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Chanukka: Coronavirus verdunkelt winterliches Lichterfest

JERUSALEM, 10.12.2020 (FJ/TM) Heute Abend entzünden Juden in aller Welt die erste Kerze des Chanukka-Leuchters. Chanukka ist das „Fest der Tempelweihe“. Dabei gedenkt man der Wiedereinweihung (hebräisch „Chanukka“) des Tempels in Jerusalem im Jahr 164 vor der Zeitenwende. Man feiert den Sieg der Makkabäer über die Hellenisten. Das Fest dauert bis zum 18. Dezember.

Zick-Zack-Kurs der Regierung

In diesem Jahr hat die israelische Regierung Beschränkungen angekündigt, um die Ausbreitung des Coronavirus an den Festtagen einzudämmen. In den vergangenen Tagen ist die Zahl der Neuinfektionen deutlich angestiegen, auf zuletzt über 1800 in 24 Stunden. Das Kabinett wollte ursprünglich einen Vorschlag genehmigen, der Besuche in den Häusern anderer Familien in den Abendstunden des Festes verbietet. Entsprechende Beschränkungen sollten dann auch während des Weihnachtsfestes gelten. Am Abend gab es dann eine überraschende Wende. Die Ministerrunde konnte sich nicht einigen, vorerst gelten somit keine zusätzlichen Maßnahmen. Die sollen erst in Kraft treten, wenn es pro Tag mehr als 2500 Neuinfektionen gibt.

Nach jüdischem Kalender beginnt Chanukka am Vorabend des 25. Kislev, der in diesem Jahr auf den 11. Dezember fällt. Jeden Abend zünden jüdische Familien eine weitere Kerze am neunteiligen Chanukka-Leuchter, der „Chanukkia“, an. Acht Tage später, am Vorabend des 2. Tevet, brennen dann alle acht Kerzen der Chanukkia. Eigentlich brennen dann neun Kerzen, denn jeder Chanukka-Leuchter hat noch eine neunte Kerze, den „Schamasch“, den „Diener“, mit dem die anderen Kerzen angezündet werden.

Ölwunder im Tempel

Laut rabbinischer Tradition wollten die Anhänger von Judas Makkabäus bei der Einweihung des Tempels den siebenarmigen Leuchter, die „Menorah“, im Tempel anzünden. Dazu war jedoch kultisch reines Olivenöl notwendig. Die frommen Juden fanden damals aber nur noch wenig Öl, das den strengen Vorschriften der Thora entsprach. Die vorhandene Menge Öl sollte gerade für einen Tag reichen. Das „Chanukka-Wunder“ war nun, dass diese kleine Menge Öl acht Tage lang ausreichte, den Leuchter im Tempel brennen zu lassen. Es reichte so lange, bis wieder neues, einwandfreies Olivenöl hergestellt werden konnte. Deshalb spielt bei den Chanukka-Bräuchen Öl eine große Rolle. Viele Leuchter werden auch heute noch traditionell mit Olivenöl betrieben. Außerdem isst man an Chanukka in Öl gebackene Speisen.

Eine weitere Tradition, die besonders Kinder, nicht selten aber auch deren Väter begeistert, sind die Chanukka-Kreisel, die sogenannten Dreidel. Man erzählt sich, die frommen Juden hätten nie aufgehört, die heiligen Schriften zu studieren, auch dann nicht, als ihnen das unter der Herrschaft des heidnischen Antiochus streng verboten war. Wenn damals unerwartet ein Staatsbeamter erschien, sollen sie die jüdischen Schriften schnell versteckt und die Spiele mit dem Dreidel als Vorwand ihres Treffens präsentiert haben.

Das Wunder öffentlich machen

Zum Anzünden der „Chanukkia“ werden traditionelle Segenssprüche und Gebete gesprochen. Auch in den Synagogengottesdiensten und Tischgebeten wird das Chanukkafest erwähnt. Das Chanukka-Licht soll das Chanukka-Wunder öffentlich verkünden. Deshalb stehen viele Leuchter im Fenster oder im Hauseingang. Das Neue Testament erwähnt, dass Jesus in Jerusalem das Chanukka-Fest gefeiert hat (Johannes 10,22).

Bild: Ein israelischer Junge vor einem Chanukka-Leuchter. Mit der „Diener“-Kerze wird die erste Kerze zum Fest entzündet. Foto: Mila Aviv / Flash90

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