen stolz die eigenen Kerzchen anzünden. Die Kerzenleuchter stehen meist auf dem Fensterbrett, um jedem vom spannenden Lichtwunder am jüdischen Volk zu berichten und das Licht der Kerzen in die Welt hinaus zu strahlen. Das Wunder hinter dem feierlichen Ambiente ist der Sieg über einen weiteren Versuch, das jüdische Volk zu vernichten.

Unter der griechischen Besatzung versuchten die Feinde, das jüdische Volk geistlich zu zerstören. Ein Verbot der Religionsausübung sollte das Judentum endgültig besiegen. Beim Aufstand der Makkabäer unter der heldenhaften Führung von Judas Makkabäus besiegten die jüdischen Krieger die Seleukiden und ihre hellenisierten Brüder und eroberten das Heiligtum zurück. Im Tempel wurde ein kleiner Rest geweihten Olivenöls gefunden, das die Menora, den siebenarmigen Leuchter im Tempel, nur einen Tag hätte erleuchten sollen. Doch auf wundersame Weise reichte das Öl für acht Tage. Genau so lange, bis wieder koscheres, geweihtes Öl hergestellt war.

In Erinnerung an dieses Wunder und das Überleben der jüdischen Religion werden nicht nur in Israel,  sondern weltweit acht Tage lang die Chanukka-Leuchter angezündet.

Mit selbst gebastelten Chanukkaleuchtern feiern schon die Kleinsten aufgeregt das Lichterfest. Foto: Privat

Traditionelles Essen

In Gedenken an das Lichtwunder dreht sich zu den festlichen Chanukka-Tagen alles um Öl – ganz besonders das Essen. Mit fettigen, ungesunden, aber doch sehr schmackhaften Lebensmitteln werden die Festtage zelebriert. Sufganiot (Berliner), Sfing’ (Marokkanische Donuts – gesprochen Sfinsch), Latkes (Kartoffelpuffer) und viele weitere deftige und süße Teilchen dürfen nicht fehlen und zieren die Festtische.

Nehmen Sie teil an den Chanukka-Feiertagen!

Wenn Sie auch Teil an unserem Chanukkafest haben möchten, erklären wir ihnen Schritt für Schritt die Segenssprüche zum Leuchten der Kerzen. Die Kerzen werden von links nach rechts angezündet. Jeden Tag eine Kerze mehr. Dabei wird eine sogenannte „Schamasch-Kerze“ (ein „Diener“) benutzt, mit der die anderen acht Kerzen angezündet werden. Die Schamasch wird in der Mitte des Leuchters platziert. Die Chanukka-Kerzen werden nach drei besonderen Segenssprüchen angezündet. Die Gebete hatten nicht nur zur damaligen Zeit tiefe Bedeutung, sondern stärken jeden Einzelnen von uns auch in der heutigen Drangsal:

Baruch Ata Ado-naj Elohejnu Melech Haolam Ascher Kideschanu Bemizwotaw, Weziwanu Ledhadlik Ner Chanukka. – Gelobt seist Du, Ewiger, unser GOTT, König der Welt, der uns durch seine Gesetze geheiligt hat; und uns befahl, die Chanukka-Kerzen zu leuchten.

Baruch Ata Ado-naj Elohejnu Melech Haolam Scheasa Nissim L’awotenu Bajamim Hahem Basman Hase. – Gelobt seist Du, Ewiger, unser GOTT, König der Welt, der unseren Vätern Wunder geschehen ließ, in jenen Tagen zu dieser Zeit.

Baruch Ata Ado-naj Elohejnu Melech Haolam Schehechejanu Wekimanu Wehigianu Lasman Hase. – Gelobt seist Du, Ewiger, unser GOTT, König der Welt, der uns Leben und Bestand gegeben und uns diese Zeit hat erreichen lassen. (Nur am ersten Chanukkatag)

Nachdem wir die Kerzen an unserem Leuchter angezündet haben, beten wir:

„Diese Lichter zünden wir an in Erinnerung der wundersamen und unsichtbaren Taten, der Errettung und Siege, die Du für unsere Väter vollbracht hast, in jenen Tagen zu genau dieser Zeit durch Deine heiligen Priester.  An allen acht Tagen von Chanukka sind diese Kerzen heilig und es ist nicht erlaubt, sie für irgendetwas anderes zu benutzen, als sie anzuschauen, so Dir zu danken und deinen großen Namen zu loben dank deiner wundersamen und unsichtbaren Taten und Deiner Errettung.“

Selbstgemachte marokkanische Donuts dürfen bei keinem Chanukkaabend fehlen. Foto: Privat

Leckere marokkanische Donuts

Im Anschluss darf es neben der geistigen Nahrung und unseren Danksagungen natürlich nicht an leiblicher Nahrung fehlen. Um die typisch marokkanischen Chanukka -Sfing kinderleicht nach zu backen, haben wir für Sie das passende Rezept:

Zutaten (ergibt ca. 30 Sfing):

1 kg Mehl

50 Gramm Trockenhefe

80 Gramm Zucker

1/2 Teelöffel Salz

800 ml lauwarmes Wasser

1,5 Liter Öl zum Frittieren

300 Gramm Zucker zum Bestreuen

Zubereitung:

01. In einer großen Schüssel das Mehl und die Hefe vermischen, den Zucker und das Salz hinzugeben und gut vermengen.

02. Die Hälfte des Wassers auf das Mehl gießen und den Teig mit den Händen kneten. Fügen Sie nach und nach das restliche Wasser hinzu und kneten Sie ein paar Minuten weiter. Sie erhalten einen weichen Teig.

03. Die Schüssel mit Klarsichtfolie abdecken und warten, bis sich das Teigvolumen verdoppelt hat (mindestens 1 Stunde).

04. Mit feuchten Händen den Teig kurz kneten, um ihm die Luft zu entnehmen, abdecken und erneut um das Doppelte aufgehen lassen.

05. Das Öl in einem niedrigen und breiten Topf erhitzen.

06. Tauchen Sie Ihre Hände in Wasser oder Öl und formen eine Mandarinengroße Kugeln. Mit den Daumen formen Sie ein Loch in der Mitte der Kugel. Den Teigring vorsichtig dehnen (auch wenn zu Beginn die Form nicht gelungen ist – lecker sind die Donuts dennoch).

07. Den Sfingring in das heiße Öl geben und beidseitig ca. 2-3 Minuten goldbraun braten.

08. Legen Sie den Sfing für ein paar Minuten auf Küchenpapier, um das überschüssige Öl zu absorbieren, und tauchen Sie den Teigring anschließend beidseitig in Zucker. Bei Belieben kann dem Zucker auch etwas Zimt beigemischt werden. Heiß servieren.

09. Bete’Avon – Guten Appetit!

Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und ein gesegnetes Chanukkafest!

Ihr Fokus Jerusalem Team

Titelbild: Der feierliche Chanukkaleuchter erstrahlt sein Licht in die Welt hinaus. Foto: Privat

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